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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich besitze nichts."
    „Ihr Dad hat Ihnen sein ganzes Vermögen hinterlassen. Er war nicht unbedingt wohlhabend, aber in den letzten Jahren gab es nicht mehr viel, was er sich von seinem Gehaltsscheck leisten wollte, und er hatte ein Faible für Investitionen. Sein Vermögen beläuft sich auf rund eine halbe Million Dollar."
    Sie sah ihn völlig ungläubig an. In Hazaristan hätte man mit so viel Geld für den Rest des Lebens hervorragend ausgesorgt. Ein Mann, der ein ganzes Jahr hindurch hart arbeitete, brachte es auf umgerechnet zweitausend Dollar, und ein Dollar entsprach in der Landeswährung fast fünftausend Hazari. Wenn Ahmad von dieser Erbschaft erfuhr, würde er sie niemals von hier fortgehen lassen.
    Fast in derselben Sekunde wurde ihr klar, dass er ja schon längst davon wusste! Warum sonst sollte er auf einmal so sehr daran interessiert sein, sie zu verheiraten? Solange sie ledig war, blieb sie amerikanische Staatsbürgerin und hatte damit das Recht, mit dem Vermögen ihres Vaters zu machen, was sie wollte. Sobald sie aber mit einem hazaristanischen Mann verheiratet war, wurde sie zu einer Unperson, die alle finanziellen Dinge komplett in seine Hände zu geben hatte. Der Koran verbot zwar eine Ehe zwischen Stiefgeschwistern, doch Ahmad musste sie nur mit einem seiner Waffenbrüder der Taliban verheiraten, der ihm ohnehin untergeben war, und dann konnten die beiden ihr Vermögen aufteilen, wie es ihnen gefiel.
    „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie hergekommen sind, um mir das alles zu erzählen", sagte sie zu dem Mann, der beherrscht schweigend neben ihr stand. „Nur, glaube ich, ist es nicht möglich, dass ich mit Ihnen mitgehe."
    „Wie bitte?" Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sie in der Dunkelheit an.
    Die Weigerung klang in ihren Ohren noch unsicherer, als er es empfunden haben musste. Vermutlich lag es daran, dass sie schon zu lange daran gewöhnt war, unterwürfig zu reden und niemanden vor den Kopf zu stoßen. Sie versuchte es noch einmal: „Mein Leben spielt sich jetzt hier ab. Ich habe Freunde und Verpflichtungen, die ich nicht im Stich lassen kann."
    „Klingt fast so, als würden Sie bis zum Hals in einer Sache stecken, die Ihnen eine Hauptrolle in einem Schauspiel verschaffen könnte, wie wir es uns gestern angesehen haben."
    Es war offensichtlich, dass er damit auf ihre Aktivitäten für RAWA anspielte. Mit schneidender Stimme erwiderte sie: „Woher wissen Sie das?"
    „Sagen wir, ich habe so meine Quellen."
    Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte. „Dann sollten Sie es auch verstehen."
    „Das versuche ich, aber es ist verdammt schwierig zu begreifen, warum Sie an einem Ort bleiben wollen, an dem Frauen wie Dreck behandelt werden."
    „Es geht nicht darum, was ich tun will, sondern darum, was ich tun muss", gab sie gereizt zurück, da ihr seine Andeutung nicht gefiel, sie wisse nicht, was für sie am besten sei. „Ohne diese Sache wäre ich längst tot, diese Frauen sind für mich so etwas wie eine Familie geworden. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich werde hier gebraucht, sehr sogar. Es ist gut, junge
    Mädchen zu unterrichten, ihnen Wissen zu vermitteln, das ihnen helfen wird, nicht zu Sklaven der Männer zu werden, nur weil man ihnen nichts beigebracht hat. Ich lasse sie an wunderbaren Wahrheiten teilnehmen, wenn ich vor ihnen stehe und ihnen sage, wie es ist, in einem Land zu leben, in dem niemand die Frauen kontrolliert, in dem Frauen tragen, sagen und denken können, was sie wollen. Ich habe hier eine Funktion, eine Rolle, eine..."
    „Eine Mission?" fragte er, als sie einen Moment lang stockte.
    „Wenn Sie so wollen."
    „Und welchen Nutzen hat die Mission davon, wenn Sie tot sind?"
    Sie hob eine Schulter. „Vielleicht kann ich andere inspirieren, meinem Vorbild nachzueifern."
    „Aha, und damit wäre dann alles geregelt, wie?"
    Sie musste wegsehen, da sein Sarkasmus sie erkennen ließ, dass er nicht verstehen konnte, wie sehr es die Seele tötete, wenn man Tag für Tag nur unterdrückt wurde, und wie belebend es war, dagegen anzukämpfen. „Sie sind ein Mann. Wie kann ich von Ihnen erwarten, dass Sie das verstehen?"
    „Darum geht es nicht."
    „Doch, darum geht es", beharrte sie mit fester werdender Stimme. „Sie haben nie eine Burqa getragen, die einen erstickt und einengt und die die Frau zu einem gesichtslosen, wandelnden Stück Stoff macht. Sie sind noch nie geschlagen worden, weil Sie versehentlich ein kleines Stück

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