Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
umgeschaut."
„Sie und Jake."
„Nein, nur ich. Aber ich bin trotzdem davon ausgegangen, dass Sie nichts dagegen haben."
„Sie haben sich geirrt." Er war einen Moment lang fast gerührt, weil sie seinen Sohn entlastet hatte, obwohl er sich fragte, was sie wohl für eine Vorstellung von ihm haben mochte, wenn sie glaubte, Jake vor seinem Vater in Schutz nehmen zu müssen.
Sie brachte die Schaukel zum Stillstand und hielt ihm ihr Fußgelenk hin. „Wenn Sie mir das abnehmen, müssen Sie nicht mehr darüber nachdenken, was ich während Ihrer Abwesenheit treibe, weil ich dann nämlich mehr zu tun hätte, als in Ihren Sachen herumzuschnüffeln."
„Wie zum Beispiel zu verschwinden."
„Ich bin doch nicht blöd."
„Und wenn ich Sie in Ihrem Zimmer einsperre, brauche ich mir auch keine Gedanken zu machen."
„Das würden Sie nicht tun!"
Da war er sich gar nicht so sicher. Diese Frau hatte eine unheimliche Fähigkeit, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen, deshalb sagte und tat er dauernd Dinge, die alles andere als rational durchdacht waren. Er musterte angelegentlich seine Stiefelspitzen, während er langsam ein- und ausatmete. Schließlich seufzte er und stützte sich wieder mit den Händen auf der Brüstung ab. „Vielleicht nicht", sagte er. „Heute jedenfalls nicht."
„Aber Sie wären dazu imstande", sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. „Vor allem, wenn ich versuchen würde, dieses Haus ein bisschen wohnlicher zu machen und weniger wie ein Museum."
„Dog Trot ist gut so, wie es ist", antwortete er abwehrend. „Wir brauchen hier keine Staubfänger, die bloß unnütz herumstehen."
„Die meisten Leute betrachten Familienandenken nicht als Staubfänger."
„Egal, jedenfalls hat Jake zwei wertvolle Porzellanfiguren und ein oder zwei Vasen beim Ballspielen im Haus kaputtgemacht. Das war kurz nachdem meine Mom gestorben war. Dann waren mein Dad und ich der Meinung, dass die wertvollen Sachen auf dem Speicher besser aufgehoben sind."
„Er ist kein Kind mehr", protestierte sie.
„Ihre Sorge um unser Wohlergehen ist wirklich rührend, oder wäre es, wenn ich es Ihnen abnehmen würde. Leider tue ich das nicht. Was haben Sie davon? Was wollen Sie?"
„Nichts",-sagte sie und begann wieder zu schaukeln. „Ich habe nur nachgedacht, über Erinnerung, aus offensichtlichen Gründen. Fotos sind das beste Mittel, die Vergangenheit wach zu halten. Und sie helfen Kindern, sich verbunden zu fühlen und die Dinge zu verstehen, die passiert sind. Wenn von Jakes Mutter ein paar Bilder herumstehen würden, wäre sie vielleicht nicht so ein Geheimnis."
„So viele gibt es nicht", wehrte er schroff ab.
„Eins dann eben. Jakes Mutter sah hübsch aus auf dem Hochzeitsfoto, aber so jung und so ... zerbrechlich."
Das war eine feinsinnige Beobachtung. „Stimmt. Sie wollte verheiratet sein, aber für sie war es wie ein Märchen. Nach der großen Sache mit der Hochzeit hasste sie alles, was damit zusammenhing, vor allem hasste sie es, schwanger zu sein und ein Kind zu haben. Solange Jake lächelte, machte es ihr Spaß, mit ihm zu spielen, aber sobald er weinte, gab sie ihn weiter, an mich, an meine Mutter oder meinen Vater. Deshalb weiß ich wirklich nicht, was es Jake helfen sollte, daran erinnert zu werden, dass seine Mutter versucht hat, sich nach seiner Geburt das Leben zu nehmen und ihn dann verlassen hat."
Ihre Augen waren dunkel, als sie ihn anschaute. „Jake hat erzählt, dass sie depressiv war, aber ich wusste nicht, dass sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen."
„Mit meiner Pistole", sagte er.
„Ich ... es tut mir Leid."
„Dass es passiert ist oder dass Sie die Sprache darauf gebracht haben? Da Sie jetzt schon so viel wissen, können Sie den Rest auch noch erfahren. Es ist hier in diesem Haus passiert, in dem Zimmer, in dem Sie schlafen. Wir lebten mit meinen Eltern zusammen - es ist ein großes Haus, und Carolyn war nicht scharf darauf, die Verantwortung für ein eigenes Haus zu tragen. Ich hatte an diesem Tag dienstfrei, deshalb hing mein Holster über einem Stuhl in unserem Schlafzimmer. Dad und ich waren mit den Hunden hinter der Scheune, wir trainierten einen neuen Leithund. Als ich den Schuss hörte, rannte ich ins Haus. Ich fand sie in dem weißen Nachthemd, das sie in der Hochzeitsnacht angehabt hatte, auf dem Boden liegend. Sie hatte versucht, sich in den Kopf zu schießen, aber es war schiefgegangen, und ich ..." Er unterbrach sich, nicht ganz sicher, wie er fortfahren sollte
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