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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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richtig lag. Es war einfach nur Neugier, die durch den Schleier hervorgerufen wurde, die Verlockung des Verbotenen, das Mysteriöse.
    Eigentlich verband ihn keine besondere Vorliebe mit diesem Winkel der Erde. Ihn beeindruckten zwar die weiten Wüsten ebenso wie die Berge, deren Gipfel unendlich weit in den Himmel ragten. Ihn erstaunte auch der kämpferische Geist der Menschen, die hier lebten. Aber er konnte sich nicht von Herzen für ein Land begeistern, in dem verstümmelte Exsoldaten und alte Frauen auf der Straße saßen und bettelten, die dort auch starben und die ständig umgeben waren vom Gestank der Abwässer, während die Regierung nach Kräften half, alle Spuren von Zivilisation auszuradieren.
    Vor ihm in der Dunkelheit machte er den Schein einer Taschenlampe aus und hörte Stiefelschritte. Er erkannte zwei Polizisten, an deren Handgelenk Schlagstöcke baumelten. Sofort verschwand Wade in die nächste abzweigende Gasse und presste sich so dicht gegen eine Hauswand, als wolle er mit ihr verschmelzen. Dabei stand nicht die Angst vor einer möglichen Festnahme im Vordergrund, sondern vielmehr die Notwendigkeit, keine Aufmerksamkeit auf seine nächtlichen Aktivitäten zu lenken. Man konnte nie wissen, wer davon erfuhr. Es war auch möglich, dass sein Name in irgendeiner längst überholten Datenbank über diplomatisches Sicherheitspersonal auftauchte. Das war eines der Risiken gewesen, die er in Erwägung hatte ziehen müssen, bevor dieses Unternehmen starten konnte. Allerdings war dieser Teil seiner Vergangenheit auch der Hauptgrund gewesen, warum John Madison ihn überhaupt erst mit diesem Job betraut hatte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er einen Mann benötigte, dem er vertrauen konnte und der weder die Situation noch seine Tochter ausnutzte.
    Die Patrouille kam näher. Wade griff unter seinen Arm, öffnete den Verschluss seines Schulterhalfters und legte die Hand um den Griff seiner Waffe. Es war eine eingefahrene, fast schon natürliche Bewegung, die sich völlig lautlos abspielte. Er spürte, wie sein Verstand alle Gedanken und Emotionen in den Hintergrund schob und nur instinktive Wahrnehmung und den eisernen Willen zuließ. Doch während er geistig in die vertraute Bereitschaft wechselte, merkte er auch, wie sich sein Magen verkrampfte. Der Gedanke, aus Notwehr jemanden töten zu müssen, gefiel ihm gar nicht.
    Einer der Polizisten lachte tief und kehlig. Er und sein Kollege unterhielten sich, ihre Stimmen wurden lauter, je näher sie der Gasse kamen. Sie gingen vorüber, der eine nickte dem anderen zustimmend zu. Die langen Schlagstöcke, die sie bei sich trugen, schabten bei jedem Schritt über die Straße. Die abzweigende Gasse würdigten sie keines Blickes.
    Wade seufzte und steckte die Waffe weg, als sich die Schritte der beiden weiter entfernten. Er streckte und dehnte den Hals, um die Anspannung aus seinen Muskeln zu nehmen, und wartete noch eine Weile, bis er sicher sein konnte, dass die Straße wieder menschenleer war. Vorsichtshalber verließ er die Gasse am entgegengesetzten Ende und ging weiter zum Hotel, so schnell er konnte.
    Er war froh, als er endlich die Tür seines Hotelzimmers hinter sich abschließen konnte, in dem sich seine Ausrüstung befand. Das Zimmer war zwar kaum mehr als eine Abstellkammer, doch für den Moment war es seine Abstellkammer, sein kleines Fleckchen Heimat in diesem so seltsamen Land.
    Missgelaunt sah er auf seine Armbanduhr. Dies war der falsche Zeitpunkt für einen Anruf zur anderen Seite der Erdkugel.
    Seinen alten Kumpel und ehemaligen Boss, den Chef von Vantage International Security, würde er jetzt nur aus dem tiefsten Schlaf reißen. Wade überlegte kurz und zuckte schließlich mit den Schultern, dann holte er das Satellitentelefon aus der schwarzen Ledertasche, die am Fußende seines Bettes stand. Er aktivierte den eingebauten Zerhacker und wählte die Nummer.
    Nach dem zweiten Klingeln wurde abgenommen. Nat Hedleys Stimme klang ein wenig rau, ansonsten aber überraschend aufmerksam. Wade hielt sich nicht mit höflichen Floskeln auf, sondern berichtete mit knappen Worten, worin das Problem bestand, das die Verzögerung nach sich zog. Dann wartete er.
    „Mein Gott, Wade, was ist denn aus dem berühmten Benedict-Charme geworden? Ich dachte, Mondschein und dein betörender Südstaatenakzent würden jeder Frau nach spätestens zehn Sekunden weiche Knie bereiten."
    „Das Problem ist, ich kann ihre Knie nicht sehen, also weiß ich nicht, ob sie

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