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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Das ist doch ganz normal. Sobald die Hochzeit vorbei ist und wir in den Flitterwochen sind …“
    Hutch ertrug es nicht, wenn eine Frau weinte, und schon gar nicht, wenn er der Grund für ihre Tränen war. So wie bei den Malen zuvor hatte er auch gestern Abend einen Rückzieher gemacht und sich einzureden versucht, dass Brylee ja eigentlich recht hatte. Er hatte im letzten Moment kalte Füße gekriegt, weiter nichts.
    Doch jetzt war der Punkt erreicht, an dem er sich nicht noch länger etwas vormachen konnte.
    Jetzt oder nie.
    Er sah Brylee in die Augen.
    Zeit und Raum setzten sich ächzend wieder in Bewegung, und gleich darauf war der Teufel los.
    Brylee schleuderte ihren Blumenstrauß zu Boden und trampelte wutentbrannt darauf herum, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Kirche. Walker warf Hutch einen nicht allzu freundlichen Blick zu, dann lief er seiner Schwester hinterher.
    Die Gäste, die sich zu Ehren der Braut erhoben hatten, begannen alle gleichzeitig zu reden, weil sie nicht fassen konnten, was sich vor ihren Augen abgespielt hatte. Solche Dinge passierten den Leuten in Romanen oder Filmen, aber ganz sicher nicht in Parable, Montana.
    Es gibt für alles ein erstes Mal, dachte Hutch betrübt.
    Er wollte Brylee folgen, was nicht so einfach war, da die Gäste ebenfalls auf den Ausgang zuströmten und den Gang verstopften. Was er zu ihr sagen sollte, wusste er jetzt noch nicht, doch auf jeden Fall musste er mit ihr sprechen.
    Ehe er aber auch nur zwei Schritte weit gekommen war, traten Slade und Boone von beiden Seiten auf ihn zu und griffen nach seinen Armen, um ihn zurückzuhalten.
    „Lass sie gehen“, meinte Boone leise.
    „Du kannst jetzt sowieso nichts tun“, fügte Slade hinzu.
    Dann führten sie ihn aus der Kapelle in einen kleinen Lagerraum gleich nebenan. Hutch fragte sich, ob sich vor der Kirche eine Meute versammelte, die ihn lynchen wollte.
    „Du hast dir ja genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, um es dir noch einmal anders zu überlegen“, stellte Boone fest, allerdings funkelten seine Augen und ließen erkennen, dass er in erster Linie erleichtert war.
    Hutch nahm seine Fliege ab und steckte sie in die Jackentasche. Dann knöpfte er den Kragen auf und atmete tief durch. „Ich habe ein paar Mal versucht, mit ihr darüber zu sprechen“, erwiderte er, was nach einer faulen Ausrede klang, aber tatsächlich die Wahrheit war.
    Obwohl er und Slade den gleichen Vater hatten, waren sie sich ihr Leben lang nicht grün gewesen. Erst seit dem Tod ihres alten Herrn und der anschließenden Aufregung kamen sie etwas besser miteinander aus, dennoch sah keiner in dem anderen einen guten Freund, geschweige denn einen Bruder.
    „Komm mit zu uns“, schlug Slade zu seiner großen Überraschung vor. „Es wird das Beste für alle sein, wenn du dich wenigstens für ein paar Stunden rarmachst. Gib Brylee und Walker etwas Zeit, damit ihre Wut verrauchen kann.“
    Hutch versteifte sich zwar ein wenig, doch seltsamerweise kam ihm diese Einladung sehr gelegen. Sein Zuhause, die Whisper-Creek-Ranch, lag ziemlich einsam und abgeschieden, was vermutlich auch der Grund war, warum er sich überhaupt überwunden hatte, Brylee einen Heiratsantrag zu machen.
    „Ich muss mit Brylee reden“, beharrte er.
    „Dafür ist später immer noch Zeit“, widersprach ihm Slade.
    „Ja, Slade hat recht“, stimmte Boone ihm zu. Er selbst reagierte hochgradig allergisch auf Begriffe wie Hochzeit oder Ehe und war vermutlich froh, dass Hutch dieser sprichwörtlichen Kugel in letzter Sekunde noch ausgewichen war.
    Oder aber er erinnerte sich gerade daran, dass Brylee mit Pistole, Gewehr und Bürgerkriegskanone hervorragend umgehen konnte und momentan wohl damit beschäftigt war, eine Kanone zu laden, die sie auf Hutch richten würde.
    Leise seufzte Hutch. „Also gut, ich tauche für eine Weile bei dir unter. Aber ich muss erst nach Hause fahren und mich umziehen. Ich halte es in diesem Smoking nicht mehr aus.“
    „Okay“, entgegnete Slade. „Ich sammele die Frauen ein, und dann treffen wir uns in ein oder zwei Stunden auf der Windfall-Ranch.“
    Mit den „Frauen“ meinte Slade seine reizende Ehefrau Joslyn, seine Stieftochter Shea und die Haushälterin Opal Dennison, die im Haus der Barlows wie eine Naturgewalt ihre Arbeit erledigte. Slades Mutter Callie war einsichtig genug gewesen, nicht an der Zeremonie teilzunehmen, da sie wusste, dass in einem Städtchen wie Parable alte Skandale nur selten in

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