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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Küchenbereich etwas zu hören, war sich aber nicht wirklich sicher. Irgendwo in einem der oberen Stockwerke gab es besondere Suiten, doch die waren zurzeit wohl nicht belegt, und die anderen Gäste saßen entweder noch beim Abendessen oder sahen sich die Umgebung an. Es schien so, als hätte er dieses weiße Schloss ganz für sich allein.
    Wade warf einen Blick in den lang gestreckten Raum, der früher als Bowlingbahn diente und in dem nun das Frühstück serviert wurde. Nachdem er sich ein paar der ausgestellten Kunstwerke angesehen hatte, die eine Wand des Saales säumten, kehrte er ins Foyer zurück und ging die Mahagonitreppe hinauf. Abwechselnd hallten seine Schritte vom Holzboden zurück, dann wieder wurden sie von dicken Teppichen geschluckt, während er durch die verschiedenen Wohn-und Esszimmer ging, einen Rauchersalon betrat, in dem vor langer Zeit die Männer beisammengesessen hatten, um ihre Zigarren und ihre Kartenspiele zu genießen, und schließlich in ein Musikzimmer gelangte, in dem eine Harfe an den Zeitvertreib von einst erinnerte. Mal fuhr er mit der Hand über eine Oberfläche aus Marmor, dann über eine Tischplatte, die so glänzend poliert war, dass sie wie ein Spiegel wirkte. Er hatte genügend Jahre seines Lebens umgeben von edlen Holzmöbeln und Antiquitäten verbracht, um sie zu schätzen zu wissen. Viele der Einrichtungsgegenstände waren von besonders guter Qualität - das Sevresporzellan, die kunstvoll verzierten Gitter in den Kaminen, die handbemalten Türgriffe aus Porzellan, die silbernen Griffe der Glocken, mit denen einst die Dienerschaft gerufen worden war. Dennoch lag über allem eine melancholische Atmosphäre, so, als hätte jedes Teil jenen Punkt überdauert, an dem es seine Bedeutung verloren hatte.
    Der große Ballsaal war etwas, das man in Grand Point vergeblich suchte. Wade schätzte, dass der Saal gut zwanzig Meter lang war. Eine Reihe großer Fenster, die vom Boden fast drei Meter in die Höhe reichten, ermöglichten es den tanzenden Paaren, von der Tanzfläche auf den großen Balkon vor dem Saal zu wechseln. Der Kamin war mit weißem Marmor verkleidet, und weiß waren auch die Wände, der Boden und die mit Stukkaturen verzierte Decke, an der funkelnde Kronleuchter hingen.
    An einer Seite stand ein Klavier. Es war ein großartiges Instrument mit einem prachtvollen Klang, wie er feststellte, nachdem er ein paar Tasten niedergedrückt hatte. Bevor seine Mutter ausgezogen war, wurde ihm einige Jahre lang Klavierunterricht erteilt, und so setzte er sich ans Klavier und spielte die Takte eines Walzers, den er oft geübt hatte.
    Ein Geräusch ließ ihn aufmerksam werden, aber vielleicht war es nicht mal ein Geräusch gewesen, sondern nur ein Luftzug. Wade drehte sich auf seinem Platz am Klavier um.
    „Hör nicht auf." Chloe kam von der hinteren Tür zu ihm, an der sie gestanden und ihm zugehört hatte. „Es passt zum Haus."
    „Ich ... ich habe nur ein bisschen rumgeklimpert." Er spürte, wie ein Gefühl der Verlegenheit in ihm hochkam, so wie bei einem Kind, das dabei erwischt worden war, wie es verbotenerweise einen Schrank durchwühlte.
    „Ich hätte nie gedacht, dass dir so etwas Spaß machen würde." Sie kam näher und strich sanft über seine Schulter, als sie an ihm vorüberging, und ließ dann ihre Finger über das Klavier wandern. „Es ist faszinierend, nicht wahr?"
    „Warte ab, bis du Grand Point siehst. Da gibt es noch mehr Geschichte zu bewundern als in diesem Bauwerk." Sie scheint wie geschaffen für dieses Haus, dachte er und betrachtete die weiße schlichte Bluse, die sie anstelle des T-Shirts trug. Der knöchellange pastellfarbene Faltenrock passte genau dazu.
    „Wirklich?"
    Nur mit Mühe riss er seinen Blick von ihren leicht geschwungenen Hüften und dem seidigen Haar los, das, zu einem
    Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr fast bis zur Taille reichte. „Ja, manchmal, wenn es ein regnerischer Tag war, da habe ich so getan, als würde ich in der alten Zeit leben."
    „Und als was?" Sie drehte sich zu ihm um, als er aufstand und ihr nachging. „Als Pirat? Oder als Soldat, der in einen Krieg zieht?"
    „Oder meine Brüder und ich verteidigten ein Fort", sprach er weiter, ohne auf ihre Frage einzugehen, „auch wenn das in Wahrheit ein alter indianischer Hügel war, in den wir von der Seite einen Tunnel gegraben hatten. Aber ich fand es auch immer toll, ein Gentleman zu sein, der nichts anderes tat, als zu essen, zu trinken, zu reiten und den Ladies den Hof

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