Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
berwachungskamera beim Ü berfall auf den Gemischtwarenladen aufgenommen hatte. Das Boot war wahrscheinlich am öffentlichen Anlegeplatz gemietet worden. Das würde er morgen früh gleich als Erstes überprüfen.
Roan nahm seine Waffe herunter. Es wäre keine Schwierigkeit gewesen, auf die beiden Männer zu schießen, statt dem Boot einen Schuss hinterherzuschicken. Es war keine Option. Zum einen war es möglich, dass er sich irrte, und das Letzte, was ihm noch fehlte, war es, sein Gewissen mit dem Tod irgendeines halbwüchsigen Straftäters zu belasten. Vor allem aber war es nicht seine Art.
Er pfiff Beau, wobei er dem Boot immer noch mit dumpfer Wut nachschaute. Er brannte darauf, die Männer in die Finger zu bekommen. Sie hatten alle Antworten auf die Fragen über seinen Logiergast, die er brauchte. Ihnen so nah gekommen zu sein und sie dann doch nicht zu schnappen, war dermaßen frustrierend, dass er sich am liebsten jedes Haar einzeln ausgerauft hätte.
Dabei hätte er eigentlich daran gewöhnt sein müssen, mit leeren Händen dazustehen; immerhin passierte das bei seiner Arbeit oft genug. Doch diesmal war es etwas anderes; es war noch viel persönlicher als normalerweise. Warum das so war, abgesehen von der Tatsache, dass die Männer auf seinen Grund und Boden eingedrungen waren, wusste er nicht, und er war auch nicht darauf vorbereitet, es herauszufinden. Es war einfach das, was er fühlte.
Beau kam aus dem See und schüttelte sich so heftig, dass das Wasser in alle Himmelsrichtungen spritzte. Roan ließ eine halb strenge, halb humorvolle Beschwerde vom Stapel, während er den Hund tätschelte und lobte. Dann machten sich die beiden auf den Rückweg nach Dog Trot.
Der Hund ging, mit der Nase immer dicht am Boden, voran. Kurz bevor sie aus dem Schutz der Bäume in den Garten hinter dem Haus traten, stieg aus seiner Kehle ein Knurren auf, und er blieb, die Vorderpfoten fest in den Boden gerammt, stehen.
„O je, Beau", kam Jakes Stimme durch die Dunkelheit. „Kennst du Donna immer noch nicht?"
Der Hund wedelte mit dem Schwanz, und Roan folgte ihm auf die Terrasse, wo Donna und Jake in dem Lichtschein standen, der von der Küche nach draußen fiel.
„Habe ich nicht gesagt, ihr sollt ins Haus gehen?" Roans Stimme klang sogar in seinen eigenen Ohren scharf, aber dieses zweite Nichtbefolgen seiner Anweisungen war noch weniger hinnehmbar als das erste.
Jake zog ganz kurz den Kopf ein, gab aber nicht klein bei. „Wir waren drin, bis wir den Schuss hörten, dann sind wir aus Angst, dass dir etwas passiert sein könnte, rausgelaufen. Was war denn los?"
„Ich habe einen Warnschuss abgegeben, weil sie auf Beau schießen wollten." Er hätte sich denken können, dass sie sich Sorgen machen würden. Und es dauerte eine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass er in Gedanken Donna mit einbezogen hatte, vielleicht weil sie so blass und still war. Er hätte eine Menge darum gegeben, zu erfahren, was wirklich in ihr vorging. Aber er würde es herausfinden, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab.
„Sie sind verduftet, stimmts? Hast du gesehen, wer sie waren?" fragte Jake.
„Nicht genau."
„Ich gehe jede Wette ein, dass es keine Schatzsucher waren. Dafür waren sie zu nah am Haus." Der Junge runzelte die Stirn, während er Donna mit einem kurzen Blick streifte und dann seinen Vater wieder anschaute. „Glaubst du, dass sie zurückkommen?"
Roan umklammerte die Waffe, die er immer noch in der Hand hielt, fester und sagte nur: „Schwer zu sagen."
„Ich meine, vielleicht schleichen sie sich heute Nacht ja wieder an, weil sie denken, dass wir bestimmt nicht damit rechnen, dass sie es gleich noch mal versuchen könnten. Sie müssen schon ganz schön unverschämt sein, dass sie sich hierher trauen. Oder ganz schön verzweifelt."
Manchmal war Jake gescheiter, als gut für ihn war. Roan deutete mit dem Kopf auf den Zwinger und sagte: „Falls sie zurückkommen, dann bestimmt nicht so bald. Am besten bringst du Beau für heute Nacht zu den anderen Hunden in den Zwinger."
„Jetzt?" fragte Jake ungläubig.
„Jetzt gleich, als eine Art Frühwarnsystem." Roan hob die Stimme nicht, aber sein Ton ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er keine Lust auf eine Auseinandersetzung hatte.
Jake schaute von ihm zu Donna, dann wieder zurück, als ob er den Verdacht hätte, dass hinter der Aufforderung noch etwas anderes steckte. Aber dann trollte er sich ohne Widerrede.
Roan schaute dem Jungen nach, teilweise aus Vorsicht,
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