Der Bernstein-Mensch
Vorwand für die Rückkehr zur Kuiper-Basis zu benutzen. Aber das Argument war zweischneidig; Tsubata hatte das bemerkt und diskret darauf hingewiesen: Gefährlich war es in jeder Richtung – auf den Vulkan zu und von ihm weg.
Najima legte seinen kantigen Kopf merkwürdig schräg, als müsse er nachdenken. „Nun, es ist immer …“
„Ich würde vorschlagen – in dem Bewußtsein, Sir, daß dieses Fahrzeug selbstverständlich immer noch unter Ihrem Kommando steht und ich lediglich ein Passagier bin –, daß wir hier abwarten, bis die Unruhe sich gelegt hat.“ Bradley spreizte freundlich die Hände.
„Das können wir nicht“, sagte Najima.
„Wir haben Vorräte …“ Mara wollte hilfreich einspringen.
„Ja, aber in einer solchen feindseligen Umgebung wäre es unvernünftig, sie aufzubrauchen. Und das würden wir, falls wir lange hierblieben.“ Najima beugte sich mit ernsthafter Miene vor. Den bewußt maskenhaften Gesichtsausdruck hatte er über dem Bestreben, sich auf das Problem zu konzentrieren, vergessen. Bradley erinnerte sich, daß Najima schließlich an erster Stelle Ingenieur und erst in sehr untergeordneter, zweiter Linie Verwaltungsmensch war. „Das Terrain hier ist nicht sicher“, fuhr Najima fort. „Wir stehen auf einer von Felsen durchsetzten Eisdecke. Es kann sein, daß sie reißt.“
„Aber doch nicht so bald?“ sagte Bradley.
„So etwas läßt sich unmöglich vorhersagen.“
„Dann schlage ich vor, wir suchen uns einen festen Felsenuntergrund“, sagte Bradley.
„Ich könnte einen Hubschrauber rufen …“
„Der auf dem Eis landen soll? Das könnte an sich schon gefährlich sein.“
„Das glaube ich kaum.“
Bradley gab seinem Gesicht einen kühlen, distanzierten Ausdruck. „Wie oft haben Sie es schon versucht?“
„Na, noch nie. Wir vermeiden solche Situationen. So sind unsere Anweisungen.“
„Sie haben also keinerlei Erfahrung.“
Najima zögerte. „Nein.“
„Ich bin immer noch Ihr Commander, Mr. Najima.“
Najima blickte von Mara zu Tsubata und dann wieder zu Bradley. Er hatte rein technisch immer noch das Kommando hier. Aber es gibt eine psychologische Kraft, die oft stärker ist als Legalismen, und unter dem lastenden Schweigen der Drei wich Najima schließlich dem Blick Bradleys aus. Er räusperte sich tief und rumpelnd und sagte: „Ich glaube, ich habe verstanden, Sir.“
„Die Relaisstation Vier ist nicht allzu weit entfernt“, sagte Bradley in neutralem Ton.
„Können wir dort unterkommen?“ fragte Mara.
„Unsere Stationen sind alle sicher“, sagte Najima. Er betrachtete Bradley forschend und als müsse er sich bemühen, den Anschluß nicht zu verlieren. „Sie scheinen eine ganze Menge über unsere Operationen zu wissen, Sir.“
„Ich mache stets meine Hausaufgaben“, sagte Bradley. Er ließ seine Stimme gleichförmig und geistesabwesend klingen. Vor allem durfte er Najima nicht wissen lassen, wieviel hiervon abhing. Wenn der Mann Verdacht schöpfte, könnte er leicht eine Anfrage zur Erde beamen. Und falls das geschähe, würden die wenigen, kostbaren Tage, die Bradley noch blieben, weiter zusammenschrumpfen, und die Folgen würden jeden von ihnen treffen.
Der Schreiter ließ die schäumende Vulkankuppel in zügigem Tempo hinter sich. Bradley gab vor, sich wieder ausruhen zu müssen, und kehrte in den wie ein Stück Torte geformten Abschnitt zurück, in dem sich die Schlafräume befanden. Der Schreiter war eine Kuppel, die auf hydraulischen Schwingarmen befestigt war, und die Steuerkabine nahm die Hälfte dieser Kuppel in Anspruch. Der restliche Teil war in drei Lager- und Besatzungsräume eingeteilt. Es war ein interessanter
Weitere Kostenlose Bücher