Der Berg Der Abenteuer
mitnehmen wollten. Das Gepäck bestand aus zwei kleinen Zelten, vier Schlafsäcken, zwei Bodenplanen, Kameras, Ferngläsern, Kleidern zum Wechseln — und natürlich Proviant.
Für das Essen sorgte Frau Evans. Schmunzelnd beobachtete Philipp sie beim Einpacken der Vorräte, die sie für unbedingt notwendig hielt.
»Ich wollte nicht widersprechen«, berichtete er später den anderen, »aber die Vorräte reichen bestimmt für einen Monat. Ich sah zum Beispiel einen ganzen Schinken.«
»Donnerwetter!« rief Jack überwältigt. »Was sonst noch, Philipp?«
»Eine Zunge, hart gekochte Eier, alle möglichen Dosen, Pflaumenkuchen und eine Menge anderer Fressalien. Wir werden schlemmen wie Könige.«
»Schaden kann es ja nichts«, meinte Lucy. »Ich finde immer, wir essen im Freien viel mehr als sonst, weil es draußen ...«
»Viel besser schmeckt«, fielen die anderen im Chor ein.
Lucy sagte das stets in den Ferien und wurde oft deswe-gen geneckt.
Sie lachte. »Na ja, auf jeden Fall ist es gut, wenn wir reichlich zu essen haben. Für David muß schließlich auch etwas da sein.«
»Ich glaube nicht, daß David viel ißt«, meinte Dina. »Er ist ein so hagerer kleiner Bursche, wahrhaftig.«
Nach einer Weile mahnte Frau Mannering zum Schla-fengehen. »Ihr solltet heute lieber früh zu Bett gehen«, sagte sie. »Morgen habt ihr einen anstrengenden Ritt vor euch.«
Lucy war sofort einverstanden. »Na gut, um so schneller ist es morgen. Wie geht es deiner Hand, Tante Allie?«
»Ach, danke. Ich hätte eigentlich mit euch mitkommen können.«
»Aber das ist ganz ausgeschlossen«, fiel ihr Bill ins Wort. »Sie werden doch hoffentlich nicht so töricht sein, am Ende noch mit den Kindern mitzureiten.«
Sie lachte. »Keine Angst, ich werde vernünftig sein.
Schließlich ist es auch einmal ganz erholsam, die vier wilden Trabanten für ein paar Tage los zu sein.«
Am nächsten Morgen wachten die Jungens sehr früh auf. Das Zicklein, das gern lange schlief, wollte gar nicht wach werden und grub sich nur immer tiefer in die Dek-ken, als Philipp aufzustehen versuchte.
Kiki nahm den Kopf unter dem Gefieder hervor und kratzte sich den Kamm. »Glitzel, Kitzel«, bemerkte er schlaftrunken. Das bedeutete, daß er die Blindschleiche erspäht hatte. Diese hatte sich in einer Ecke des Zimmers zusammengerollt. Sie hätte viel lieber bei Philipp geschlafen, fürchtete sich jedoch vor Schneelein, das die Angewohnheit hatte, an allem und jedem herumzuknab-bern, dessen es habhaft werden konnte.
Die Knaben sprangen aus den Betten und schauten zum Fenster hinaus. Es war ein herrlicher Tag. Hoch ragten die Berge in den klaren Morgenhimmel.
»Die Berge sehen aus, als seien sie eben geschrubbt worden«, sagte Jack. »Und der Himmel scheint frisch ge-strichen zu sein, so rein und klar glänzt das Blau.«
Philipp stieg in seine Shorts. »Ich liebe den frühen Morgen. Da ist immer alles wie neu, und ich habe jedesmal das Gefühl, es sei der erste Morgen nach der Schöp-fung.«
Schneelein trabte in die Ecke, in der die Blindschleiche lag. Rasch zog sich Blindie unter die Kommode zurück.
Philipp nahm sie auf und ließ sie in seine Tasche gleiten.
»Ich werde dir ein paar Riegen zum Frühstück fangen«, sagte er. »Halt den Schnabel, Kiki! Du weckst ja das ganze Haus mit deinem fürchterlichen Husten auf.«
Den Husten hatte Kiki bei Jacks altem Onkel gelernt. Er klang tief und hohl und etwas unheimlich. Nun verstummte der Papagei und hüpfte auf Jacks Schulter.
»Drolliger Vogel!« Jack kraulte ihm zärtlich den Kopf.
»Komm, Philipp, wir wollen nachsehen, ob die Mädels schon auf sind.«
Dina und Lucy waren gerade aufgestanden. Sie freuten sich über das schöne Wetter, das wie geschaffen zum Zelten war. Dina sah Philipp von der Seite an. »Hast du etwa die gräßliche Blindschleiche bei dir?«
»Ja, irgendwo.« Philipp befühlte seine Kleider, »Blindie Glitzel hat leider eine schlechte Angewohnheit. Sie treibt sich herum.«
Dina schüttelte sich und lief ins Badezimmer. Dort traf sie Schneelein an. Es knabberte eifrig an einer Korkmat-te, die ihm offenbar köstlich mundete.
»Aber Schneelein! Was wird Frau Evans dazu sagen?«
Dina jagte das Zicklein hinaus, das sich sofort auf die Suche nach Philipp machte.
Frau Mannerings Hand war steif und schmerzte. Aber sie klagte nicht. Sie freute sich für die Kinder, daß das Wetter so schön war, und sah lächelnd zu, wie Frau Evans die Vorräte einpackte, die sie am Abend vorher
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