Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
herum. Donna wirkte, als ob sie noch etwas einwenden wollte, aber dann folgte sie dem Jungen, ohne etwas zu sagen.
Roan fand Beau in einem Ulmendickicht, wo sich seine Leine in einem umgestürzten Baum verheddert hatte. Der große Bluthund war überglücklich, ihn zu sehen. Sobald Roan ihn befreit hatte, rannte er schon wieder laut bellend davon, zum See hinunter.
Er hielt mit dem Hund so gut er konnte Schritt. Er sprang über Dornengestrüpp, duckte sich unter tief hängenden Asten hindurch und wurde fast umgerissen, weil Beau so unbändig an seiner Leine zerrte. Wenig später ragte der Indianerhügel vor ihnen auf. Auf dem lang gestreckten Erdwall erhoben sich aus einem Unterholz, das aus Hartriegel, Immergrün, Palmetto und unendlich vielen Arten von Dornensträuchern bestand, jahrhundertealte Eichen. Jenseits dieser natürlichen Grenze lag der offene See.
Roan gab einen leisen Befehl, dann kletterte er mit Beau am südlichen Ende durch das Unterholz auf den Hügel. Als sie oben angelangt waren, hielt er Beau an der kurzen Leine und blieb stehen, wobei er das spanische Moos, das von den Zweigen einer großen Eiche wie ein Vorhang herunterhing, als Deckung benutzte. Während er so dastand, kehrten die Geräusche der Nacht zurück: Der schrille Chor der Zikaden setzte ebenso wieder ein wie das Quaken der Frösche, in einiger Entfernung ertönte der Ruf einer Schleiereule. Über seinem Kopf ächzte ein Ast im Wind.
Dann hörte er sie, einen leisen Fluch, gefolgt von einem dumpfen Scheppern. Als er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, herumwirbelte, sah er zwei schemenhafte Gestalten, die sich vor der hellen Oberfläche des Sees, auf der sich das Mondlicht spiegelte, abhoben. Einer war groß und dünn, der andere klein und untersetzt. Sie beugten sich über etwas, das wie ein leichtes Aluminiumboot aussah, das am Ufer lag.
Konnte sein, dass die beiden Camper waren. Schatzsucher vielleicht, die ihren Sommerurlaub dazu benutzten, sich hier einzuschleichen und nach Mike Finks verstecktem Gold zu buddeln. Oder sie waren hinter indianischen Artefakten her und waren wachsam, um zu verhindern, dass sie ertappt wurden, weil sie wussten, dass sie sich auf privatem Grund und Boden bewegten.
Und doch war Roan sich sicher, dass sie nichts von alldem waren. Er hatte sich in den letzten Tagen den Kopf darüber zerbrochen, warum es keine Spur von Zits und Big Ears gab und was sie als Nächstes vorhaben mochten. Jetzt brauchte er sich seinen Kopf nicht mehr zu zerbrechen.
Sich dem Haus per Boot zu nähern war nur logisch. Ein Boot war leise, hinterließ keine Spur und war aufgrund der Ähnlichkeit der Modelle schwer zu identifizieren. Hinzu kam, dass Besucher, die nach Dog Trot wollten, oft über den Wasserweg kamen. Clay wählte diesen Weg ständig. Aber die beiden Männer waren von Beau entdeckt worden, der wie ein Irrer gebellt hatte. Jetzt befanden sie sich auf dem eiligen Rückzug, sie hatten ihr leichtes Boot bereits losgemacht und wateten bereits ins Wasser, um an Bord zu klettern. Noch ein paar Sekunden, dann würden sie fort sein.
Roan ließ Beau von der Leine. „Los!" befahl er. „Fass!"
Der große Bluthund schoss schnell davon und Roan setzte ihm sofort nach.
Das dichte Unterholz nahm ihm die Sicht, er konnte jedoch Beaus aufgeregtes Bellen und die panischen Schreie der beiden Männer hören. Wasser spritzte auf, und einer der Eindringlinge brüllte einen Fluch, dem ein dumpfer Aufprall folgte, als ob er kopfüber in das Boot gekracht wäre. Ein Außenbordmotor wurde angeworfen, stotterte und ging aus. Der Motor heulte wieder auf, eine Fehlzündung knatterte.
Als Roan einen Moment später aus dem Unterholz trat, sah er, dass sich das Boot in Schlangenlinien vom Ufer entfernte. Beau war im See und paddelte hinterher. Der Mann auf dem Vordersitz langte hinter sich und zog etwas aus seinem Hosenbund, in dem sich das schwache Funkeln der Sterne brach. Er riss es herum und richtete es auf Beau.
Roan blieb abrupt stehen, zog seine Waffe, zielte und schoss. Der Schuss krachte, und direkt vor dem Boot spritzte eine Fontäne auf. Die beiden Männer schrien auf und gingen eilig in Deckung. Das Motorboot fuhr einen Moment Zickzack, dann nahm es wieder Kurs auf und raste mit schäumendem Kielwasser davon.
Roan kniff die Augen zusammen und schaute dem Boot so lange wie möglich nach. Obwohl er die Männer in der Dunkelheit nur undeutlich sehen konnte, glaubte er doch dieselben zu erkennen, die die Ü
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