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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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hin und wieder ein Wagen auf der alten Straße vorbeifuhr, die parallel zum Mississippi-Ufer an einem Damm entlang verlief.
    Grand Point war um einiges älter als Nottoway, und auch nicht annähernd so majestätisch, doch die Atmosphäre war fast identisch. Vögel sangen, über ein Balkongeländer flitzten zwei Eichhörnchen. Ein leichter Wind trug den berauschenden Duft von Lilien und frisch gemähtem Gras mit sich.
    Wade drehte sich auf der Bank zur Seite und ließ den Kopf auf den Arm sinken, den er auf die Lehne gelegt hatte. Es war so friedlich, dass er nicht dagegen ankam, seine Augen zu schließen und diesen Augenblick zu genießen.
    Als er wieder aufwachte, war er von einer sanften Dämmerung und dem letzten Leuchten eines tiefroten Sonnenuntergangs umgeben. Wade setzte sich auf und sah sich mit zusammengekniffenen Augen um. Alles wirkte noch so wie zuvor, nichts schien sich verändert zu haben. Allerdings fühlte er sich jetzt wesentlich besser. Sogar die Schnittwunde an seiner Seite schmerzte nicht mehr so stark. Ihm war jedoch klar, dass Angst und Schuldgefühle ihn hatten hochfahren lassen, und so eilte er sofort zum Haus.
    Unter der Tür drang kein Lichtschein in den Korridor. Er brauchte ein paar Sekunden länger als erwartet, um das Schlüsselloch zu finden. Als er ins Zimmer trat, horchte er aufmerksam, während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    Nichts regte sich, nichts war zu hören. Das vordere Zimmer mit dem großen Bett war leer.
    Chloe war verschwunden.

12. KAPITEL
     
    Erst dann vernahm er ein leises Rascheln aus dem Nebenzimmer, das sich anhörte, als hätte sich jemand im Bett umgedreht. Er machte einen Schritt zur Seite, bis er das Einzelbett sehen konnte, auf dem er von dem Arzt untersucht worden war. Unter der Bettdecke zeichnete sich eine schlanke Gestalt ab.
    Wade atmete vor Erleichterung tief durch, was sich angesichts der Ruhe ringsum in seinen Ohren unglaublich laut anhörte. Langsam ging er bis zur Verbindungstür und lehnte sich gegen den Rahmen. Chloe lag da und schlief, einen Arm über dem Kopf aufs Kissen gelegt, während ihr seidiges, aber immer noch ein wenig feucht wirkendes Haar über die Bettkante fiel. Es war so lang, dass es beinahe bis zum Fußboden reichte. Ihre langen dunklen Wimpern bildeten im fahlen Licht einen starken Kontrast zu ihren blassen Wangen, und unter dem weichen Stoff ihres T-Shirts zeichneten sich ihre Brüste ab, die sich bei jedem Atemzug hoben und senkten.
    Das Verlangen überkam ihn wie eine Attacke aus dem Hinterhalt. Der Wunsch, sich zu ihr ins Bett zu legen und sie an sich zu drücken, war so übermächtig, dass ihm der Schweiß auf Stirn und Oberlippe trat, als er sich bemühte, seine Lust zu bändigen. Er wollte ihr Haar auf seinem Gesicht fühlen, den Duft einatmen, seine Hände über ihren Körper wandern lassen und ihre zarte Haut berühren, mit ihr für alle Ewigkeit, zumindest jedoch bis zum nächsten Morgen vereint sein. Er wusste, dass es ein urtümliches Verlangen war, die natürliche Reaktion seines Körpers auf überstandene Gefahren und auf die räumliche Nähe zu ihr, und doch wurde es von einer Sehnsucht begleitet, die nur mit starkem Heimweh vergleichbar war. Es kam ihm unnatürlich vor, in der Türöffnung stehen zu bleiben, so, als würde ihm sein rechtmäßiger Platz verwehrt.
    Er konnte es nicht länger ertragen. Er musste von hier verschwinden, bevor er Gefahr lief, irgendeine Dummheit zu begehen.
    Den Zimmerschlüssel hielt er dabei so fest umschlossen, dass er ihm fast in die Handfläche schnitt. Sein Blick wanderte auf den Schlüsselbund, den man ihm gegeben hatte. Es befanden sich zwei Schlüssel daran, der zweite passte in das Schloss am Hintereingang zum Hauptgebäude. Man hatte ihm gesagt, ein Privileg für Gäste des Nottoway bestünde darin, sich im Haupthaus in aller Ruhe umsehen zu können, sobald die Führungen für den Tag beendet waren. Das musste vor mindestens einer Stunde der Fall gewesen sein.
    Dorthin konnte er sich begeben, um dieser Versuchung hier nicht zu erliegen.
    Er verließ das Zimmer und ging hinüber zum Hauptgebäude. Nachdem er eingetreten war, fand er sich in einem langen Korridor wieder, auf dessen linker Seite eine Treppe nach oben führte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in ein Monument vorzudringen, das aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammte. Am Ende des Korridors befand sich die Rezeption, doch sie war nicht besetzt. Wade glaubte, aus dem dahinter liegenden

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