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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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Gänge zwangen ihn nicht mehr, anzuhalten und zu überlegen. Er stampfte einfach voran und verließ sich auf seine Kenntnisse. Auf Kellys Drängen hin trug er ein Radio am Gürtel, das jetzt begann, ihn wütend anzupiepsen. Anscheinend hatte Kelly noch eine wichtige, letzte Anweisung vergessen. Es kümmerte ihn nicht. Er hatte schon genug Befehle zu ignorieren; einer weniger würde da kaum einen Unterschied machen.
    Hier war es. Er blieb in der Türöffnung stehen, nahm das Radio ab und schaltete es aus. Dann legte er es mit der Kamera zusammen auf den Boden und trat ein.
    Abgesehen von der eisigen Luft wirkte der Raum genauso wie beim ersten Mal. Zwei Aliens standen hinten an der Wand. Reynolds ging geradewegs auf sie zu, die Hände zum Gruß erhoben. Einer war größer als der andere. Reynolds sprach ihn an. „Sind Sie Jonathon?“
    „Ja“, sagte Jonathon in seiner hohen Kinderstimme. „Und dies ist Richard.“
    „Darf ich meine Ehrerbietung erweisen?“ fragte Richard eifrig.
    Reynolds nickte. „Wenn Sie wünschen.“
    Jonathon wartete, bis Richard wieder auf den Beinen war, und sagte dann: „Wir möchten jetzt über Ihren Stern sprechen.“
    „Gut“, sagte Reynolds. „Aber zuerst muß ich Ihnen etwas sagen.“ Jetzt, zum ersten Mal, seit er seine Entscheidung getroffen hatte, war er nicht mehr so sicher. War die Wahrheit wirklich die beste Lösung für diese Situation? Kelly wollte, daß er log, daß er ihnen erzählte, was immer sie hören wollten, ohne ihnen dabei wirklich alles zu erzählen. Kelly befürchtete, die Aliens könnten sogleich zur Sonne starten, wenn sie erst erfahren hätten, was sie erfahren wollten. Aber sie wollte eine Möglichkeit haben, Ingenieure und Wissenschaftler in das Schiff zu schicken, bevor die Aliens abreisten. Und war dies etwa keine Möglichkeit? Wenn Kelly nun recht hatte und die Aliens abreisten? Was würde er dann sagen?
    „Sie möchten uns sagen, daß Ihre Sonne kein bewußtes Wesen ist“, sagte Jonathon. „Habe ich recht?“
    Das Problem war gelöst. Reynolds sah keinen Grund mehr zum Lügen. „Ja.“
    „Ich fürchte, daß Sie sich irren“, sagte Jonathon.
    „Aber wir leben hier. Müßten wir es da nicht wissen? Sie haben nach mir gefragt, weil ich unsere Sonne kenne, und das tue ich auch. Es gibt andere Menschen auf unserer Heimatwelt, die weit mehr wissen als ich. Aber niemand hat je auch nur den winzigsten Schimmer eines Beweises gefunden, der Ihre Theorie unterstützen könnte.“
    „Eine Theorie ist eine Vermutung“, sagte Jonathon. „Wir vermuten nichts, wir wissen.“
    „Dann erklären Sie es mir“, sagte Reynolds, „denn ich weiß es nicht.“ Er beobachtete aufmerksam die Augen des Alien und wartete auf die ersten Anzeichen eines Zwinkeranfalls.
    Aber Jonathons Blick blieb fest und sicher.
    „Möchten Sie gern von unserer Reise hören?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Wir verließen unsere Heimatwelt vor vielen, vielen Ihrer Jahre. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wann das war, aus Gründen, die Sie sicherlich verstehen werden, aber ich will Ihnen verraten, daß es mehr als ein Jahrhundert her ist. In dieser Zeit haben wir neun Sterne besucht. Jene, die wir besuchen würden, hatte man vorher für uns ausgewählt. Unsere Priester – unsere Führer – bestimmten diejenigen Sterne, die wir erreichen konnten und die in der Lage sein würden, uns bei unserer Suche zu helfen. Sehen Sie, wir haben die Reise hierher gemacht, um gewisse Fragen zu stellen.“
    „Fragen an die Sterne?“
    „Ja natürlich. Die Fragen, die wir haben, sind Fragen, die nur ein Stern beantworten kann.“
    „Und was sind das für Fragen?“ wollte Reynolds wissen.
    „Wir haben entdeckt, daß es parallel zu unserem eigenen noch andere Universen gibt. Gewisse Geschöpfe – Teufel und Dämonen – sind aus diesen Universen gekommen, um unsere Sterne anzugreifen und gefangenzunehmen. Wir glauben, es ist unsere Pflicht …“
    „Oh ja“, sagte Reynolds, „ich verstehe. Wir sind neulich erst einigen dieser Geschöpfe begegnet.“ Zwinkernd ahmte er die Zuckungen von Jonathons Auge nach. „Sie sind schrecklich furchterregend, nicht wahr?“ Als Jonathon aufhörte, stellte er das Zwinkern ebenfalls wieder ein. „Sie müssen mir nicht alles erzählen. Aber sagen Sie mir dies: Sind die anderen Sterne, die Sie besucht haben, in der Lage gewesen, einige Ihrer Fragen zu beantworten?“
    „Oh ja. Wir haben viel von ihnen erfahren können. Es waren sehr große Sterne – ganz

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