Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
ihrer Stimme mitschwang, presste er die Lippen zu einem harten Strich zusammen. Janna ließ sich nicht so leicht einschüchtern – davon zeugte schon der Kälberstrick um seine Taille. Die Lage war also offenbar tatsächlich ernst. Aufmerksam hörte er zu, als Janna Laineys Krankheitssymptome schilderte und was sie dagegen unternommen hatte.
Die Antwort, die sie daraufhin bekam, war offensichtlich unbefriedigend, da Janna die Schultern straffte und in noch schärferem Ton sagte: „Ich reagiere nicht über, Schwester Fenton. Ich kenne meine Tochter.“ Wieder lauschte Janna einen Moment. „Nein, hat sie nicht, aber ich bin seit Jahren Tag und Nacht mit ihr zusammen. Ich sehe Dinge, die sie nicht einmal selbst sieht.“ Sie unterbrach sich erneut, dann sagte sie entschieden: „Ich muss wirklich mit dem Doktor sprechen. Ja, ich weiß, dass er seine Ruhe braucht … ich auch! Glauben Sie mir, es ist nichts Persönliches … hören Sie, wenn Sie mich nicht mit ihm sprechen lassen wollen, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als Lainey ins nächste Krankenhaus zu bringen, und es ist mir egal, ob dabei jemand hellhörig wird!“ Damit unterbrach sie ihren Redeschwall und lauschte wieder angespannt, das Handy ans Ohr gepresst. Einen Moment später sagte sie: „Ja, natürlich braucht sie bald wieder eine Dialyse, aber wäre es nicht besser, wenn … aber das wird Stunden dauern!“ Sie atmete tief durch. „Schön, dann tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber ich schwöre Ihnen, dass ich ins nächstbeste Krankenhaus fahre, sobald sich ihr Zustand auch nur im Geringsten verschlechtert.“
Mit grimmiger Bewunderung beobachtete Clay, wie Janna das Gespräch entschlossen mit einem Knopfdruck beendete. Als sie sich zu ihm umdrehte, verschränkte er die Arme vor der Brust und fragte: „Und?“
„Die Schwester kommt.“
„Den ganzen Weg hier raus? Um diese Zeit und bei diesem Sauwetter?“
Janna warf das Haar zurück. „Es ist ihre Entscheidung. In Baton Rouge stürmt es offenbar nicht. Und sie scheint anzunehmen, dass ich Dr. Gower …“
„Was?“ fragte er, da sie innegehalten hatte. Als er sah, dass sie errötete, fügte er hinzu: „Dass du den guten Doktor aus persönlichen Gründen sehen möchtest?“
„Es ist lächerlich“, sagte Janna ungehalten, während sie an seiner Schulter vorbeischaute. „Mir ist völlig schleierhaft, wie sie auf so eine Idee kommt.“
„Wirklich? Aber sie kommt jetzt an seiner Stelle?“ vergewisserte er sich. „Dann fragt sich jetzt nur noch, ob Lainey so lange warten kann.“
„Ich weiß nicht“, erwiderte sie in gehetztem Ton. „Schwester Fenton will, dass ich sie in der Zwischenzeit wieder an das Dialysegerät anschließe, und ich wüsste nicht, was ich sonst machen sollte.“
Er straffte die Schultern. „Ich kenne in Turn-Coupe einen guten Arzt. Ihm wird es nichts ausmachen, gestört zu werden. Wenn du mich losbindest, können wir in einer halben Stunde da sein.“
Verärgert starrte sie ihn an. „Danke, aber ich kann mich sehr gut allein um meine Tochter kümmern.“
„Das weiß ich. Es ist nur ein Angebot.“
„Du mischst dich in Dinge ein, die dich nichts angehen. Geh wieder ins Bett, ich komme allein zurecht.“
„Auch wenn ich helfen könnte?“ Er versuchte, sich seine ungläubige Wut nicht anmerken zu lassen, aber er war sich nicht sicher, dass es ihm gelang.
„Ich brauche weder deine Hilfe noch deinen Rat. Und ich möchte nicht, dass du uns irgendwo hinfährst. Hast du das verstanden?“
„Ja“, entgegnete er mit ruhiger Stimme. „Du brauchst mich nicht.“
Sie hob das Kinn. Ihre Augen flackerten unruhig, dann wandte sie den Blick ab, als ob sie es nicht aushielte, ihn anzusehen. „Ich komme, wie bereits gesagt, allein zurecht.“
Lainey, die ihre lautstarke Auseinandersetzung offenbar mit angehört hatte, weinte jetzt noch heftiger als zuvor, so dass Clay es kaum ertragen konnte. Er wollte sich zwar durchsetzen und Janna zwingen, ihm wenigstens zuzuhören, aber nicht um den Preis, dass er alles nur noch schlimmer machte.
Während er sie schweigend mit zusammengepressten Lippen beobachtete, machte Janna Anstalten, an ihm vorbeizugehen. In diesem Moment schoss seine Hand vor und legte sich um ihr Handgelenk. Sie versuchte sich loszureißen, doch als er seinen Griff verstärkte, hörte sie auf, sich zu wehren. Ihre Blicke trafen sich, und er sagte sanft: „Lass deine Gereiztheit nicht an mir aus, Janna. Ich weiß nicht, wovor du Angst
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