Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Sie hatten ihre Ehegelübde selbst geschrieben, aber keiner kannte den Text des anderen, und so stand Kendra von Freude überwältigt neben dem Mann, den sie liebte, und war sich mit einem Mal sicher, dass ihr die so sorgfältig überlegten Zeilen längst komplett entfallen waren. Dann würde sie eben improvisieren müssen, aber das war schon okay.
Hutch sprach als Erster. Er drehte sich zu Kendra um und griff nach ihren Händen. Durch den zarten Schleier hindurch schaute er ihr direkt in die Augen.
„Manchmal“, begann er mit leicht rauer, aber kraftvoller Stimme, „hat ein Mann das Glück, eine zweite Chance zu bekommen, ohne Rücksicht darauf, ob er sie verdient hat oder nicht. Ich habe eine solche zweite Chance erhalten. Ich liebe dich, Kendra. Ich habe dich immer geliebt, und ich werde dich immer lieben. Ich werde dir treu sein und dir zuhören, ich werde dich beschützen und für dich sorgen, und …“
„… und du wirst mein Daddy sein!“, meldete sich in dem Moment Madison zu Wort, was von den Anwesenden mit fröhlichem Gelächter und viel Applaus bedacht wurde.
Hutch grinste das kleine Mädchen an, dann wiederholte er: „Und ich werde dein Daddy sein.“ Nach einer kurzen Pause fragte er: „Hast du sonst noch etwas zu sagen, Kleine, oder können wir jetzt weitermachen?“
Madison dachte kurz nach und schüttelte gleich darauf den Kopf so energisch, dass ihre Locken umherwirbelten. „Nein, das war alles“, verkündete sie.
Wieder ertönte aus den Reihen der Gäste amüsiertes Gelächter.
Hutch wandte sich wieder Kendra zu und beendete sein Gelübde.
Kendra musste schlucken, während sie ihn ansah. Sie liebte ihn mit allem, was sie hatte und was sie war. „Ich liebe dich, Hutch Carmody“, begann sie nun, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. „Vom heutigen Tag an werde ich deine Freundin und deine Partnerin sein und auch deine Ehefrau, in guten wie in schlechten Zeiten und in allen Zeiten irgendwo dazwischen. Ich werde für Madison die beste Mutter sein, die sie sich wünschen kann, und auch für alle anderen Kinder, die wir beide hoffentlich gemeinsam in die Welt setzen werden. Ich verspreche dir, ich werde dir immer vertrauen, und dein Vertrauen in mich wird niemals enttäuscht werden.“
Als sie fertig war, folgte eine kurze Stille, während derer sie sich gegenseitig in die Augen sahen und weitere Versprechen austauschten, die sich nicht in Worte fassen ließen.
Dr. Beaumont stellte ihnen dann die entscheidende Frage, die sie beide mit einem kräftigen „Ich will“ beantworteten. Dann war endlich der Moment gekommen, an dem sie beide ihre Eheringe trugen. Mit der volltönenden Stimme eines Mannes, dem diese schöne Aufgabe übertragen worden war, erklärte der Geistliche sie daraufhin zu Mann und Frau.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, fügte er hinzu, als sei ihm das gerade erst eingefallen, doch da hatte Hutch bereits Kendras Schleier gelüftet und seinen Kopf geneigt, um sie zärtlich auf den Mund zu küssen.
In diesem Moment erwachte die Orgel zu neuem Leben, woraufhin sich die versammelten Gäste erhoben und stürmisch Beifall klatschten.
Madison warf ihren Blütenkorb zur Seite, lief zu dem frischgebackenen Paar und schob sich zwischen Kendra und Hutch. Beide nahmen sie an die Hand, und als Familie verließen sie gemeinsam die Kirche.
Der anschließende Empfang im Gemeindezentrum dauerte eine halbe Ewigkeit, zumindest kam es Hutch so vor. Immer wieder mussten sie für Fotos posieren, ständig wollte ihnen irgendwer die Hand schütteln, und die riesige Hochzeitstorte wartete darauf, angeschnitten zu werden. Es gab Essen und Musik, und auf den Tischen stapelten sich so viele Geschenke, dass man damit einen Kleinlaster hätte beladen können.
Hutch hatte seinen Spaß an dieser Feier, trotzdem brannte er darauf, endlich die Flitterwochen beginnen zu lassen, und Kendra erging es nicht anders. Aus verschiedenen Gründen hatten sie entschieden, mit dem Sex bis nach der Hochzeit zu warten, und daran hatten sie sich auch gehalten. Es war kein leichtes Unterfangen gewesen, und da nun endlich die Ziellinie in Sichtweite war, wollte er sie so bald wie möglich überqueren.
Anstatt zu verreisen, wollten sie lieber auf der Ranch bleiben. Dabei sollte Madison die erste Nacht bei Opal verbringen, die eben erst wieder bei den Barlows eingezogen war. Und natürlich hatte die Kleine da ja auch noch Shea als ihr persönliches Idol.
Die Zeit wollte einfach nicht
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