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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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und den sub­ti­len Reiz des Wett­streits mit ih­nen nicht. Ar­beit und en­ge Zim­mer hat­ten ihn wun­der­lich wer­den las­sen.
    „Ich glau­be, des­halb sind sie trotz ih­res Al­ters tech­no­lo­gisch zu­rück­ge­blie­ben. Sie ha­ben im Grun­de kein Ge­fühl für Ma­schi­nen, sie ha­ben sich nie an sie ge­wöhnt. Als sie für ih­re Re­li­gi­on ein Raum­schiff brauch­ten, bau­ten sie es so un­ge­schickt, wie man es sich nur vor­stel­len kann; es grenzt an ein Wun­der, daß es über­haupt funk­tio­niert.“ Reynolds hielt in­ne. Er fühl­te sich be­schwingt. „Sie le­ben in die­ser Ma­schi­ne, aber sie mö­gen sie nicht. Sie er­fül­len sie mit Ge­stank, da­mit sie sich an­fühlt wie ei­ne Kop­pel. Sie miß­trau­ten dem Re­cor­der, den ich bei mir hat­te. Sie müs­sen große Sehn­sucht nach den Ster­nen ha­ben, um sich so weit von ih­rer Na­tur zu ent­fer­nen, nur um sie zu er­rei­chen.“
    Kel­lys Lip­pen straff­ten sich und ih­re Au­gen wur­den schmal. Reynolds sah, daß ihr Ge­sicht sei­nen ge­wöhn­li­chen Aus­druck wie­der­ge­wann.
    „Das ist al­les schön und gut, Dr. Reynolds“, sag­te sie, und es war wie­der die al­te Kel­ly, je­ne, die er kann­te; die Kel­ly, die im­mer wie­der oben­auf war. „Aber es ist ei­ne Spe­ku­la­ti­on. Wir brau­chen Tat­sa­chen. Ihr Raum­schiff ist nicht ele­gant, aber es funk­tio­niert. Sie müs­sen Da­ten und Pho­to­gra­phien von Ster­nen ha­ben. Sie wis­sen Din­ge, die wir nicht wis­sen. Es gibt zahl­lo­se De­tails, die wir nur her­aus­fin­den könn­ten, wenn wir die Rei­se selbst mach­ten – und selbst mit ih­rem Schiff wird das Jahr­hun­der­te dau­ern. Hou­ston sagt, die­ser Bom­ben­wer­fer kann höchs­tens ein Pro­zent der Licht­ge­schwin­dig­keit er­rei­chen. Ich will …“
    „Ich werd’s ver­su­chen“, un­ter­brach er. „Aber ich fürch­te, es wird nicht ein­fach sein. Im­mer wenn ich ver­su­che, ein The­ma zu be­rüh­ren, über das er nicht re­den will, er­zählt mir die­ser Ali­en die al­ler­phan­tas­tischs­ten Lü­gen.“
    „Oh?“ sag­te Kel­ly miß­trau­isch, und er be­dau­er­te so­gleich, daß er es er­wähnt hat­te, denn jetzt brauch­te er noch ei­ne Vier­tel­stun­de für wei­te­re Er­klä­run­gen, be­vor sie ihn aus den Wän­den ih­res Bü­ros ent­flie­hen ließ.
    Und jetzt war er wie­der da­heim – in sei­nem Zim­mer. Er ließ sich flach auf das Bett sin­ken und starr­te mit wei­tauf­ge­ris­se­nen Au­gen in die dunkle Lee­re. Er wä­re gern hin­aus­ge­gan­gen, um das Ob­ser­va­to­ri­um zu be­su­chen, aber Kel­ly hat­te ihn von al­len Auf­ga­ben be­freit, bis die Ali­en-Ge­schich­te ge­klärt war. Er nahm an, daß das als Be­fehl ge­meint ge­we­sen war. Ganz si­cher. Ei­nes muß­te man ihr las­sen: Sie sag­te sel­ten et­was, wenn es nicht als Be­fehl ge­meint war.

4

    Sie ka­men und weck­ten ihn. Er hat­te gar nicht vor­ge­habt zu schla­fen. In sei­nem Zim­mer war es noch stock­fins­ter, und weit weg trom­mel­te ei­ne Faust wü­tend ge­gen ei­ne Tür. Lang­sam und in al­ler Ru­he stand er auf und ließ den Mann her­ein. Dann schal­te­te er das Licht ein.
    „Kom­men Sie schnell zum Di­rek­tor“, sag­te der Mann atem­los.
    „Was will sie?“ frag­te Reynolds.
    „Wo­her soll ich das wis­sen?“
    Reynolds zuck­te die Ach­seln und wand­te sich zum Ge­hen. Er wuß­te, was sie woll­te. Es muß­te um die Ali­ens ge­hen; Jo­na­thon war wie­der be­reit, ihn zu emp­fan­gen. Nun, ihm soll­te es recht sein, dach­te er und be­trat Kel­lys Bü­ro. Ih­rem Ge­sichts­aus­druck ent­nahm er, daß er rich­tig ge­ra­ten hat­te. Und ich weiß ge­nau, was ich ih­nen er­zäh­len wer­de, dach­te er.
    Ir­gend­wann, wäh­rend er schlief, hat­te Reynolds ei­ne wich­ti­ge Ent­schei­dung ge­trof­fen: Er hat­te be­schlos­sen, Jo­na­thon die Wahr­heit zu sa­gen.
    Als er sich dem frem­den Raum­schiff nä­her­te, fand Reynolds, daß es ihn nicht mehr so stark an sei­ne Woh­nung in Sào Pau­lo er­in­ner­te. Jetzt, wo er es von in­nen ge­se­hen und die We­sen ken­nen­ge­lernt hat­te, die dar­in leb­ten, emp­fand er an­ders dar­über. Jetzt fiel ihm auf, in welch be­mer­kens­wer­ter Wei­se die­ser selt­sam ver­kno­te­te

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