Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
aber auch, um sicher zu sein, dass er außer Hörweite war. Doch noch bevor er sich wieder zu Donna umdrehte, sagte sie: „Das waren Big Ears und Zits, stimmt's?"
„Sieht ganz danach aus."
„Und es sieht auch danach aus, dass sie gewartet haben, bis Sie weg waren."
Ihre Stimme klang angespannt, aber fest. Wo war ihre Panik angesichts dieses zweiten Versuchs, sie zu entführen oder womöglich sogar zu töten? „Und das zeigt, dass sie das Haus beobachtet haben", sagte er.
Sie nickte. „Ich würde sagen, es bedeutet auch, dass Dog Trot nicht sicher ist."
Sie hatte Recht, aber das hieß nicht, dass ihm das gefallen musste. Wenigstens hatte sie ihm nicht direkt die Schuld gegeben. Allerdings brauchte sie das auch gar nicht, weil er das bestens allein erledigen konnte. Zu seiner eigenen Verteidigung sagte er: „Vielleicht wüsste ich besser, was zu tun ist, wenn ich wüsste, was hier eigentlich vorgeht. Und wenn ich mir keine Sorgen machen müsste, dass mein Sohn bei Ihnen den ritterlichen Helden spielt."
„Es tut mir Leid, wenn Sie denken, dass ich dafür hätte sorgen müssen, dass er im Haus bleibt. Er sagte, dass er mit einer Waffe umgehen kann, und er wirkte, als ob er wüsste, was er tut."
„Fühlen Sie sich jetzt schuldig?" fragte er. Es war interessant, dass das der Fall sein könnte. Er hatte nichts von ihr erwartet, obwohl sie seltsamerweise selbst etwas von sich erwartet zu haben schien.
„Ganz bestimmt nicht, Sheriff. Dass ich bei Ihnen einziehe, war schließlich nicht meine Idee."
„Dann muss ich mir also alles, was passiert, selbst zuschreiben? Obwohl man mich im Dunkeln tappen lässt?"
„Ich kann Ihnen versichern, dass ich ebenso im Dunkeln tappe wie Sie, aber ich bezweifle, dass Sie mir glauben."
Sie klang verschnupft und nicht besonders hoffnungsvoll. Und das war auch gut so, weil sie Recht hatte.
In dem Lichtschein konnte er sehen, wie sich die Spitzen ihrer Brüste unter dem roten T-Shirt, das sie trug, abzeichneten. Das Wissen, dass sie unter ihrer spärlichen Kleidung nackt war, wirkte plötzlich wie ein Aphrodisiakum auf ihn. Zusammen mit dem Adrenalin, das immer noch durch seinen Kreislauf gepumpt wurde, löste es vollkommen unangebrachte Impulse in ihm aus.
Er musste weg von ihr, musste warten, bis sein Zorn verraucht war, sonst sagte oder tat er womöglich etwas, das er hinterher bereute. Aber irgendetwas trieb ihn an, eine tief sitzende Wut, die sich gegen sie richtete, ja, aber auch gegen ihn selbst und die ganze unmögliche Situation, in der sie sich befanden. Er hasste, was sie war, aber es ließ sich nicht ändern. Und irgendwo unter all dem brodelte eine Anziehungskraft, die sich immer schwerer kontrollieren ließ.
Sie war in dem Moment ausgelöst worden, in dem er neben ihr gekniet und ihr ins Gesicht geschaut hatte - in das Gesicht der Frau, auf die er geschossen hatte. Und seitdem war sie von Tag zu Tag stärker geworden. Er hatte viele Stunden an ihrem Bett gestanden, während sie schlief, und sich jeden Quadratzentimeter ihres Gesichts eingeprägt, ihren Duft eingeatmet und sich ihren Körper unter dem Laken ausgemalt. Er fühlte sich auf eine primitive Art und Weise, die er selbst nicht verstand, für sie verantwortlich. Aber es war mehr als das. Er wünschte sich so brennend, mit ihr zusammen zu sein, wie er sich als Junge am Weihnachtsmorgen gewünscht hatte, an den Weihnachtsmann zu glauben, obwohl er gewusst hatte, dass es ihn nicht gab.
Die Kleider, die sie anhatte, waren dieselben, die er vor dem Abendessen in den Trockner geworfen hatte. Sie musste sie herausgeholt haben, nachdem er weggegangen war. Das zeigte, dass es ihr viel besser ging, als er gedacht hatte, besser, als zu erwarten gewesen war. An diesen Gedanken klammerte er sich wie an einen Rettungsanker.
„Heute Nachmittag waren Sie noch zu schwach, um sich aufzusetzen, und jetzt schaffen Sie es sogar, Beau nachzurennen. Eine wundersame Genesung, finden Sie nicht auch?"
„Ja, erstaunlich, was ein bisschen Ruhe bewirken kann."
Die Worte waren ziemlich schnippisch, aber ihre Stimme klang angestrengt. Er deutete mit dem Kopf auf den schwarzen Wald. „Und Sie sind sich ganz sicher, dass es kein Mitternachtsrendezvous war?"
„Mit Jake, nur so zum Spaß? Was haben Sie bloß für eine Meinung von mir, Sheriff! Erst unterstellen Sie mir Fesselspiele und dann auch noch die Verführung von Minderjährigen, und das alles basierend auf einem Stückchen Videoband, das nicht das Geringste aussagt,
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