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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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allein auf der Welt gewesen.
    Kendra hockte sich hin und legte die Blumen auf den unteren Teil des staubigen Grabsteins.
    „Du hast getan, was du konntest“, sagte sie leise, während eine Brise mit ihren Haaren spielte. „Es kann nicht leicht gewesen sein, dich in deinem Alter noch um ein kleines Kind kümmern zu müssen. Das Geld reichte vorn und hinten nicht, und von allen Seiten kamen nur Schwierigkeiten und Probleme auf dich zu. Aber du hast mich bei dir wohnen lassen, als Mom wegging, und das war für mich sehr wichtig. Du hast mir Essen und Kleidung gegeben, ich hatte ein Dach über dem Kopf, und dafür bin ich dir dankbar, Grandma, wirklich sehr dankbar.“
    Kendra richtete sich auf. Ihr standen keine Tränen in den Augen, ihr Herz schmerzte nicht.
    Endlich hatte sie mit der Vergangenheit abschließen können, endlich wünschte sie sich nicht mehr, ihr Leben hätte anders verlaufen sollen. Wichtig war nur das Jetzt und Hier. Das, was sie jetzt tat und dachte und fühlte.
    Sie verabschiedete sich von ihrer Großmutter, außerdem von all den Dingen, die geschehen waren, aber nicht hätten geschehen sollen, und von den Dingen, die nicht geschehen waren, aber hätten geschehen sollen. Sie verabschiedete sich von Jeffrey und von dem unbekümmerten, übermütigen Jungen, der Hutch gewesen war, als sie ihn kennengelernt hatte.
    Und sie begrüßte den Mann, der aus ihm geworden war.
    Aber sie hatte es nicht eilig. Die Dinge entwickelten sich so, wie sie es sollten, und dafür war sie nun auch offen.
    Hutch sattelte Remington und ritt an diesem Morgen allein hinauf auf den Berg, nachdem er seinen Leuten die Anweisungen für den Tag gegeben hatte.
    Dort angekommen, saß er ab und ließ das Pferd grasen, während er hinüber zu dem Steinhaufen ging. An der Stelle, an der er und Kendra sich am letzten Samstag geliebt hatten, blieb er kurz stehen. Er musste lächeln. Sie zu lieben war gut gewesen, weil es das Richtige gewesen war. Und längst überfällig, wenn es nach ihm ging.
    Er ging weiter zu dem Steinmonument, das er aus Wut, Schmerz und Frust errichtet hatte, nahm einen der schwereren Steine hoch und legte ihn auf den Boden.
    „Es ist vorbei, alter Mann“, sagte er zu seinem toten Vater, auch wenn ihn nur die Vögel, der Wind und sein Pferd hören konnten. „Ich hasse dich nicht länger dafür, dass du nicht der warst, den ich gebraucht hätte. Du warst, wer du warst. Aber ich sage dir auch, dass ich ein anderer Mann sein will. Wenn Kendra einverstanden ist, werde ich sie zur Frau nehmen. Ich werde sie bis zu dem Tag lieben, an dem ich sterbe, und vielleicht sogar danach immer noch. Und ich werde ihr kleines Mädchen so lieben, als wäre es meine eigene Tochter.“
    Auf einmal kam sich Hutch etwas seltsam vor, dass er mit einem Toten redete. Aber er hatte ja auch schon alles gesagt, was er hatte sagen wollen.
    Einen Stein nach dem anderen warf er zur Seite, bis von dem Steinhaufen nichts mehr zu sehen war.

19. KAPITEL
    Bis zum kommenden Sonntag, an dem die Taufe von Trace Carmody Barlow anstand, war Hutch Kendra nicht mehr begegnet. Als er die Kirche betrat, trug er eine Stoffhose, ein weißes Hemd und ein dünnes Sportjackett, in dessen Tasche eine Überraschung für einen späteren Zeitpunkt an diesem Tag steckte.
    Die meisten Gemeindemitglieder waren nach dem Gottesdienst in der Kirche geblieben, um die Taufe mitzuerleben. Entsprechend unbehaglich fühlte Hutch sich, als er das Gebäude betrat. Hin und wieder warf er einen verstohlenen Blick nach oben und hoffte, die Decke würde nicht einstürzen, auch wenn er sich wieder hergewagt hatte.
    Der neue Pastor Dr. Beaumont begann die Zeremonie mit einem Gebet.
    Hutch beugte den Kopf vor, so wie alle anderen auch, aber ehrlich gesagt hatte er nur Augen für Kendra, die in einem grünen Kleid neben ihm stand. Der Stoff sah so zart und geschmeidig aus, dass Hutch ihn am liebsten berührt hätte, um sich davon zu überzeugen, ob er sich auch so anfühlte.
    Als das Gebet beendet wurde, machte Kendra die Augen auf und sah, dass er sie verstohlen betrachtete. Daraufhin lächelte sie sanft.
    Dr. Beaumont nahm Joslyn das Baby behutsam aus den Armen, hielt es über das Taufbecken und träufelte ihm etwas Wasser über den Kopf, wobei er es im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufte.
    Dann folgte ein weiteres Gebet. Nun hielt Slade den Jungen fest und sah aus, als müsste er jeden Moment vor Stolz platzen. Nie zuvor hatte er seinem Vater so ähnlich

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