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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Kom­men­tar zur Mensch­heit, fand Br­ad­ley, daß die Pla­ner sich für ge­trenn­te Räu­me ent­schie­den hat­ten, ob­gleich je­der da­von so klein sein muß­te. Auf den ers­ten Blick hät­te man glau­ben sol­len, daß die durch das stän­di­ge Le­ben in ge­schlos­se­nen Räu­men, ab­ge­kap­selt von dem knir­schen­den Ge­fühl Ti­t­ans, her­vor­ge­ru­fe­ne Klaustro­pho­bie nach großen Räu­men ver­langt hät­te, nach ei­nem Ge­fühl von luf­ti­ger, aus­ge­dehn­ter Wei­te. Aber selbst hier woll­ten die Men­schen lie­ber ih­re Pri­vat­sphä­re be­hal­ten. Die Rei­bung, die sich aus dem stän­di­gen Kon­takt er­gab, er­wies sich als zu an­stren­gend.
    Klei­ne, klei­ne Ges­ten im An­ge­sicht des Frem­den, dach­te er.
    Br­ad­ley späh­te durch die wäch­ser­ne Trans­pa­renz der Fens­ter­lu­ke und ver­such­te, trotz des Ge­schau­kels einen Blick auf das zu er­ha­schen, wes­halb er her­ge­kom­men war: Die großen, kris­tal­le­nen Net­ze, die Ti­tan um­spann­ten und de­ren Na­tur im Dun­keln lag. Er wuß­te, daß es in der Nä­he ei­ne gan­ze Rei­he von ih­nen gab. Der Ti­tan-Or­bi­ter hat­te sie völ­lig über­se­hen. Un­ter der rot­brau­nen Wol­ken­de­cke span­nen die wei­ßen Fa­sern ein schein­bar un­ge­ord­ne­tes Netz. Frü­he Spe­ku­la­tio­nen hat­ten in Ti­tan so et­was wie ei­ne ei­si­ge Ur­sup­pe ge­se­hen, reich an Me­than und Am­mo­ni­ak. Das Netz schi­en al­ler­dings ei­ni­ge ölar­ti­ge Ket­ten­mo­le­kü­le zu ent­hal­ten, aber da­mit en­de­te die Ana­lo­gie zur Er­de auch. An man­chen Stel­len war das Kris­tall­ge­bil­de von simp­ler, mo­no­kli­ner Struk­tur, und an an­de­ren, da, wo sich die wei­ßen Strän­ge durch Glet­scher­spal­ten und Eis­fel­der zo­gen, ver­schmolz es zu kom­ple­xen, in­ein­an­der ver­schlun­ge­nen Ma­tri­zes. Die ers­te be­mann­te Ex­pe­di­ti­on hat­te gel­be Farb­mar­kie­run­gen in der Nä­he des Net­zes hin­ter­las­sen. Ei­ni­ge Wo­chen spä­ter si­cker­ten zi­tro­nen­far­be­ne Fle­cken und Tup­fen ki­lo­me­ter­weit ent­fernt her­vor. Es gab ei­ne Art von Ver­dau­ung – ein leich­ter Ab­bau des Öls, das die Män­ner ver­wen­det hat­ten –, aber kei­ner­lei Hin­weis dar­auf, wie die Ener­gie nutz­bar ge­macht wur­de. Au­gen­schein­lich lie­fer­te es die elek­tri­sche Ener­gie für die ge­le­gent­lich aus­bre­chen­den zu­cken­den Strö­me, die sich über die Ti­ta­no­ber­flä­che kräu­sel­ten, aber nicht ein­mal in die­sem ein­zel­nen, ein­fa­chen Punkt herrsch­te wirk­lich Klar­heit.
    Br­ad­ley ließ sich zu­rück­sin­ken; das an­ge­streng­te Blin­zeln er­mü­de­te ihn. Na­ji­ma und die an­de­ren in der Kui­per-Ba­sis zeig­ten sich in ih­ren Be­rich­ten an­ge­sichts der Er­folg­lo­sig­keit ih­rer Ex­pe­ri­men­te im­mer wie­der von neu­em über­rascht. Die Ent­wick­lung von ge­nau­en Prüf­ver­fah­ren er­for­der­te ei­ne Ar­beits­hy­po­the­se. Aber was noch we­sent­li­cher war: Für die Ex­pe­ri­men­te be­durf­te es auch ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Me­tho­de, die von den rich­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen aus­ging.
    Nach Jo­na­thons irr­wit­zi­gem Tanz, nach Co­reys Sturz in den Wahn­sinn war Br­ad­ley nicht mehr so si­cher. Al­le die­se Ent­de­ckun­gen wa­ren von den äu­ßers­ten, nack­ten Rän­dern mensch­li­cher Er­fah­rung ge­kom­men, nicht aus dem war­men, be­hag­li­chen Fleck­chen rings um das gol­den leuch­ten­de La­ger­feu­er der Mensch­heit.
    Lag dar­in ei­ne Mo­ral? Die Of­fen­ba­run­gen – und wie hat­te er nach ih­nen ge­dürs­tet, oh­ne es zu wis­sen! – ka­men auf dem Vek­tor des Un­er­war­te­ten. Die Kon­sens-Rea­li­tät blieb un­frucht­bar.
    Das Al­pha-Li­bra-Puzz­le war, wie sich zeig­te, nicht bis ins letz­te Kom­ma lo­gisch. Und Jo­na­thons lä­cher­li­che Lie­be zu Krei­sen als voll­kom­me­nen Kur­ven – ver­nünf­tig, un­ter ei­ner Vor­aus­set­zung, die eben­so ab­surd war wie die läp­pi­schen Re­geln des trief­äu­gi­gen, al­ten Pla­to, aber oh­ne die­se Vor­aus­set­zung … Nein, er spür­te, daß es da noch einen Mit­tel­weg ge­ben muß­te.
    Und dann … viel­leicht wa­ren sei­ne

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