Der Bernstein-Mensch
Idee, Kurt.“ Jetzt war sie es, die zu ihm rückte und sich an ihn schmiegte. „Wir wollen nur, daß man uns in Ruhe läßt.“
„In fünf Stunden habe ich einen Einsatz. Diesmal setzt ein anderer Satellit aus. Wenn Sie wollen, können Sie mitkommen.“
„In fünf Stunden. Fein.“ Sie war stolz auf ihren verführerischen Charme. „Das dürfte gerade richtig sein.“ Sie nahm seine Hand und wollte sie auf ihre Brust legen.
Tsubata stand plötzlich auf und schüttelte den Kopf. „Mara“, sagte er, „ich will nicht mit Ihnen ins Bett.“
Sie kämpfte den Schock nieder und begegnete seinem Blick mit nur geringem Ärger. Er zitterte jetzt. „Warum nicht, Kurt? Ich dachte, deswegen hätten Sie ja gesagt.“
„Ich weiß.“
Sie ließ nicht locker. „Also?“ Sie erhob sich und trat neben ihn.
„Ich habe Angst …“
„Oh?“ In ihrer Stimme lag kein Triumph. Sie bebte.
„Sie sind kein Mensch“, sagte er und sah zu Boden.
Mara kehrt zurück. An ihr klebt ein zweiter Geruch. Corey schnüffelt scharf.
„Er hat sich geweigert?“
„O nein.“ Ihre Hände zucken, während sie die äußere Hülle von Stoff und Plastik entfernen und das Fleisch und den Doppelgeruch enthüllen. „Wir fliegen in drei Stunden. Ich will sauber sein.“
„Du hast es mit ihm getan.“
Sie wirft mir einen Blick zu. „Ah … ja.“
„Ich verstehe. Ich verstehe. Ist es wie …?“
„Ich kann es nicht genau beschreiben, Corey, wirklich nicht.“ Sie geht auf die Dusche zu. Der Geruch wird abgespült, vergessen werden.
„Soweit mir bekannt ist, endet der Prozeß in einem schließlichen Stadium der Erschöpfung. In gemeinsamer Arbeit und in einer Abfolge gegenseitiger Erkundungen erreichen die beiden sodann denselben Schluß.“
Aber Mara dreht sich unter dem trommelnden Wasser und hört mich nicht. Corey rollt auf die Tür zu. Der Gang drängt sich dicht an sein Gesicht. Aber in dem rötlichen Licht hat er kein Gesicht. Stöhnend rollt Corey bergauf.
Bradley beäugte Tom Rawlins. Es gab niemandem im Orb, den er weniger mochte, aber er hatte diese Tatsache peinlichst zu verbergen gesucht.
Unaufgefordert ließ Rawlins sich in einen Sessel fallen, kreuzte die Beine und verschränkte die Füße ineinander. Dann beugte er sich vor und zeigte auf den hohen Stapel von Funksprüchen auf der Ecke des Schreibtisches. Aus einiger Entfernung schaute Krischna auf das verstreute Durcheinander herab. Der Mensch als ein Papier hervorbringendes Tier. Der Buddha an der Wand zwinkerte mit seinem dritten Auge.
„Wie ist die Situation auf der Erde?“ fragte Rawlins. „Ich hoffe, man hat sich nicht auf einen Kompromiß eingelassen.“
„Nein, die Lage ist unverändert. Die Manips werden Tokio zerstören, wenn sie die Bürgerrechte nicht zurückerhalten. Der Kongreß lehnt ab. Patt.“ Er konnte sich einen bissigen Nachsatz nicht verkneifen. „Ist es das, was Sie wollten?“
„Ich will sie tot sehen.“
„Weshalb?“
„Weil es sie nie geben darf. Weil Gott niemals wollte …“
Mit einem Anflug von Ärger, wie er ihn selten zeigte, schnitt Bradley ihm das Wort ab. „Deswegen sind Sie ja wohl nicht hergekommen“, sagte er dann ruhiger.
„Dann wissen Sie es also nicht.“ Rawlins schien erfreut.
„Was?“
„Diese verdammte Frau. Dieses Ding. Ich habe es gerade erfahren und bin gleich zu Ihnen gekommen. Wenn sich das im Orb herumspricht, ist die Hölle los.“
Bradley wünschte, er rauchte, nur um irgendwie den dumpfen, dummen Schädel dieses Mannes zu durchdringen. „Wenn sich was herumspricht, Tom?“
„Sie hat Ihnen eins ausgewischt, Bradley. Sie ist mit Tsubata in einem Shuttle hinaus.“
Nach all der Spannung war diese Mitteilung nicht allzu beeindruckend. „Ist das alles? So wie Sie um den Brei geredet haben, hatte ich schon befürchtet, sie hätte Ihre Mutter vergewaltigt.“
„Dann schon eher Tsubata“, sagte Rawlins höhnisch. „Also, was wollen Sie unternehmen?“
„Wann?“ Bradleys Magen knurrte hörbar. Er mußte daran denken, etwas zu essen. Nach dem dritten Tag waren die Pillen einfach nicht mehr genug.
„Na, jetzt natürlich.“
„Jetzt? Nichts. Wenn sie zurückkommt, werde ich etwas tun. Ihr den Hintern versohlen. Die Nase verdrehen. Wen kümmert das?“ Er wußte, daß man ihm seine Erschöpfung anmerkte. „Bei all dem hier …“ – er klopfte auf den Nachrichtenstapel – „… benehmen Sie sich furchtbar trivial, Tom.“
„Aber verstehen Sie denn nicht? Es ist doch alles
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