Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
und schaute mit glänzenden Augen fragend zu ihr auf. Janna stieß ihren angehaltenen Atem mit einem kurzen Schwall der Erleichterung aus. Als ob er es als Signal interpretiert hätte, sprang das kleine Pelztier auf und trottete an ihr vorbei hinaus in die Freiheit. Auf dem Flur bog Ringo in Richtung Küche ab. Janna schaute ihm nach, wobei sie sich fragte, wie er wohl hierher gekommen sein mochte, da er doch vorhin noch bei Arty gewesen war. Dann vergaß sie den Waschbären und drehte sich zum Bett um.
Lainey lag dort, das Haar wie einen Fächer auf dem Kissen ausgebreitet, und schlief mit einer Hand unter ihrer Wange, während sie mit der anderen ihre Stoffpuppe umklammerte. Und neben ihr lag Clay. Er schlief ebenfalls und hatte den starken braun gebrannten Arm schützend um sie gelegt. Neben seinem langen Körper klein und zerbrechlich wirkend, kuschelte sie sich an ihn, so wie sie es in der Hütte oft getan hatte.
Janna nahm zumindest an, dass Clay schlief – bis er die Augen öffnete und direkt in die ihren schaute. Und die Anklage sah, die dort loderte, während sie spürte, dass ihr Zorn, der fast schon verraucht war, mit neuer Heftigkeit in ihr aufstieg.
Finster zog sie eine Augenbraue hoch und deutete mit dem Kopf auf die Tür, als Aufforderung, mit ihr nach draußen zu kommen. Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich um und marschierte hinaus. Sie blieb erst stehen, als sie wieder im Wohnzimmer war. In dem Moment, in dem Clay durch die Tür hereinkam, fiel sie über ihn her.
„Was fällt dir ein, meine Tochter aus dem Krankenhaus wegzubringen?“
„Lainey wollte raus“, begann er.
„Natürlich wollte sie das! Sie hasst Krankenhäuser. Aber heißt das, dass du mit ihr alles machen kannst, was du willst? Gott, diese unglaubliche Benedict-Arroganz! Für wen hältst du dich eigentlich, dass du dir einbildest, für mein Kind Entscheidungen treffen zu können?“
Seine Augen verdunkelten sich. Bedächtig legte er die Hände auf seine Hüften. „Und wo warst du, dass du sie nicht nach Hause bringen konntest? Du treibst dich weiß Gott wo herum, vielleicht um dir irgendwo Geld zu pumpen, damit du einen Scharlatan bezahlen kannst, der nicht einmal geschickt genug ist, um Lainey die Zehennägel zu schneiden, ganz zu schweigen von schwierigeren Dingen. Ich hielt das, was ich getan habe, für das Beste.“
„Was hast du dir dabei gedacht? Du kennst uns beide doch kaum, und trotzdem bildest du dir ein, für uns Entscheidungen auf Leben und Tod fällen zu können. Wie kommst du darauf? Was für ein Recht hast du, Lainey anzufassen, geschweige denn, sie mir wegzunehmen?“
„Ich habe sie dir nicht weggenommen.“
„Wie würdest du es denn dann nennen? Sie ist hier statt in der Hütte, wo sie …“
„Vielleicht ist sie ja da, wo sie hingehört.“
„Wie kannst du so etwas sagen! Sie gehört zu ihrer Mutter. Ich bin der einzige Mensch, der für sie sorgen kann, der versteht, was sie braucht, wenn sie weint, der alles tun kann, um sie glücklich zu machen.“
„Du brauchst jemanden, der dir hilft.“
„Und du hilfst mir, das Sorgerecht loszuwerden, stimmt’s?“
„So etwas würde ich nie tun. Nicht ich.“
„Und wo, zum Teufel, warst du, als ich wirklich Hilfe brauchte?“ fragte sie, ohne sich die Mühe zu machen zuzuhören, was er zu sagen hatte. „Wo waren die Benedicts, als Lainey dreimal fast gestorben wäre, als ich die Arztrechnungen nicht mehr bezahlen konnte und so am Ende war, dass ich am liebsten gestorben wäre, nur um endlich einmal zur Ruhe zu kommen?“
„Das wusste ich nicht, keiner von uns hat das gewusst.“ Er ging auf sie zu und streckte die Hand aus, um sie am Arm zu berühren.
Janna wich zurück. „Ihr wolltet es nicht wissen, verdammt! Aber das ist in Ordnung so, weil ich nämlich sehr gut ohne euch klarkomme. Ich habe mich schon immer allein um Lainey gekümmert und habe sie auch allein geliebt; ich habe ihre Liebe nie mit einem anderen Menschen teilen müssen, und schon gar nicht mit jemandem namens Benedict, und ich kann gut so weitermachen.“
„Um Himmels willen, Janna“, sagte er mit nur mühsam unterdrückter Ungeduld. „Du kannst nicht mehr klar denken.“
„Aber du, ja? Du heckst hinter meinem Rücken mit deinem Cousin ein Komplott aus, mit der Folge, dass Lainey die Niere, die sie so dringend braucht, nicht mehr bekommen kann, und du denkst wirklich, dass das besser ist?“
Ruckartig hob er den Kopf. „Woher weißt du das?“
„Das geht
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