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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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verwundbar, dann fiel es ihm schwer, einen Sinn darin zu sehen. Er war alt genug, um sich daran zu erinnern, wie ihn der Geist der Eroberung zum ersten Mal berührt hatte. Als Schuljunge hatte er einen Film über die Erstbesteigung des Mount Everest gesehen – das war 1956 oder 1957 gewesen –, und als er diesen Film sah, die Schatten der bleichen Bergsteiger, wie sie sich an den Rand des weißen Gottes klammerten, da hatte er gewußt, daß es das war, was er werden wollte. Und man hatte ihn nie eines anderen belehrt – doch als er endlich alt genug war, waren alle Berge längst erobert gewesen. Und so war er Astronom geworden, und wenn er schon nichts anderes zu tun vermochte, so konnte er doch wenigstens hinaus auf die fernen, leuchtenden Gipfel in der Weite blicken; und von dort aus hatte er sein Trachten in den Weltraum gerichtet. So war er zum Mars gekommen und berühmt geworden – aber der Ruhm hatte ihn nach innen gekehrt, und so wäre er ohne seine strahlende Vergangenheit jetzt nur einer von jenen zahllosen, anonymen alten Männern gewesen, die verstreut in den Städten der Welt leben, in identischen, schmucklosen Bücherzimmern, und täglich in miesen Restaurants essen, in Gedanken immer Milliarden von Meilen weit fort von den toten Hülsen ihrer Körper.
    „Wir können jetzt starten, Dr. Reynolds“, sagte der Pilot.
    Reynolds grunzte nur, in Gedanken ein paar Meilen weit fort von seinem wartenden Körper. Er dachte daran, daß es dort letzten Endes eben doch noch etwas gab. Wie konnte er in Begriffen von Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit denken, wenn er allein sie tatsächlich gesehen hatte, mit seinen eigenen Augen? Wesen, intelligente Geschöpfe, die in weiter Ferne geboren waren, Lichtjahre weit fort von der unbedeutenden Welt des Menschen? War das nicht schon in sich selbst ein Beweis? Ja. Das war es ganz sicher. Aber für was?
    Das Shuttle erhob sich murmelnd von der Mondoberfläche. Tief in seinen Sitz gekauert, dachte Reynolds daran, daß es nun nicht mehr lange dauern würde.
    Und sie haben uns gefunden, dachte er, nicht wir sie. Und wann waren sie ins All vorgedrungen? Spät. Sehr spät. Zu einem Zeitpunkt in ihrer Geschichte, der, wenn man ihn auf die Menschheit übertrug, noch hunderttausend Jahre in der Zukunft lag. Sie hatten den Raum gemieden, bis ein zwingender Grund auftauchte, der sie hinausjagte, und dann erst waren sie gegangen. Er mußte daran denken, daß es ihm nicht gelungen war, Jonathon zu erklären, warum der Mensch die Sterne aufsuchen wollte, wenn er nicht an die Gottheit der Sonnen glaubte. Gab es einen Grund dafür? Und wenn ja, hatte er Sinn?
    Die Reise dauerte nicht lange.
    Es stank nicht. Die Luft strömte sauber, schneidend und süß durch die Korridore, und wenn sie überhaupt einen Geruch besaß, dann war es der von Reinheit und Frische, fast wie Fichtennadeln oder Minze. Die Luft tat seiner Stimmung gut. Kaum war Reynolds an Bord des Raumschiffes gekommen, hatte er seine Depressionen und seine Melancholie vergessen. Vielleicht ließ er sich nur von der scheinbaren Düsterkeit der Situation überwältigen. Es war zu lange her, seit er das letzte Mal hatte kämpfen müssen. Jonathon würde wissen, was zu tun war. Der Alien war über dreihundert Jahre alt und das Produkt einer Zivilisation und Kultur, die schon ausgereift gewesen war, als der Mensch noch kein Mensch war, sondern ein dürrer, kümmerlicher Affe, ein Aasfresser auf den heißen Ebenen von Afrika.
    Als Reynolds in den Besprechungsraum kam, sah er, daß Jonathon und Richard diesmal nicht allein waren. Der dritte Alien – Reynolds spürte, daß es eine wichtige Persönlichkeit war – wurde ihm als Vergnan vorgestellt. Kein angenommener Erdenname.
    „Dies ist der unter uns, der die Sterne am besten kennt“, sagte Jonathon. „Er hat mit dem Ihren gesprochen und hofft, daß er Ihnen helfen kann.“
    Diesen Teil der Angelegenheit hatte Reynolds fast vergessen. Der plötzliche Druck der letzten paar Stunden hatte alles andere aus seinen Gedanken verdrängt. Seinen Unterricht. Seine erfolglosen Versuche, mit den Sternen zu sprechen. Er hatte versagt. Es war Jonathon nicht gelungen, ihn etwas zu lehren, aber er glaubte, es hatte wahrscheinlich daran gelegen, daß er einfach nicht daran glaubte.
    „Wir werden Sie jetzt allein lassen“, sagte Jonathon.
    „Aber …“ sagte Reynolds.
    „Es ist uns nicht gestattet zu bleiben.“
    „Aber es gibt etwas, was ich Ihnen sagen muß.“
    Es war zu spät. Jonathon

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