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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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Drohung nicht, die sich hinter ihren Worten verbarg. „Zeit zum Arbeiten. Zeit zum Nachdenken. Zeit zu leben, ohne daß Rawlins und seinesgleichen mich entleiben können.“
    „Ich habe sie für den Augenblick zurückgepfiffen“, sagte Bradley.
    „Denk nur an die Lilien, Bradley. Sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht. Von hier aus sieht man deutlich, daß das Orb sich dreht wie eine Spindel. Eindrucksvoll, wenn man nicht wüßte, was wirklich drin ist.“
    „Die Stürme werden schlimmer. Das Strahlungsrisiko …“
    „… liegt um einiges niedriger als die Gefahr eines beiläufig geworfenen Messers im Orb, würde ich sagen.“
    „Es sind nur ein paar, um die du dir Sorgen machen mußt.“
    „Ein paar? Wieviel ist das? Ich habe ein wenig nachgelesen, Bradley. Wußtest du, daß die Anzahl von Einheiten, die ein Mensch direkt wahrnehmen kann, grundsätzlich auf vier begrenzt ist? Ein, zwei, drei oder vier Dinge können wir unmittelbar erfassen, aber bei fünf zerlegen wir schon in vier plus eins oder zwei plus drei. Wir besitzen keine unmittelbare Wahrnehmungsfähigkeit für höhere Zahlen. Wir müssen arithmetische Umwandlungen vornehmen. Was war in unserer Evolution so besonders an der Vier?“
    Ganz plötzlich begriff Bradley. Sie war nicht einfach auf der Flucht vor der Gefahr. Sie dachte nach. Vielleicht würde das wohlausgewogene Zusammentreffen der Kräfte, auf das er hoffte, doch noch Zustandekommen. „Nun, irgendwo muß es schließlich einen Einschnitt geben. Und es wäre wenig sinnvoll, wenn die Grenze der intuitiven Wahrnehmung eines Tieres bei sagen wir 1564 läge. Das wäre beschwerlich.“
    „Eine ganz orthodoxe Antwort. Und vielleicht stimmt sie. Aber …“
    „Bradley“, schaltete sich Rawlins rauhe Stimme ein, „ist das Ihre Art, mit einer Notsituation fertig zu werden?“
    „Scheiße. Gehen Sie aus der Leitung, Rawlins!“
    „Sie könnte ihren Autopiloten einschalten und das Shuttle ins Orb jagen.“
    „Ganz recht. Auf welcher Ebene und in welchem Sektor befinden Sie sich?“
    „Wieso? Auf … A-17.“
    „Gut. Sie übernehmen die Evakuierung der gesamten A-Ebene. Tun Sie es gleich. Besorgen Sie sich so viele Leute aus den Freischichten wie möglich und riegeln Sie den Sektor ab.“
    „Ich habe nicht …“
    „Bewegen Sie sich.“
    Es klickte, und einen Moment lang herrschte Stille. „Das ging flott“, meinte Mara.
    „Ich glaube nicht, daß Rawlins gleichzeitig handeln und denken kann“, sagte Bradley. Er war plötzlich müde. „Hast du genügend Luft? Du mußtest wahrscheinlich ziemlich schnell verschwinden …“
    „Ich könnte noch ein wenig gebrauchen.“
    „Ich schicke dir Tsubata mit ein paar Vorräten. Ich rate dir, dicht ans Orb heranzukommen und es wenigstens behelfsmäßig als Strahlungsabschirmung zu benutzen.“
    „Was bist du doch für eine Glucke.“
    „Genau.“
     
    Mein Absinken führt zu einem Doppler-Effekt in den aufsteigenden Hitzeformationen und ich gebe ein wenig Schub nach links, ich korrigiere, ich korrigiere. Über der Aurora schwebt der heiße Wasserstoffballon, der uns Auftrieb gibt, gespeist von dem Fusionsperkolator. Turbulenzen wirbeln um mich herum, und die Mach-Zahlen steigen und fallen stochastisch. Alles ist so, wie die Stimulationen sagten. Ich fühle mich behaglich, die Wärme umhüllt mich, und ich warte. Die Konzentration des Ammoniumhydrosulphids wird geringer, und meine feuchten Perzeptoren finden immer mehr Wassereis in den wirbelnden Wolken.
    Infrarot-Radar ertastet die zusammengedrückten Atmosphäreschichten unter mir und bringt seltsam fleckige Resonanzen. Sie erscheinen wie Lichtfünkchen, die sich vergrößern, diffus werden und dann ihre alte Gestalt wieder annehmen. In der Heliumwasserstoff-Atmosphäre kommen die fernen, an der Unterseite purpurroten Wolkenbänke klar und deutlich an.
    Corey läßt sich fallen. Der Fusionsreaktor verstummt, der Ballon über mir kühlt sich ab und ich schwebe stetig abwärts. Ich gleite an den Hängen der Jupiterwinde hinab. Die Kapsel wiegt sich sanft wie ein Baby in dieser Mutter aller Planeten. Meine Instrumente schieben sich hinaus in den heulenden Wirbel: sie sondieren und messen und lassen Ströme von rohen Daten zum Orb zurückfließen, als sei ich ein riesiges Herz, das eine Botschaft durch einen aufgedunsenen Körper pumpt.
    Der Wassergehalt ringsumher steigt. (Er) (es) spürt einen hartnäckigen Druck von unten, und es wird wärmer. Das Wasser wird immer reichlicher. Ich kann die

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