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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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wenn ich versuche, ein Thema zu berühren, über das er nicht reden will, erzählt mir dieser Alien die allerphantastischsten Lügen.“
    „Oh?“ sagte Kelly mißtrauisch, und er bedauerte sogleich, daß er es erwähnt hatte, denn jetzt brauchte er noch eine Viertelstunde für weitere Erklärungen, bevor sie ihn aus den Wänden ihres Büros entfliehen ließ.
    Und jetzt war er wieder daheim – in seinem Zimmer. Er ließ sich flach auf das Bett sinken und starrte mit weitaufgerissenen Augen in die dunkle Leere. Er wäre gern hinausgegangen, um das Observatorium zu besuchen, aber Kelly hatte ihn von allen Aufgaben befreit, bis die Alien-Geschichte geklärt war. Er nahm an, daß das als Befehl gemeint gewesen war. Ganz sicher. Eines mußte man ihr lassen: Sie sagte selten etwas, wenn es nicht als Befehl gemeint war.
     

 
4
     
    Sie kamen und weckten ihn. Er hatte gar nicht vorgehabt zu schlafen. In seinem Zimmer war es noch stockfinster, und weit weg trommelte eine Faust wütend gegen eine Tür. Langsam und in aller Ruhe stand er auf und ließ den Mann herein. Dann schaltete er das Licht ein.
    „Kommen Sie schnell zum Direktor“, sagte der Mann atemlos.
    „Was will sie?“ fragte Reynolds.
    „Woher soll ich das wissen?“
    Reynolds zuckte die Achseln und wandte sich zum Gehen. Er wußte, was sie wollte. Es mußte um die Aliens gehen; Jonathon war wieder bereit, ihn zu empfangen. Nun, ihm sollte es recht sein, dachte er und betrat Kellys Büro. Ihrem Gesichtsausdruck entnahm er, daß er richtig geraten hatte. Und ich weiß genau, was ich ihnen erzählen werde, dachte er.
    Irgendwann, während er schlief, hatte Reynolds eine wichtige Entscheidung getroffen: Er hatte beschlossen, Jonathon die Wahrheit zu sagen.
     
    Als er sich dem fremden Raumschiff näherte, fand Reynolds, daß es ihn nicht mehr so stark an seine Wohnung in Sào Paulo erinnerte. Jetzt, wo er es von innen gesehen und die Wesen kennengelernt hatte, die darin lebten, empfand er anders darüber. Jetzt fiel ihm auf, in welch bemerkenswerter Weise dieser seltsam verknotete Metallkoloß genau das Aussehen besaß, welches ein richtiges Raumschiff haben sollte.
    Das Shuttle stieß an die Seitenwand des Schiffes. Ohne daß ihn jemand auffordern mußte, legte Reynolds seinen Anzug ab und ging zur Luftschleuse. Kelly sprang von ihrem Sitz auf und stürzte ihm nach. Sie drückte ihm eine Kamera in die Hand: Sie wollte, daß er die Aliens photographierte. Er mußte zugeben, daß ihre Argumentation makellos war. Wenn die Aliens so harmlos waren wie Reynolds behauptete, dann könnte eine deutliche, ehrliche Photographie die Bevölkerung auf der Erde nur beruhigen; viele Politiker daheim fürchteten immer noch eine aufkeimende Hysterie. Viele Leute behaupteten weiterhin, ein Raumschiff voller grüner Monster umkreise den Mond, nur wenige Flugstunden von New York und Moskau entfernt. Ein Druck auf den Auslöser, und diese Furcht wäre gegenstandslos.
    Reynolds hatte ihr gesagt, daß Jonathon niemals gestatten würde, daß er ihn photographierte, aber Kelly hatte sich nicht erweichen lassen.
    „Wer interessiert sich denn schon dafür?“ hatte er gesagt.
    „Jeder“, hatte sie geantwortet.
    „Tatsächlich? Ich habe mir gestern die Nachrichten angehört und die Aliens wurden überhaupt nicht erwähnt. Ist das Hysterie?“
    „Das ist wegen Afrika. Warten Sie, bis der Krieg vorüber ist, und hören Sie die Nachrichten dann.“
    Er hatte nicht weiter mit ihr gestritten, und er hatte auch jetzt nicht die Absicht, mit ihr zu streiten. Er nahm die Kamera wortlos in Empfang, allerletzte Anweisungen bohrten sich brennend in seine Ohren, und er setzte sich in Bewegung.
    Sofort sprang ihm der Gestank entgegen. Als er das Raumschiff betrat, schien der Geruch aus dem Nichts aufzusteigen und ihn einzuhüllen. Er zwang sich weiterzugehen. Beim letzten Mal war der Geruch nur für kurze Zeit ein Problem gewesen. Er war sicher, daß er ihn auch diesmal überwinden könnte.
    Es war kalt in dem Schiff. Er trug nur eine leichte Hose und ein dünnes Hemd ohne Unterwäsche, denn beim letzten Mal war ihm ziemlich warm geworden. Hatte Jonathon sein Unbehagen bemerkt und die Schiffstemperatur entsprechend abgesenkt?
    Er bog um die erste Ecke und sah kurz zu der fernen Decke hinauf. Er rief: „Hallo!“, aber es kam nur ein leichtes Echo. Er rief noch einmal, und das Echo blieb unverändert, flach und hart.
    Noch eine Biegung. Er kam viel schneller voran als beim ersten Mal. Die engen

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