Der Berg des Lichts
nach ihnen wie die Spinnenfinger unsichtbarer Dämonen. Dani und Yzinda wichen nicht von der Seite Luxons und Kukuars, als könnten die Männer ihnen wirklich helfen. Und dann waren sie hindurch und betraten unter einem schweren Steinportal hindurch den Platz.
Eird und Hasank lehnten sich mit zitternden Knien gegen die Wand.
»Davon werde ich schlecht träumen, so alt ich auch werde«, sagte Eird erschüttert und wischte den eiskalten Schweiß von seiner Stirn.
»Außer uns war niemand auf dieser Treppe«, brummte Luxon, als sei dies eine Erklärung.
»Wir haben sie überstanden!« keuchte Warden. »Dort drüben, Luxon – der Mann starrt uns an. Das riecht nach Gefahr.«
Luxon fuhr herum. Mit zwei Handbewegungen schob er die Freunde vom Ende der Treppe weg und auf den Platz hinaus.
»Wo?«
»Dort, im Schatten.«
Luxon blickte hinüber. Dort stand ein hochgewachsener Mann, schlank wie er selbst. Das schulterlange Haar war von Wasser und Sonne gebleicht, und über einem zerfetzten Wams kreuzten sich zwei Ledergurte, aus denen die Griffe einiger Wurfmesser hervorsahen.
»Nein!« sagte Luxon, blickte sich um und sah, daß die Gruppe noch nicht die Aufmerksamkeit anderer Krieger und Duinen auf sich gezogen hatte. Er hob die Hand, rannte auf den fremden Mann zu und rief unterdrückt:
»Necron! Augenpartner!«
Necron erkannte ihn in der Kleidung und Bewaffnung eines Zaketerkriegers nicht. Erst als Luxon dicht vor ihm stand, die Arme ausbreitete und ihn an der Schulter packte, begriff er.
»Luxon! Du bist es wirklich!«
»Ja. Mit den letzten verzweifelten Kämpfern. Dank dem Lichtboten! Wir haben das Beben überlebt. Wo ist Odam?«
»Wir haben uns getrennt. Ich versuche, selbst alles herauszufinden – oder wenigstens soviel wie möglich.«
Luxons Freude war ehrlich und groß. Er zog Necron aus dem Schatten und winkte. Zögernd kamen die anderen heran, und er erklärte ihnen, wer dieser Mann mit den kühlen Augen war.
Kukuar schüttelte als erster Necrons Hand und sagte unruhig:
»Wir stehen hier herum, als wären wir die Herrscher des Berges. Du also bist der Freund des Shallad.«
»So ist es, und mein Weg hierher war so schwer wie eurer. Wohin?«
»Zum HÖCHSTEN. In diese Richtung«, sagte Hasank. »Ich meine, dich habe ich in Logghard gesehen, Necron.«
»Vor Jahren, und nicht nur dort«, sagte Necron und setzte ein kurzes Lächeln auf.
Sie alle verließen den Platz und drängten sich unter den Bögen der Arkaden zusammen. Necron und Luxon sprachen schnell und leise miteinander. Es schien unglaublich zu sein, aber ohne jede Verkleidung war der Alptraumritter und Alleshändler, Necron der Steinmann, bis an diese Stelle gelangt.
»Ich gehe keinen Schritt mehr zurück«, sagte Necron schließlich. »Wir müssen nur noch schnell einen Krieger überfallen, damit ich die Rüstung bekomme und auch so funkelnd aussehe wie ihr.«
Sie gingen geradeaus und versuchten, die Schrecken der Treppe zu vergessen. Dies war nicht der »Platz der Qualen«, denn nichts deutete darauf hin.
Aber jetzt näherten sich aus zwei Richtungen kleine Trupps von Bewaffneten, vor denen Magier mit wehenden Mänteln liefen.
»Weg von hier!« bestimmte Luxon.
»Ein guter Vorschlag«, antwortete Kukuar. Zarn fügte hinzu:
»Zumal es der einzige ist, den du machen kannst.«
Während sie weiter vordrangen, wurde Luxon an jene wilden Jahre erinnert, in denen man ihn den Meister der Masken nannte. Er lächelte in sich hinein und warf seinen Mantel mit einem arroganten Schwung über seine Schultern und zog den Saum des klirrenden Kettenhelms tiefer in die Stirn. Neben ihm sagte Necron:
»Hast du herausgefunden, daß die Herrschaft im Reich der Zaketer ähnlich ist wie die der Alptraumritter?«
»Mit Kukuar und Dani haben wir lange darüber gesprochen.«
»Wußtet ihr, daß sie auch den Spruch ›Mit Schwert und Magie‹ kennen und vorgeben, danach zu handeln?«
»Ich gestehe«, sagte Luxon, »daß weder ihm noch mir dieser Umstand aufgefallen ist. Wir hatten zu tun, um unser nacktes Leben zu retten.«
»So wie ich. Eines Tages werden wir einander viel zu erzählen haben«, entgegnete der Alleshändler. »Aber ich bin sicher, daß es zwischen der Alptraumritterschaft und dem Zaketerreich mehr als hur einen engen Zusammenhang gibt.«
Luxon zeigte ihm seine Hand und deutete auf den Runenring. Necron tat dasselbe.
»An vielen Stellen habe ich Runen und Zeichen, Bildnisse und Reliefs gesehen, die mich an Comboss und Ash’Caron
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