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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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unter Arrest zu stellen. Aber das würde nicht lange gutgehen, und außerdem wollte er auch nicht sein gesamtes politisches Kapital mit einem einzigen Schuß verschleudern. Nein, er würde sich auf Mara verlassen müssen.
    „… ist eine Abtrünnige, und wir …“ Rawlins redete immer noch, aber Bradley hatte nicht zugehört. Seine Kiefermuskeln strafften sich, und mit einer Handbewegung brachte er Rawlins zum Schweigen.
    „Schon gut, schon gut. Wieso reden Sie nicht selber mit Mara?“ Er stellte eine Externverbindung her und schaltete sich in Maras Leitung ein.
    „Was ist los?“ dröhnte ihre Stimme verärgert aus dem Konsolenlautsprecher. „Ich kann nicht gleichzeitig Corey zuhören und arbeiten und mit dir plaudern.“
    „Wir wollen mit Ihnen verhandeln“, begann Rawlins.
    „Ach du liebe Güte!“
    „Wir wissen, daß Sie uns feindselig gegenüberstehen“, sagte Rawlins geschmeidig. „Und wir geben zu, daß Sie etwas in der Hand haben. Sie könnten uns rammen.“
    „Schaff mir diesen Primaten aus der Leitung, Bradley.“
    „Wir wissen, daß Sie anders sind. Wir akzeptieren das.“ Rawlins’ Stimme wurde schriller. „Wir fühlen mit Ihnen, glauben Sie mir. Vielleicht wissen wir nicht, wie es war, keine richtigen Eltern zu haben …“
    „Ha! Haben Sie Ihr Kleinhirn abgeschaltet, Rawlins? Ich habe also das Pech, keine ‚richtigen Eltern’ zu haben, was? Nicht genug damit, daß jemand an meinem Kopf herumgefummelt hat, wie? Ich hätte genetisches Roulette spielen sollen, so wie auch der Rest von euch gemacht wurde!“
    „Mara …“
    „Und ich hätte eine Mutter haben können, die mich wirklich liebte und mich durch das Leben führte und mir sagte, wie man einen reichen Mann mit einem schwachen Herzen heiratet?“
    Rawlins trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und warf den Männern um ihn herum einen Blick zu. „Vielleicht können wir herauskommen und verhandeln. Wir könnten uns irgendwo außerhalb des Orb treffen …“
    „Traut euch raus und ich ramm euch die Eingeweide aus dem Arsch.“
    Der Lautsprecher klickte scharf und metallisch. Bradley lächelte matt und sah die Männer einen nach dem andern an. Das war ein alter Trick, aber er funktionierte. Jeder von ihnen tat, als würde er woanders hinsehen.
    „Ich nehme an, damit sind Ihre Verhandlungen beendet. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt wieder auf Ihre Posten gingen.“
     
    Corey taucht hinab. Die Isolationsschale unter mir rötet sich mit dem Abstieg, bis die Überlastungssicherungen durchbrennen und ich in kühlere Regionen hochziehen muß. Dünne Oblaten schweben nahebei.
    Es sind wächserne Bruchstücke von komplexen Kohlenstoffverbindungen. Ammoniak, Wasser, Chlor. Eine schwankende Temperatur, bösartige Aufwinde, eine beständig in Richtung Westen treibende Strömung. Ich schwimme, ich meide die strudelnden Fallen der Gaswirbel, ich kämpfe mich durch kreisende Wogen.
    Während ich nach dem rollenden Signal suche, vergeht die Zeit. Ein Erdentag verstreicht. (Ein absurdes Zeitmaß. Nichts Irdisches ist hier von Bedeutung.) Ich esse, lausche dem schwachen Wispern, rede mit Mara. Sie steht isoliert, drei Kilometer vom Orb entfernt. Mißtrauisch. Wachsam. Sie lacht über Rawlins, aber manchmal gibt sie zu, daß sie ihn fürchtet. Es ist gut für sie, daß sie jetzt nicht im Orb ist. Sie braucht die Abgeschiedenheit, um arbeiten zu können. So hat sie das Bewässerungsproblem in Nordafrika gelöst: In totaler Isolation setzte sie die abgegriffenen Fakten zu einer Form zusammen, die die Ingenieure nicht erschließen konnten. Am Ende ist Mara immer allein.
    Ich schwimme durch Hagelwolken von Kohlenwasserstoffen. Kein freies Oxygen. Dies haben die hirnlosen Robotsonden schon in den Jahren zuvor gemeldet, bevor sie dann hilflos in die Hitzeschichten hinuntertrudelten. Jetzt schwebe ich durch diese schwach energiegeladenen chemischen Agenzien, in denen nach Überzeugung der Wissenschaftler kein Lebewesen existieren kann. Aktive Lebewesen brauchen höhere Energiereaktionen. Und so weisen mich die Stimmen aus dem Orb auch daraufhin, daß die Wellenlängen, die ich aus den trillernden Stimmen herausgefiltert habe, riesenhaft sind – Hunderte von Metern lang. Viel zu lang für jedes Lebewesen. Also sind es Naturphänomene, und das Orb bittet mich, dieses interessante Ereignis zu verfolgen.
    Ich navigiere durch den wächsernen Schnee, und die rieselnden Geräusche kehren wieder. Diesmal ist das magnetische Pulsieren kraftvoll,

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