Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
verstreichen. Als er mit Kendra tanzte, war die körperliche Nähe zu ihr fast unerträglich. „Ich kann es nicht erwarten, endlich mit dir allein zu sein, Mrs Carmody“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Du wirst dich aber noch gedulden müssen, Mr Carmody“, gab sie amüsiert zurück.
Eine weitere Stunde zog ins Land, bis Kendra sich schließlich einverstanden erklärte, dass sie beide sich zurückziehen sollten. Sie verabschiedeten sich von Madison, die neben Shea am Klavier saß und von ihr lernte, die Bassnoten von „Heart and Soul“ zu spielen. Sie grinste die beiden zufrieden an und rief: „Bis morgen!“
Der neue Truck wartete vor dem Gemeindezentrum auf sie, er war von vorn bis hinten mit Bändern und Wimpeln verziert, hier und da klebte Rasierschaum auf dem Lack, und am Heck hing ein großes handgeschriebenes „Just married“-Schild.
Hutch hob Kendra auf den Beifahrersitz und benötigte - zumindest empfand sie es so - erst einmal fünf Minuten, ehe er die lange Schleppe ihres Hochzeitskleids im Fußraum verstaut hatte. Kendra musste die ganze Zeit über ausgelassen lachen.
Was musste das nur für ein Anblick sein, überlegte er, nachdem er eingestiegen war: er im Smoking, Kendra in einem wallenden Traum aus Spitze und Seide, wie sie in einem großen Pick-up ihre eigene Hochzeitsfeier verließen.
So schnell er auch seine Ranch erreichen wollte, um mit seiner Braut allein zu sein und ihr dieses Kleid und alles andere auszuziehen, was sie noch darunter trug, konnte er einen Moment lang nicht anders, als sie einfach nur fasziniert anzusehen.
Sie war so unglaublich, so wahnsinnig schön.
Und sie war seine Ehefrau.
Als sie seinen eindringlichen Blick bemerkte, musste sie wieder lachen. „Ich fühle mich wie ein riesiger Cupcake!“
Hutch grinste sie vielsagend an, während er den Motor anließ. „Umso besser. Dann habe ich ja einen guten Grund, dich anzuknabbern“, erwiderte er und fuhr los.
Nachdem sie zu Hause ankamen, war das Ranchhaus hell erleuchtet, obwohl es noch Nachmittag war und die Sonne schien. Am Abend zuvor hatten er, Slade und Boone ein paar Stunden damit verbracht, sämtliche weißen Weihnachtslichter vom Speicher zu holen und mit ihnen das ganze Haus zu schmücken, damit es in funkelnde Lichter getaucht wurde.
Er stellte den Wagen nahe der Haustür ab, stieg aus und ging herum auf die Beifahrerseite, um Kendra vom Beifahrersitz zu heben. Als er sie in seinen Armen hielt, schaute er ihr tief in die Augen und sagte: „Willkommen daheim, Mrs Carmody.“
Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen ihre Mascara verlaufen. „Ich liebe dich so sehr“, erwiderte sie.
Er küsste sie, dann machte er sich daran, die Haustür zu öffnen, was sich als nicht ganz so einfach erwies, wenn man eine Frau in einem Hochzeitskleid auf den Armen hielt. Irgendwie schaffte er es dann aber doch und konnte Kendra über die Türschwelle tragen. Drinnen wurden sie sofort von Leviticus begrüßt, der aber schnell das Interesse an den beiden verlor und sich in einen anderen Teil des Hauses zurückzog.
Im Flur setzte er Kendra ab und tat so, als sei er völlig entkräftet, weil er sie so lange hatte hochheben müssten. Sie raffte lächelnd ihr Kleid mitsamt Schleppe, stieg die Treppe hinauf und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Wo das Schlafzimmer war, wusste sie, schließlich hatte er sie inzwischen einmal durch sein ganzes Haus geführt, aber heute war alles anders. Denn von heute an war es ihr gemeinsames Schlafzimmer.
„Willst du mir nicht aus meinem Kleid helfen?“, fragte sie mit gespielter Schüchternheit.
„Das ist wohl das Mindeste, was ich für dich tun kann“, antwortete Hutch, dann lief er hinter ihr her die Treppe hoch und streifte dabei seine Jacke ab und befreite sich von der Fliege. Beides landete weiter unten auf den Stufen. Der Kummerbund folgte, und als er dicht hinter Kendra ins Schlafzimmer schritt, nahm er die Manschettenknöpfe ab.
Kendra war wie eine Vision in strahlendem Weiß, wie sie dastand und sich alles anschaute: das alte Bett, den altmodischen Kamin, die in die Wände eingelassenen Regale, die momentan noch leer waren, weil Hutch seit seiner Kindheit immer in ein und demselben Zimmer im Erdgeschoss geschlafen hatte.
Sie wanderte zum Kamin hinüber und strich mit einer Hand über den Sims, dann sagte sie leise und fast ehrfürchtig: „Unser Zimmer. Der Ort, an dem wir unsere Kinder zeugen werden.“
Hutch betrachtete sie und prägte sich dieses Bild
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