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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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nicht mehr nur ein bloßes Flattern an der Obergrenze des Geräuschspektrums. Ich folge ihm nach Südosten, und ich drossele den Fusionsreaktor, um schneller zu sinken. In diesem dunstigen Sturzbach sind meine Infrarotsensoren und die Optik blind, aber die Mikrowellen bringen mir ein körniges Bild. Kleine Punkte vor mir tanzen flackernd. Ich nähere mich ihnen. Sie sind jetzt unter mir, aber ich weiß nicht wie tief.
    Corey sendet einen scharfen Strahl von Mikrowellen-Energie aus und wartet auf das zurückgeworfene Echo. Die Reichweite beträgt nur vierzig Kilometer. Sie beschleunigt ihre Fallgeschwindigkeit. Der steile Abstieg führt ihn durch einen Schaum von weißen Kohlenwasserstoffen, so als glitte sie auf Skiern an Alpenhängen hinunter. Die Gondel schwankt und knarrt. Mit einem ruckhaften Stoß stürzt sie durch ein Druckdifferential. Die Punkte unter ihm schwellen zu kömigen Klecksen an.
    Plötzlich verschwinden die Wolken, und Corey sieht, daß er aus einer endlosen, milchigen Wand hervorgedrungen ist. Ein wallender Strudel wirbelt die Wolkenbänke zu langen Kreisbögen in einem Durchmesser von hundert Kilometern. Im Zentrum wölbt sich ein klarer, kristalliner Zylinder zum Himmel, und der Grund darunter ist dunstig rot. Die Infrarot-Optik schwenkt nach links, nach rechts, nach oben – und Corey sieht die Quelle des Trillems.
    Dort unten schweben Dinge, die aussehen wie Kugellager. Sie scheinen bewegungslos in dem wunderschönen, klaren Ammoniak zu hängen. Sie sind klein, und ein heißer, weißer Schein geht von ihnen aus. Ein Sonarecho enthüllt ihre wahren Dimensionen: Sie erstrecken sich über neun Kilometer und scheinen einen Durchmesser von mindestens einem halben Kilometer zu haben.
    Ungeheure Kugeln. Eine Folge des Strudels? Die gerippten Wolkenbänke zu allen Seiten mahlen langsam, als Corey tiefer sinkt. Die Kugeln haben sich nicht bewegt. Dann fällt ihr eine Kleinigkeit auf: Die Kugeln rotieren nicht zusammen mit der majestätischen Wolkenbarriere, die sie umgibt. Sie stehen still. Summend sinkt Corey weiter auf sie zu. Als sie näherkommt, zerbricht die Formation der Kugeln, und sie bewegen sich in seltsamen hyperbolischen Bahnen. Sie bilden ein Netz. Sie manövrieren, von Corey angeregt. Sie manövrieren, in diesem grenzenlosen, wächsernen Tunnel. Sie sind lebendig. Wie Corey.
    „Jesus“, sagte Bradley.
    Er schaltete um auf Maras Kanal. „Mara, sprich du mit ihm. Er hört nicht auf uns. Sag ihm, er soll von diesen Dingern wegbleiben, bis wir sie uns genau angesehen haben.“
    „Hmmmmm. Ich glaube, allmählich wird mir hier manches klar, Bradley.“
    „Du sollst ihn rufen!“
    „Okay.“
    Die Leitung war tot. Bradley wartete eine ganze Weile. Unruhe herrschte auf der Brücke, und die Techniker redeten schreiend miteinander. Sie justierten die optischen und die Mikrowellen-Sensoren, um die merkwürdigen, rostbraunen Kugeln zu studieren, die Corey gefunden hatte. Eine festliche Stimmung lag in der Luft, und Bradley wußte, daß er sich von ihr nicht berühren lassen durfte. Die technischen Angelegenheiten konnte er seinem Personal überlassen. Sein Problem war Corey. Und Mara.
    In ihrer Leitung summte es wieder. „Er zieht sich zurück, sagt er.“
    „Gut. Ich will, daß er sich die Dinger gut anschaut, was immer sie sein mögen, und dann soll er wieder aufsteigen.“
    „Über die Wolkendecke?“
    „Nein, ich meine, er soll abheben. Er soll das Fusionstriebwerk zünden und herauskommen.“
    „Aber er hat noch zwei Tage bis zum geplanten Ende seines Einsatzes.“
    „Er hat genug getan.“
    „Das wird Streit geben, mit Corey ganz sicher und mit mir wahrscheinlich auch. Aber lassen wir das. Kannst du mich zu Vance durchstellen?“
    „Er ist hier.“ Bradley reichte Vance das Mikrophon. Der junge Mann ergriff es mit leichtem Zögern, als wäre es eine Schlange, die ihn beißen könnte.
    „Vance hier.“
    „Ich habe eine Idee, an der wir vielleicht arbeiten könnten. Es ist womöglich denkbar, daß das Puzzle auf einem anderen topologischen Referenzsystem basiert.“ Mara sprach ganz ohne die übliche spielerische Schärfe, die sie sonst Vance gegenüber anklingen ließ. Bradley lehnte sich interessiert nach vom.
    „Nun, ich habe es mit einer ganzen Reihe versucht …“
    „Ich weiß, das habe ich auch. Das Problem ist, daß zu viele zur Wahl stehen und daß es keinen Weg gibt, eine einzelne Möglichkeit auszusondern. Aber diese Kugeln – es müssen ja Wesen sein, meinen Sie

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