Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
bestimmt von ihr erwartet, dass sie irgendwas unternimmt und nicht rumsitzt und die Hände ringt. Und dann hat Nona gesagt, dass sie nichts damit zu tun haben will, und Mama hat gesagt, dass es gut ist und dass sie es allein macht.“
    „Sie ist eine starke Frau, deine Mama.“
    „Ich weiß, aber manchmal weint sie, wenn sie denkt, dass ich sie nicht sehen kann.“
    Clay schwieg einen Moment, dann fragte er: „Wirklich?“
    „Ja. Weil sie niemanden hat; außerdem ist sie müde. Aber meistens hat sie Angst.“
    „Ich auch, Erbse. Ich mag Pikse genauso wenig wie du.“
    „Stimmt das wirklich?“ Lainey war einen Moment still. „Es sind aber doch nicht so viele. Und wenn es vorbei ist, gibt es gar keine mehr oder höchstens noch ganz wenige.“
    „Ich verstehe.“ Clays Stimme klang heiser.
    „Aber meine Mama hat vor was anderem Angst.“
    „Wovor denn, was meinst du?“ In seiner Stimme schwang außer blanker Neugier noch etwas anderes mit.
    „Vor dem, was passiert. Mit mir, meine ich. Wenn du auch im Krankenhaus wärst, könntest du ja vielleicht ihre Hand halten, wenn sie mich operieren, und ihr sagen, dass alles gut wird.“
    „Ich … verstehe, was du meinst. Aber ich weiß nicht, ob ich da sein kann.“
    Das klang für Janna wie eine höfliche Ausrede und kam nicht besonders überraschend, weil Clay sie beide schließlich kaum kannte und – zumindest soweit sie wusste – keine Ahnung von den Familienzusammenhängen hatte. Selbst wenn sie das Risiko einging und ihm davon erzählte, war zweifelhaft, ob das seine Wut darüber, dass sie ihn hier gefangen hielt, beschwichtigen könnte. Zumindest blieb es ihr jetzt erspart, das Thema selbst anzuschneiden, obwohl sie genau das ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, als sie letzte Nacht wach gelegen hatte.
    Sie beschloss, den kleinen Plausch im Gästezimmer zu unterbrechen, und blinzelte sich schnell die Tränen weg. Dann setzte sie ein munteres Lächeln auf und betrat das Zimmer.
    „So, hier kommt der Kaffee“, sagte sie und hielt Clay seinen Becher hin, wobei sie aufpasste, dass er ihn mit seinen gefesselten Handgelenken auch richtig zu fassen bekam. „Na, die Plätzchen sind ja schon verschwunden. Willst du auch irgendetwas trinken, Lainey? Vielleicht einen Saft?“
    Ihre Tochter, die immer noch auf dem Bett saß, runzelte missbilligend die Stirn, so als ob sie bei einer äußerst wichtigen Sache gestört worden wäre, was es für sie ja natürlich auch war. Doch als sie das Gesicht ihrer Mutter sah, protestierte sie nicht, sondern verschränkte nur die Arme und presste die Lippen zusammen. Als Janna ihre Frage wiederholte, starrte sie mit gesenktem Kopf schweigend vor sich hin, ließ die Beine baumeln und kickte mit den Fußspitzen irgendwelche unsichtbaren Gegenstände auf dem Fußboden weg.
    Es war unmöglich, Lainey zu trösten oder zu beruhigen, ohne zu verraten, dass sie die Unterhaltung mit Clay angehört hatte. Das aber war das Letzte, was Janna wollte, weil die Gefahr bestand, dass dabei Fragen hochkamen, die sie nicht beantworten wollte. Sie würde später, wenn sie mit ihrer Tochter allein war, versuchen, ihr zu erklären, dass sie sich weder um eine Spenderniere noch um ihre Mutter Sorgen machen müsste, aber jetzt würde sie so tun, als ob sie von nichts wüsste, und das Beste zu hoffen.
    Mit einem Aufseufzen wandte sie sich von dem kleinen verkniffenen Gesicht des Kindes ab, und ihr Blick traf sich fast zufällig mit dem des Mannes auf dem Bett. Sie hatte mit Spott gerechnet oder womöglich mit Missbilligung, doch was sie entdeckte, war Mitgefühl.
    Als Lainey an diesem Abend nach all den üblichen aufwendigen Prozeduren und Medikamentengaben im Bett war und Janna sich ebenfalls bettfertig gemacht hatte, fiel ihr die Kameratasche ein. Sie hatte Clay versprochen, ihm die Tasche zu geben, sobald sie den Inhalt überprüft hatte. Auf diese Weise hatte er wenigstens ein bisschen Beschäftigung, und vielleicht gelang es ihr ja, ihm ein paar der Fotos abzuluchsen, die er heute von Lainey gemacht hatte. Sie zog sich einen Bademantel über T-Shirt und Slip und ging barfuß in die Küche.
    Die Kameratasche, eine Art Seesack aus Nylon, war schwer. Janna stellte sie auf den Tisch und machte den Reißverschluss auf. Sie entdeckte noch zwei Kameras und Dutzende von Filmen, verschiedene Objektive und Filter, zwei zusammenklappbare Stative, eine Thermoskanne und eine Isoliertüte mit alten Sandwichs, einen leichten Regenumhang und den kleinen

Weitere Kostenlose Bücher