Der Berg Der Abenteuer
Mutter?«
»Sobald ich mich auf meinem Esel sicher fühle«, antwortete Frau Mannering. »Wenn er sehr dick ist, werde ich womöglich abgleiten.«
»Die Esel sind nicht dick«, versicherte Stefan. »Sie sind klein und kräftig und werden hier hauptsächlich als Reit-tiere benutzt. Manchmal nimmt man auch Ponys. Aber die Esel, die Trefors Bruder züchtet, sind mindestens ebenso gut.«
»Gehen wir also zu Trefor.« Philipp setzte Schneelein zu Boden und stand auf. »Kommt, Kinder! Kiki, du Nim-mersatt, willst du bei den Himbeeren sitzenbleiben?«
Der Papagei flog auf Jacks Schulter, und die Kinder schlugen den Pfad ein, den Stefan ihnen gezeigt hatte.
Schneelein ließ die Lockrufe seiner Mutter außer acht und sprang mit ihnen mit. Das kleine zierliche Ding gehörte nun schon ganz zur Familie und wurde von allen verhät-schelt. Kiki gefiel das gar nicht so recht. Seiner Meinung nach kümmerten sich die Kinder viel zuviel um das Zicklein.
Der Weg führte ziemlich steil bergan. Die Sonne stand schon hoch und brannte heiß. Trotzdem die Kinder nur Blusen und Shorts anhatten, wurde es ihnen doch bald recht warm. Als sie an eine Quelle kamen, die aus den Felsen hervorsprudelte, setzten sie sich hin, tranken von dem klaren Wasser und kühlten Hände und Füße.
Schneelein trank auch etwas und sprang dann auf seinen kleinen kräftigen Beinen lustig um die Kinder herum. Es hüpfte so leicht die Berge hinauf und hinunter, als hätte es Flügel.
Jack sah ihm entzückt zu. »Es muß schön sein, so springen zu können wie Schneelein. Ich wünschte, ich könnte mich auch so leicht in die Höhe schnellen und dann genau da landen, wo ich wollte.«
Plötzlich griff Philipp nach etwas Glitzerndem, das vor ihm durchs warme Gras schlüpfte. Dina fuhr auf. »Was hast du da, Philipp?«
Philipp zeigte den andern ein silbergraues Schlänglein mit kleinen hellen Augen. »Eine Schlange!« schrie Dina sofort. »Laß sie los, Philipp! Sie wird dich beißen.«
»Ach wo.« Philipp zuckte verächtlich die Achseln. »Das ist doch keine Schlange. Außerdem sind in England nur die Ottern giftig. Das habe ich dir schon oft genug gesagt.
Dies hier ist eine Blindschleiche, und zwar eine besonders hübsche.«
Gebannt betrachteten die Kinder die silbrige Blindschleiche, die sich über Philipps Knie schlängelte. Sie sah tatsächlich ganz wie eine Schlange aus, gehört aber trotzdem nicht zur Schlangenfamilie. Lucy und Jack waren daher auch ganz ruhig, aber Dina wollte es einfach nicht glauben. Das Tier bewegte sich wie eine Schlange, also mußte es auch eine Schlange sein.
»Laß das gräßliche Tier doch laufen, Philipp!« flehte sie zitternd. »Wie willst du denn überhaupt wissen, daß es keine Schlange ist?«
»Na, sie blinkt doch mit den Augen, das tut keine Schlange. Paß mal auf, sie blinzelt wie eine Eidechse.
Und sie gehört ja auch zur Eidechsenfamilie.«
Wie um seine Worte zu bestätigen, blinkte die Blindschleiche mit den Augen. Sie hatte sich auf Philipps Knie zusammengerollt und schien sich dort sehr wohl zu fühlen. Selbst als er die Hand über sie legte, machte sie kei-nerlei Anstalten zu entfliehen. »Eine Blindschleiche habe ich bisher noch nicht gehabt«, sagte der Knabe. »Ich könnte sie wirklich ...«
»Du willst die Schlange doch nicht etwa bei dir behalten?« rief Dina außer sich. »Das wird Mutter niemals er-lauben.«
»Ach, Dina, ich habe dir doch schon einmal gesagt, daß es keine Schlange ist«, rief Philipp ungeduldig. »Es ist eine Eidechse, eine Eidechse ohne Füße, vollkommen harmlos und sehr interessant. Ich werde sie behalten — das heißt, wenn sie bei mir bleibt.«
»Natürlich bleibt sie bei dir«, sagte Jack. »Jedes Tier bleibt ja bei dir. Ich möchte dich einmal im Dschungel sehen, Philipp. Eine Horde Affen würde zärtlich an deinem Hals hängen, Tiger würden dich umschnurren und Schlangen sich um deine Beine winden.«
Dina quiekte auf. »Pfui, wie kannst du nur so reden!
Philipp, setz die Blindschleiche ins Gras zurück!«
Philipp dachte jedoch nicht daran, sondern ließ das Tierchen in seine Tasche gleiten. »Hab dich doch nicht so, Dina!« sagte er. »Du brauchst ja nicht in meine Nähe zu kommen. Vielleicht gefällt es ihr gar nicht bei mir, und sie läuft davon. Es kommt auf einen Versuch an.«
Als die Kinder weiter bergan stiegen, zottelte Dina mürrisch hinterdrein. Das sah Philipp ähnlich. Die schönsten Ferien mußte er mit seinen gräßlichen Tieren verderben.
Besuch bei dem
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