Der Bernstein-Mensch
Metallkoloß genau das Aussehen besaß, welches ein richtiges Raumschiff haben sollte.
Das Shuttle stieß an die Seitenwand des Schiffes. Ohne daß ihn jemand auffordern mußte, legte Reynolds seinen Anzug ab und ging zur Luftschleuse. Kelly sprang von ihrem Sitz auf und stürzte ihm nach. Sie drückte ihm eine Kamera in die Hand: Sie wollte, daß er die Aliens photographierte. Er mußte zugeben, daß ihre Argumentation makellos war. Wenn die Aliens so harmlos waren wie Reynolds behauptete, dann könnte eine deutliche, ehrliche Photographie die Bevölkerung auf der Erde nur beruhigen; viele Politiker daheim fürchteten immer noch eine aufkeimende Hysterie. Viele Leute behaupteten weiterhin, ein Raumschiff voller grüner Monster umkreise den Mond, nur wenige Flugstunden von New York und Moskau entfernt. Ein Druck auf den Auslöser, und diese Furcht wäre gegenstandslos.
Reynolds hatte ihr gesagt, daß Jonathon niemals gestatten würde, daß er ihn photographierte, aber Kelly hatte sich nicht erweichen lassen.
„Wer interessiert sich denn schon dafür?“ hatte er gesagt.
„Jeder“, hatte sie geantwortet.
„Tatsächlich? Ich habe mir gestern die Nachrichten angehört und die Aliens wurden überhaupt nicht erwähnt. Ist das Hysterie?“
„Das ist wegen Afrika. Warten Sie, bis der Krieg vorüber ist, und hören Sie die Nachrichten dann.“
Er hatte nicht weiter mit ihr gestritten, und er hatte auch jetzt nicht die Absicht, mit ihr zu streiten. Er nahm die Kamera wortlos in Empfang, allerletzte Anweisungen bohrten sich brennend in seine Ohren, und er setzte sich in Bewegung.
Sofort sprang ihm der Gestank entgegen. Als er das Raumschiff betrat, schien der Geruch aus dem Nichts aufzusteigen und ihn einzuhüllen. Er zwang sich weiterzugehen. Beim letzten Mal war der Geruch nur für kurze Zeit ein Problem gewesen. Er war sicher, daß er ihn auch diesmal überwinden könnte.
Es war kalt in dem Schiff. Er trug nur eine leichte Hose und ein dünnes Hemd ohne Unterwäsche, denn beim letzten Mal war ihm ziemlich warm geworden. Hatte Jonathon sein Unbehagen bemerkt und die Schiffstemperatur entsprechend abgesenkt?
Er bog um die erste Ecke und sah kurz zu der fernen Decke hinauf. Er rief: „Hallo!“, aber es kam nur ein leichtes Echo. Er rief noch einmal, und das Echo blieb unverändert, flach und hart.
Noch eine Biegung. Er kam viel schneller voran als beim ersten Mal. Die engen Gänge zwangen ihn nicht mehr, anzuhalten und zu überlegen. Er stampfte einfach voran und verließ sich auf seine Kenntnisse. Auf Kellys Drängen hin trug er ein Radio am Gürtel, das jetzt begann, ihn wütend anzupiepsen. Anscheinend hatte Kelly noch eine wichtige, letzte Anweisung vergessen. Es kümmerte ihn nicht. Er hatte schon genug Befehle zu ignorieren; einer weniger würde da kaum einen Unterschied machen.
Hier war es. Er blieb in der Türöffnung stehen, nahm das Radio ab und schaltete es aus. Dann legte er es mit der Kamera zusammen auf den Boden und trat ein.
Abgesehen von der eisigen Luft wirkte der Raum genauso wie beim ersten Mal. Zwei Aliens standen hinten an der Wand. Reynolds ging geradewegs auf sie zu, die Hände zum Gruß erhoben. Einer war größer als der andere. Reynolds sprach ihn an. „Sind Sie Jonathon?“
„Ja“, sagte Jonathon in seiner hohen Kinderstimme. „Und dies ist Richard.“
„Darf ich meine Ehrerbietung erweisen?“ fragte Richard eifrig.
Reynolds nickte. „Wenn Sie wünschen.“
Jonathon wartete, bis Richard wieder auf den Beinen war, und sagte dann: „Wir möchten jetzt über Ihren Stern sprechen.“
„Gut“, sagte Reynolds. „Aber zuerst muß ich Ihnen etwas sagen.“ Jetzt, zum ersten Mal, seit er seine Entscheidung getroffen
Weitere Kostenlose Bücher