Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Ereignisse, das kann ich verstehen. Ich bin selbst ein bisschen erschrocken, um die Wahrheit zu sagen. Und was Anita anbelangt, nun, sie wollte sich doch tatsächlich ergeben, als sie sah, dass die Polizei auf uns wartete.“
„Wollte?“ Diese Frage kam von Clay.
„Nun, das konnte ich doch nicht zulassen, oder? Ich meine, sie wäre eine höchst gefährliche Zeugin gegen mich gewesen, weil sie alles wusste. Davon abgesehen, hatte sie die Diskette mit allen Daten und weigerte sich, sie mir zu geben. Und ihre krankhafte Eifersucht wurde auch langsam lästig.“
„Sie war zu einer Belastung geworden“, mutmaßte Clay.
„Genau wie unsere liebe Janna hier. Nun, und Sie auch, da Janna Sie in unser kleines Abkommen mit hereingezogen hat.“
Entsetzt starrte Janna ihn an. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie Schwester Fenton getötet haben?“
„Die Zeit hat natürlich nicht ausgereicht, um ihr die Nieren herauszunehmen. Obwohl ich überzeugt davon bin, dass sie zwei schöne gesunde hatte. Ein Jammer.“
Schwester Fenton war tot. Es schien unmöglich zu sein, da sie doch eben noch so lebendig gewesen war. Langsam schüttelte Janna den Kopf.
„Schauen Sie nicht so entsetzt“, sagte der Arzt. „Sie hat praktisch nichts gespürt.“ Er lächelte, während er das Skalpell an der Vertiefung unter Laineys linkem Ohr ansetzte, dem Ausgangspunkt für den klassischen Kehlkopfschnitt. „Ein Skalpell ist eine elegante und barmherzige Waffe, wenn derjenige, der den Schnitt führt, damit umzugehen versteht.“
Laineys Augen wirkten riesig in dem kleinen, aufgedunsenen Gesicht. Sie hatte keinen Ton von sich gegeben, obwohl an ihren Wimpern Tränen glitzerten. Sie versteht, was hier vor sich geht, sie begreift es nur allzu gut, überlegte Janna. Hin und her gerissen zwischen Angst und Frustration, schaute sie mit brennenden Augen von ihrer Tochter zu dem Mann, der sie festhielt, während sie ausrief: „Sie sind wahnsinnig!“
„Meinen Sie? Ist es wirklich Wahnsinn, wenn ich versuche, jemanden davon abzuhalten, gegen mich auszusagen, obwohl ich der Wissenschaft nachweislich große Dienste erweise? Ich würde sagen, dass es ausgesprochen vernünftig ist. Wahnsinn wäre gewesen, es nicht zu tun.“
Janna glaubte, aus Clays angespannter Körperhaltung entnehmen zu können, dass er bereit war, die winzigste Chance auszunutzen. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Zeit schinden könnte, um ihm eine Möglichkeit zum Handeln zu bieten. „Hier können Sie sich nach dem, was Sie getan haben, nirgends mehr verstecken. Sie müssten jetzt eigentlich längst über alle Berge sein.“
„Ich habe daran gedacht. Aber dann fiel mir Ihr Liebhaber hier ein und wie ungern ich weggehen würde, ohne mich bei ihm revanchiert zu haben. Ich bin mir bewusst, dass ich ihm für die Hausdurchsuchung heute noch etwas schuldig bin.“
„Keine Ursache“, sagte Clay mit beißender Ironie. „Es war mir ein Vergnügen, glauben Sie mir.“
Der Arzt, auf dessen Wangen sich rote Flecken bildeten, drehte sich zu ihm um. „Sie haben mein Lebenswerk zerstört und sind stolz darauf?“
„Ich habe einem Menschenmetzger das Handwerk gelegt, der verzweifelte Menschen als Versuchskaninchen benutzt hat und benachteiligte Kinder als Ersatzteillager für menschliche Organe. Ja, ich bin stolz.“
„Was für eine unglaubliche Ignoranz. Sie sind es, der dem Leben dieser jungen Menschen seinen Wert abspricht, nicht ich. Durch meine Forschungsarbeit hat ihr Leben in diesen tristen Sozialvierteln, wo sich kaum ein Mensch um ihre Existenz geschert hat oder darum, ob sie am Suff, an Drogen oder in irgendeinem hirnverbrannten Bandenkrieg krepieren, überhaupt erst einen Sinn bekommen. Ich habe versucht, ihnen zu helfen. Nachdem ich jahrelang ihre Kopfläuse, Spulwürmer, Geschlechtskrankheiten und tausend andere Gebrechen kuriert hatte, landeten sie im Gefängnis oder starben auf eine der eben erwähnten Arten. Warum sollte ihr Leben nicht jemand anders nutzen, wenn sie schon so entschlossen waren, es wegzuwerfen? Warum sollten sie nicht meinen edlen Zwecken dienen, statt in einer aus Steuergeldern finanzierten Zelle zu sitzen oder sich auf Staatskosten begraben zu lassen?“
„Sie wissen nicht, was die beiden, die sie getötet haben, aus ihrem Leben gemacht hätten“, gab Clay mit kalter Verachtung in der Stimme zurück. „Sie haben gelebt und sicher gehofft, dass sie es einmal besser haben würden – bis Sie daherkamen.“
„So habe ich früher auch
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