Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
rechter Arm, dem es aufgrund der Fesseln an Bewegungsfreiheit mangelte, gegen ihre Brust presste.
„So“, sagte er leise, und sein warmer Atem strich über ihre Wange und kitzelte sie am Ohr. „Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob das meine Kommunikationsfähigkeiten verbessert.“
Janna gab ein leises Stöhnen von sich, das nichts mit Angst oder Schmerz zu tun hatte, sondern allein mit Verärgerung darüber, dass sie sich von seiner Ruhe, dem vorgetäuschten Mitgefühl und dem netten Lächeln hatte hinters Licht führen lassen. Es war dumm gewesen, in seine Nähe zu kommen. Außerdem war es naiv gewesen, nicht in Betracht zu ziehen, dass er seine Fesseln gelockert haben könnte, und noch einfältiger zu denken, dass er nicht versuchen würde zu fliehen. Zudem hatte sie nicht bedacht, dass er mit Gewalt reagieren könnte, nur weil er bis jetzt darauf verzichtet hatte.
Er zog sich ein winziges Stück zurück und schaute sie forschend an. Was er sah, schien ihn zufrieden zu stellen, da sich sein Gesicht ganz leicht entspannte. „Okay, das Spiel ist aus“, sagte er grimmig entschlossen. „Wo ist der Schlüssel zu diesen verdammten Vorhängeschlössern?“
Sie schluckte schwer, während sie nachzudenken versuchte. Doch sein harter Körper, der sich gegen ihren presste, ließ kaum einen klaren Gedanken zu. Seine Hitze hüllte sie ein. Ein muskulöser Schenkel hatte sich zwischen ihre Beine geschoben und hielt sie unnachgiebig fest. „Ich habe ihn nicht“, erwiderte sie atemlos.
„Falsche Antwort. Versuchen Sie es noch mal.“
„Ich meine es ernst.“ Sein Gewicht auf ihr, die Andeutung erregter Männlichkeit an ihrem Schenkel verwirrten sie. Ihre Nerven vibrierten. Sie packte ihn mit ihrer freien linken Hand am Hemd und versuchte, ihn von sich wegzustoßen. Ganz leicht verlagerte er sein Gewicht und verstärkte den Druck. Aus ihrer Lunge entwich ein Schwall Luft, dann stand sie wieder reglos da, weil sie sich nicht bewegen konnte.
„Ich spiele keine Spielchen“, informierte er sie ruhig. „Sie und Ihre Tochter tun mir Leid, aber ich habe wirklich etwas Besseres zu tun, als hier tagelang herumzuliegen. Sie nehmen mir jetzt auf der Stelle diese verdammten Fesseln ab, oder Sie werden es bereuen.“
Der scharfe Unterton in seiner Stimme war ein deutlicher Hinweis darauf, dass Clay Benedict gefährlicher war, als man auf den ersten Blick vermutete. In die Enge getrieben, konnte er offenbar extrem unangenehm werden. Dennoch vermochte sie sich nicht vorzustellen, dass er ihr etwas antun könnte. Das passte einfach nicht zu dem Mann, der den ganzen Nachmittag über lammfromm in ihrer Nähe gesessen hatte, nur weil er ein kleines Mädchen nicht erschrecken wollte. Und es war ihr Glück, dass sie die Schlüssel tatsächlich nicht bei sich hatte; sie waren in den Taschen des Kleides, das sie vor dem Duschen ausgezogen hatte.
Mit leiser Stimme sagte sie: „Lassen Sie mich los. Ich kann Ihnen nicht helfen.“
„Ich denke schon, dass Sie es können“, widersprach er. „Wollen wir überprüfen, wer Recht hat?“
Er machte mit der linken Hand eine Bewegung, wobei er jedoch vergessen zu haben schien, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Wütend stieß er einen Fluch aus und riss wieder an seinen Fesseln, die tatsächlich einen oder zwei Zentimeter nachgaben. Dann tastete er blitzschnell ihre Seiten ab, fuhr ihr erst in Nähe der Achselhöhle über die eine Brust und dann über die andere. Nachdem er sich leicht zurückgelehnt hatte, schob er die Hand in den zwischen ihren Körpern entstandenen freien Raum und strich mit den Fingern über die Tasche ihres federleichten Morgenrocks, die direkt über ihrem Schambein lag.
Clay Benedict hatte sie angefasst – er fasste sie immer noch an –, während sie es wie vor den Kopf geschlagen über sich ergehen ließ. „Finden Sie, was Sie suchen?“ fragte sie schließlich spitz.
Er zog die Hand nicht zurück. Die Wärme seiner Finger, die so nah am Scheitelpunkt ihrer Schenkel durch den dünnen Stoff sickerte, lud sie innerlich mit Strom auf, ein Gefühl, das sich noch verstärkte, als er seine Finger noch weiter spreizte. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, bevor er antwortete: „Noch nicht.“
„Ich sage Ihnen doch, dass ich den Schlüssel nicht habe.“
Er schüttelte den Kopf und beobachtete sie aus hellen, leicht spöttisch glitzernden Augen. „Sie irren sich. Auf jeden Fall haben Sie den Schlüssel zu dem Ganzen.“
Sie sah es kommen.
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