Der Berg Der Abenteuer
Schulter und rief zurechtweisend: »Böser Kiki, unartiger Kiki!« Dabei ließ er jedoch die zugedeckte Himbeerschüssel nicht aus den Augen und zupfte seinen Herrn aufmunternd am Ohr.
Hungrig machten sich die Reisenden über das Mahl her, denn sie hatten unterwegs nur ein paar belegte Brote gegessen. Sogar Frau Mannering aß heute mehr als ge-wöhnlich. Frau Evans strahlte über den guten Appetit ihrer Gäste und paßte auf, daß kein Teller leer blieb. »Wir haben noch mehr in der Speisekammer, wahrhaftig«, versicherte sie. »Stefan, geh und hole die Fleischpastete herein!«
»O nein, bitte nicht«, wehrte Frau Mannering ab. »Hier ist ja mehr als genug. Bei Ihnen schmeckt es allerdings ganz besonders gut.«
Das hörte Frau Evans gern. »Es ist einfaches ländliches Essen, aber es wird den Kindern guttun«, erwiderte sie.
»In der Bergluft werden sie Appetit bekommen, wahrhaftig.«
»Das will ich meinen«, fiel Stefan ein. »Jetzt haben sie noch nicht viel Appetit, aber das wird sich bald ändern.«
Frau Mannering machte ein entsetztes Gesicht. »Ach, du meine Güte! Noch nie haben sie soviel gegessen wie heute. Wenn ihr Appetit weiter wächst, werde ich sie zu Hause nicht mehr satt bekommen.«
»Und in der Schule werden wir glatt verhungern«, grinste Jack.
»Der arme Junge!« rief Frau Evans mitleidig. »Er muß einen großen Schinken mitnehmen, wenn er zurückfährt, das will ich meinen.«
Schließlich konnte niemand mehr etwas essen. Aufseufzend lehnten sie sich zurück und schauten durch die großen Fenster nach draußen. Was für eine herrliche Aussicht bot sich ihnen da! Hohe Berggipfel hoben sich gegen den Abendhimmel ab. Das Tal war bereits in tiefe Schatten getaucht, aber die Bergspitzen glühten noch im Sonnenlicht. Hier sah alles so ganz anders aus als bei ihnen zu Hause. Die Kinder konnten sich an dem großartigen Anblick der Bergwelt nicht sattsehen.
»Ihr Hof liegt recht abgelegen«, bemerkte Bill. »Man sieht weit und breit kein anderes Haus.«
»Mein Bruder wohnt auf der anderen Seite jenes Berges«, zeigte Frau Evans. »Ich treffe ihn jede Woche auf dem Markt, der ist ungefähr fünfzehn Kilometer von hier entfernt. Und der Hof meiner Schwester liegt dort hinter jenem Berge. Wir haben also Nachbarn, wahrhaftig.«
»Aber nicht in der Nähe«, meinte Dina, »Finden Sie es hier nicht manchmal sehr einsam, Frau Evans?«
»Einsam?« fragte Frau Evans überrascht. »Du meine Güte, wie soll ich einsam sein, da doch Stefan bei mir ist?
Und ein Stück weiter den Berg hinauf wohnen der Schafhirt und der Kuhhirt mit seiner Frau. Außerdem haben wir viele Tiere, die uns Gesellschaft leisten.«
Mehrere Hühner gingen durch die offene Tür ein und aus und pickten die Krumen unter dem Tisch auf. Nachdem Kiki sie eine Weile beobachtet hatte, begann er mit lockender Stimme zu glucken. Die Hühner antworteten.
Nun kam ein Hahn hereinstolziert und sah sich suchend nach der unbekannten Henne um. Die Stimme kannte er doch gar nicht! Als er Kiki auf Jacks Schulter erblickte, krähte er herausfordernd. »Kikerikiii!« antwortete Kiki.
Wütend flog der Hahn auf den Tisch und wollte mit dem krähenden Papagei einen Kampf beginnen. Er wurde jedoch verscheucht und lief empört zur Tür hinaus. Stefan hielt sich den Bauch vor Lachen. Tränen liefen über seine Wangen.
»Das ist ein feiner Vogel, wahrhaftig«, rief er entzückt.
»Laß ihn noch mehr Himbeeren fressen.«
»Vielen Dank, er hat wirklich genug gehabt«, wehrte Jack ab. Er freute sich, daß Kiki Stefan gefiel. Manche Leute mochten den Papagei nicht leiden. Und wenn Jack ihn zu fremden Menschen mitnahm, war er immer ein wenig in Sorge, daß man etwas gegen seinen Liebling einwenden könnte.
Gesättigt und zufrieden gingen schließlich alle nach draußen und genossen die köstliche Abendluft. Frau Mannering und Bill setzten sich auf eine Steinmauer und sahen zu, wie die Sonne hinter den Bergen versank. Die Kinder schlenderten um das Haus herum und besichtig-ten die Ställe.
»Seht mal, da sind Schweine«, rief Dina. Wie sauber der Stall ist! Und das fette rosa Schwein sieht so appetitlich aus, als wäre es soeben geschrubbt worden.«
»Extra zu unserem Empfang, was?« sagte Philipp lachend. »Ach, sind die Ferkelchen nicht süß? Seht nur, wie sie mit ihren kleinen neugierigen Schnauzen überall herumwühlen.«
»Für Kiki gibt es hier viele neue Geräusche«, sagte Lucy, als der Papagei ein waschechtes Grunzen hören ließ. »Er wird bald
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