Der Bernstein-Mensch
mir ein beinahe freies Loch ist. Fast kann ich die Sterne sehen. Aber das Loch liegt mindestens hundert Kilometer höher, und ich habe nicht die Absicht, so weit zu steigen.
Ich fließe stetig dahin, den Schwung der wirbelnden Turbulenzen ausgleichend. Eine bohrende Freude liegt in diesen Bewegungen, und ich genieße sie.
Ich betrachte die Wesen dort unten. Es ist wahr, sie bewegen sich in machtvoller Langsamkeit. Sie wirken eher wie treibender Seetang oder wie grasendes Vieh. Ihr Tanz ist nicht leicht und flüchtig wie meiner. Noch nie haben sie die Sterne gesehen, auch nicht durch dieses Auge im Zyklon, dieses Loch, das sich tief durch die Wolkenbänke bohrt. Sie kennen nur diese begrenzte Welt.
Corey hält inne und empfängt die Nachricht von Mara, und er überdenkt sie.
Mara ist hindurchgedrungen, mitten ins Zentrum. Sie spürt, wie es hier ist. Sie hat durch meine Augen gesehen. Auf einer gekrümmten Fläche gibt es keine euklidischen Bestimmtheiten. Die Winkelsumme eines Dreiecks beträgt nicht 180 Grad. Wie dies den Geist formt, das weiß ich nicht; ich bin den Menschen immer noch näher als diesen beschaulichen Wiederkäuern dort unten.
Meine Instrumente erfassen sie. Das Magnetfeld zeigt immer noch sein Fließen und Strömen. Der hohe, scharfe Ton flutet wieder über mich hinweg. Ich beginne das Signal zu analysieren, es mit dem Computer in seine Komponenten aufzuspalten.
Und ich gebe es auf.
Vielleicht ist dies nicht der Kern. Mara sieht klarer, denn sie ist nicht so detailbesessen wie ich. Ich muß mich entspannen und darauf warten, daß die Dinge sich von allein eröffnen.
Dabei durchfließen mich die tiefen, wellenden Töne von unten. Ich bin frei, ich schwebe. Ich fühle mich kühl und glatt. Die Klänge verschmelzen, und endlich spüre ich ein Lied. Es ist eine ruhige, klingende Botschaft. Gelassen. Heiter. Sie hallt durch meine Hülle und findet dort eine keramische Festigkeit. Die geschwollenen Harmonien sammeln neue Kräfte.
Instinktiv antworte ich. Corey richtet seinen Sender aus. Mein Signal ist dünn und schwach, aber auf diese kurze Distanz – –
Sie hören! Sie wiederholen meinen Ruf. Ein langes, rumpelndes Signal schwingt durch das Magnetfeld rings um die Gondel. Es ist eine riesige Hand, die mich ergreift, im wallenden Weiß dieser fremden Luft. Es ist größer als alles, was ich kenne.
7
„Die Signale, die wir jetzt von ihm bekommen, gefallen mir nicht“, sagte Bradley. Er wartete, aber Mara antwortete nicht. „Seine Nachrichten sind unzusammenhängend, und manche ergeben keinen Sinn.“
„Corey hat nie sehr viel Sinn gehabt“, sagte Mara geistesabwesend. „Aber ich verstehe, was du meinst. Ich rede mit ihm.“
Damit unterbrach sie die Verbindung. Bradley schaltete sich schnell durch mehrere Leitungen und lauschte der Kette von technischen Daten, die Corey zurücksendete. Es gab keinerlei Anzeichen, daß die Kugeln ihm in größere Höhen folgten. Offenbar hatten sie das fremde Schiff zur Kenntnis genommen, aber ihr Interesse schien nur schwach zu sein. Sie würden Corey empfangen, aber ihm nicht folgen.
Mara wirkte unbeeindruckt. Sie arbeitete und das überdeckte für sie alle anderen Belange. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit darauf konzentriert hätte, würde sie vielleicht verstehen, was dort unten mit Corey geschah. Aber die Zeit war knapp.
Bradley sah sich in der Flugüberwachung um. Einige Besatzungsmitglieder, die nicht hierhergehörten, standen herum und sahen zu. Das ganze Orb konzentrierte sich jetzt auf Corey. Die Biologen durchkämmten die Mikrowellen-, Infrarot- und optischen Signale nach Hinweisen auf das, was die Kugeln sein mochten. Jedermann war davon überzeugt, daß sie lebendig waren. Wahrscheinlich ernährten sie sich von den reichhaltigen Kohlenwasserstoffen, die es in den tiefen, dichten Schichten gab.
Und es schien, daß Vance mit der Computersuche nach einer mathematischen Transformation Fortschritte machte.
Und Mara, die wirkliche, die unbekannte Mara, arbeitete allein, Corey ignorierend und isoliert mit einer Schreibtafel und einer Computerverbindung. Rawlins hatte sie beiseite gewischt wie einen hoffnungslosen Clown, obgleich er eigentlich recht gefährlich werden konnte. Das würde er schließlich auch; Bradley wußte, daß Rawlins sich nur für eine Weile ablenken ließ.
„Bradley? Ich habe – nein, warte, gib das gleich weiter an Vance.“ Bradley schaltete einen Recorder ein, um den Ruf gleich an Vance in den Computerraum
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