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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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Schwerkraft und in der dichten Atmosphäre, die Helikopter zu benutzen – mit Düsentriebwerken und Triple-Sensor-Navigation und sehr schnell. Die Hubschrauber hatten die umfassende Erforschung von Titan ermöglicht, und Bradley hatte angenommen, daß er mit ihnen ein paar der Kristallnetz-Anlagen besuchen würde. Aber er hatte nicht mit Najima, dem nominellen Leiter der Kuiper-Basis, gerechnet.
    Bradley hob resigniert die Augenbrauen. Offenbar rosteten seine Instinkte allmählich ein. Er hatte ausdrücklich verkündet, daß er sich zu einem Nickerchen in sein Abteil zurückziehen wolle, denn er wußte, daß Najima vor Frustration beinahe platzte und deswegen todsicher unaufhörlich herumnörgeln würde – und dann war er, eingelullt von dem sanften Wiegen des Schreiters, doch tatsächlich eingeschlafen. Gute Strategie, lausige Taktik.
    Er schwenkte die Beine aus der Koje. Schon vor langer Zeit hatte er ein Gespür für drohende Gefahren entwickelt, welches alle älteren Leute besitzen, die Fähigkeit, unausgeglichene Kräfte und Momente auf einer zerbrechlichen, spröden Achse wahrzunehmen. Seine Knöchel, seine Knie und sein Kreuz – verwundbare Stellen in seiner Rüstung. Breitbeinig ging er über den schwankenden Boden die drei Schritte bis zum Schott. Die Tür ließ sich mühelos öffnen. Er hakte sie an der Wand fest und spähte durch die Öffnung.
    Die drei saßen in runden Sesseln und vor ihnen eröffnete sich die durchsichtige Halbkugel des Schreiters. Gebrochen von dem dicken, transparenten Sichtfenster schien die Landschaft draußen sich um sie herumzukrümmen und zusammenzuziehen. Mara schaute in die vorüberziehende Gegend hinaus und schien nachzudenken. Tsubata und Najima redeten miteinander. Najima allein bediente die Steuerung des Schreiters.
    „… habe noch keine genauen Informationen über die Lage des Einbruchs“, sagte Najima soeben in seiner abgehackten, forschen Art, „und wenn die Abrutschbewegungen weitergehen …“
    „Sind sie stark genug, um eine Umkehr zu rechtfertigen?“ fragte Tsubata.
    „Nein. Die Absenkung liegt dreiundvierzig Kilometer in dieser Richtung.“ Najima wies aus dem Fenster.
    „Nicht so nah, daß ein Riß bis zu uns vordringen könnte?“ Mara sprach sachlich und interessiert.
    „Wir haben noch nie eine so große Einbruchstelle gemessen“, sagte Najima; er drehte seinen Sessel zu Mara, und Bradley zog hastig den Kopf zurück. „Ich wünschte, wir hätten es. Dann könnte ich diesen alten Mann problemlos nach Kuiper zurückbringen und wäre ihn los.“
    „Sie meinen“, sagte Tsubata, „dann hätten Sie einen Vorwand.“
    „Einen soliden Grund“, entgegnete Najima steif. „Ich benutze keine Vorwände.“
    „Diese ganze Idee mit dem Schreiter ist ein Vorwand“, sagte Mara.
    Najima funkelte sie wütend an. „Inwiefern?“
    „Sie wollen den Teil von Titan vorweisen, den Sie am meisten studiert haben“, sagte Mara leichthin, als sei die Antwort selbstverständlich. „Also tun Sie so, als sei dieser scheppernde Schreiter sicherer als ein Hubschrauber.“
    „Muß ich Ihnen wirklich noch einmal erklären …“
    „Brauchen Sie nicht. Ich habe Ihnen den Quatsch schon beim ersten Mal nicht abgekauft, und dieser Trip zeigt, daß ich recht hatte.“
    „Ein Schreiter kann nicht umkippen.“
    „Nein, aber er kann auch nicht schweben, oder? Wenn sich zum Beispiel unter ihm eine Bodenspalte öffnet?“
    „Unwahrscheinlich. Beinahe ausgeschlossen. Und ich wehre mich gegen den Ausdruck ‚Vorwand’. Wo …“
    „Hören Sie, Najima, es ist mir völlig schnuppe, wie …“
    „… wohingegen ich weiß, daß die Hubschrauber jetzt, wo die Stürme aufkommen, gefährlich sein können.“
    „Sie haben gute Piloten.“
    „Wir haben vier Männer und eine Frau verloren. Die Winde …“
    Mara schnaufte. „Und wie viele mit den Schreitern?“
    „Ach, ein paar.“
    „Oder mehrere?“ Mara lachte, und Tsubata, normalerweise unerschütterlich, grunzte vergnügt.
    „Also gut“, sagte Najima. „Alles in allem vier. Eine Klippe ist losgebrochen und hat sie zerquetscht.“
    „Die Untersuchung“, meinte Mara, „ist abgeschlossen.“
    Najima fuhr fort mit seinen Erklärungen, aber Bradley wandte sich ab und begab sich behutsam außer Sicht, zurück auf seine Pritsche. Es war amüsant, Mara zuzuhören, wie sie Najima bearbeitete, aber das meiste von dem, was sie unabsichtlich enthüllt hatten, hatte er ohnehin bereits vermutet. Er ließ sich sanft in die willkommene

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