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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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warum es mir so wichtig ist."
    „Sicher. Ich frage mich nur, ob das der wahre Grund oder vielleicht nur eine Ausrede ist. Du bist zu intelligent, um hier lebendig begraben zu sein."
    Sie drückte den Rücken durch und baute sich vor ihm auf, obwohl sie ihm nur bis zum Kinn reichte. „Du kannst glauben, was du willst. Ich habe dir meine Antwort gegeben. Akzeptiere sie, sonst werde ich dir jetzt schon sagen, dass ich nicht mitgehen kann."
    Er murmelte etwas, das nach einem Fluch klang, während er seine Hand ein wenig hob und zur Faust ballte.
    Chloe zuckte unwillkürlich zusammen.
    Wade ließ seine Hand wieder sinken und sah sie eindringlich an, ehe er unmissverständlich erklärte: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Frau geschlagen."
    „Nein, ich ... das war nur ein Reflex." Sie erkannte jetzt, dass er diese Geste aus Verbitterung heraus gemacht hatte.
    „Das weiß ich auch, verdammt noch mal. Was ich nicht kapiere, ist, dass du solche Angst hast, und trotzdem willst..." Er presste die Lippen aufeinander und drehte ihr den Rücken zu.
    Er war wütend und vielleicht auch in seinem Stolz verletzt, so dass sie sich vorstellen konnte, dass er sie auch gegen ihren Willen mitnehmen würde. Es war erstaunlich und beunruhigend zugleich. „Es tut mir Leid. Ich wollte dich wirklich nicht kränken, glaub mir."
    „Gott, entschuldige dich doch nicht. Das macht alles nur noch schlimmer." Er sah einen Moment hinauf zu den Blättern des Maulbeerbaums. „Schon gut. Du kommst übermorgen zum Markt, klar?"
    „Und wenn ich es nicht mache?"
    „Ich bin hergekommen, um dich aus dieser Hölle zu holen. Du kommst mit, so oder so."
    Das hörte sich nach einer Drohung an. „Was hast du da gerade gesagt?"
    Er antwortete nicht, sondern machte einige schnelle Schritte, packte einen der unteren Aste des Baums, und nach einer schwungvollen Bewegung zur Seite war er auf der Mauer gelandet, wo er nichts weiter war als ein Schatten zwischen den raschelnden Zweigen des Baums. Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Chloe war wieder allein im Garten, allein mit ihren Ängsten und ihrem Kummer.

3. KAPITEL
     
    Wade Benedict stand auf der anderen Seite der Mauer und wartete, bis er hörte, dass eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Chloe Madison war damit wieder sicher ins Haus zurückgekehrt und sah sich hoffentlich nicht mit irgendwelchen Konsequenzen aus seinem heimlichen Besuch konfrontiert. Erst dann entfernte er sich vom Haus und ging in die Nacht, um in die Stadtmitte zurückzukehren, wo ein schäbiges Hotelzimmer auf ihn wartete.
    Er benutzte nur die Seitenstraßen und schlich mit größter Vorsicht durch die Dunkelheit. In Ajzukabad war so wie in allen hazaristanischen Städten eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden, von der er als Amerikaner natürlich nicht ausgenommen war. Seine Nationalität war sogar ein Grund mehr, dass ihm jemand den Schädel spaltete oder er schneller als sonst üblich einen Ausflug ins Gefängnis unternahm. Der Hass auf den Westen hatte seit dem Angriff der USA auf Afghanistan noch zugenommen, und das machte ihn viel eher zur wandelnden Zielscheibe.
    Die letzten Minuten mit Chloe Madison liefen wie ein schlechter Film noch einmal in seinem Kopf ab. Er konnte es nicht fassen, dass sie wirklich geglaubt hatte, er würde sie schlagen. Diese Reaktion verriet ihm mehr, als er über ihr gegenwärtiges Leben hatte wissen wollen. Es ging ihm sehr gegen den Strich, Johns Tochter noch weitere sechsunddreißig Stunden den Launen ihres Stiefbruders auszusetzen.
    Laut der über Ahmad zusammengetragenen Akte war er von seinem Großvater streng nach den Lehren der islamischen Fundamentalisten erzogen wurden, und seine Begegnung mit den Taliban hatte diese Ansichten nur noch weiter gefestigt. Durch die Mullahs an der Schule, die er in Kabul besucht hatte, war er weiter mit der Vorstellung indoktriniert worden, dass Frauen moralisch ungefestigte Wesen sind, die stets kontrolliert werden mussten, und dass der Westen an allem die Schuld trug, was einer moslemischen Nation an schlechten Dingen widerfuhr. Das Ergebnis war ein ausgeprägter Hass auf Frauen und alles Westliche. Dass sein Vater eine Amerikanerin geheiratet hatte, war für Ahmad eine ungeheure Beleidigung und ein schwerer Makel für die Familienehre gewesen. Es kursierten Gerüchte, er habe sich seiner Stiefmutter entledigt, indem er dafür sorgte, dass sie auf offener Straße getötet wurde, als sein Vater nicht zu Hause war.

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