Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
ohne Regeln und Verpflichtungen alles hinschmeißen."
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Und wäre das so schlecht?"
„Gelegentlich hat das für jeden von uns seinen Reiz, aber es ist keine Lösung. An irgendeinem Punkt muss man sich entscheiden, sonst läuft man im Kreis. Wie man es auch macht, die Probleme sind immer noch da. Was also ist die Antwort?" Er wartete, um zu sehen, ob sie endlich mit der Wahrheit herauskommen oder ob sich der Vorhang zu einer weiteren Szene ihres endlosen Theaterstücks heben würde.
Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, dann bewegte sie sich langsam an der Brüstung entlang. Ohne darüber nachzudenken folgte er ihr, fast instinktiv ihre Nähe suchend, wobei er sich in Gedanken für seine Schwäche verfluchte. Sie war in seiner Obhut. Das musste er um jeden Preis im Kopf behalten.
„Vielleicht möchte ich mich ja lieber nicht erinnern", sagte sie schließlich gepresst.
Das war zwar nicht ausgeschlossen, aber darauf wetten wollte er auch nicht. Also hüllte er sich zunächst in ein beredtes Schweigen.
„Genau gesagt ist es mir egal, wenn ich mich nie mehr erinnere. Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen, auf dem Land zu leben, mich den Jahreszeiten anzupassen, im Garten zu arbeiten und nachts die Sterne zu betrachten."
„Ihrem Fußkettchen nach zu urteilen würde ich sagen, dass die Sterne in Ihrer Welt ein bisschen heller leuchten", sagte er mit leisem Spott.
Ihr Lachen klang angestrengt. „Wegen der Strasssteine?"
„Da würde Ihnen der örtliche Juwelier aber vehement widersprechen. Er sagt, dass es lupenreine Brillanten sind. Wir haben ein Foto der Kette ins nationale Netz gestellt, aber bis jetzt hat sich noch nichts ergeben."
„Sie meinen, sie wurde nirgends als gestohlen oder verloren gemeldet."
„Und angefertigt haben will es bis jetzt auch niemand."
„Sie denken wirklich an alles", sagte sie tonlos.
„Ich versuche es." Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: „Es gibt Hilfen, um sich zu erinnern, wenn Sie einverstanden sind. Unter anderem Hypnose."
Sie straffte die Schultern und schaute ihn herausfordernd an. „Sie erwarten von mir, dass ich Sie in meinem Gedächtnis herumstochern lasse?"
„Nicht ich. Dr. Watkins hat eine Zulassung, und in besseren Händen könnten Sie nicht sein."
„Ich glaube nicht, danke."
„Fürchten Sie sich vor dem, was wir finden könnten?"
„Wie schon gesagt, ziehe ich mein Gedächtnis so wie es ist vor, auch mit seinen Lücken."
Sie hatte auf alles eine Antwort. Das musste er trotz allem bewundern. „Sie könnten sich an etwas erinnern, das beweist, dass Sie unschuldig sind."
„Ach, du meine Güte, Sir Roan, versuchen Sie jetzt auch noch, meine Probleme zu lösen?"
Er zuckte zusammen. Er hatte gewusst, dass er ihr damit, dass er ihr aus seinem Leben erzählte, eine Waffe aushändigte, aber er hatte erwartet, dass sie mehr Skrupel hätte, sie einzusetzen. Er musste mit seinen Vermutungen der Wahrheit ziemlich nah gekommen sein. Das war ein verheißungsvoller Gedanke, doch er hütete sich, sich etwas anmerken zu lassen.
„Ich tue nur meine Arbeit", sagte er ruhig. „Dazu gehört es, Ihre Probleme zu lösen, da sie den Fall betreffen."
„Mit anderen Worten, Sie wollen mich so bald wie möglich loswerden."
„Ihr Aufenthalt auf Dog Trot sollte nie etwas anderes sein als vorübergehend", erwiderte er gleichmütig.
Ihre Mundwinkel zuckten. „So ist es. Zu schade."
„Was wollen Sie damit sagen?"
Ihr Blick wanderte zu dem Stern an seiner Hemdbrust und verweilte dort. Einen Augenblick lang glaubte Roan, sie würde die Hand ausstrecken und den Stern berühren, so wie sie es schon einmal getan hatte. Als sie sprach, war ihre Stimme tief und nicht ganz fest: „Wenn wir genug Zeit hätten, würden wir uns vielleicht besser verstehen."
Meinte sie das, was er dachte? Es brachte nichts, darüber zu spekulieren. „Ich glaube, wir verstehen uns gut genug", gab er scharf zurück.
„Glauben Sie wirklich? Aber es gibt immer Raum für ... Verbesserungen."
Es war die Nagelprobe für seine Willenskraft und seinen Schwur, sie nicht mehr anzufassen. Sie forderte ihn heraus, ja, sie machte sich sogar lustig über ihn, weil sie genau wusste, dass er sie wollte. Sie glaubte, sie könnte den ältesten Trick der Welt anwenden, um ihn vergessen zu machen, warum er sie hier festhielt, um ihn alles vergessen zu machen außer der süßen, oh, so süßen Lust, sie zu schmecken, sie zu besitzen. Und
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