Der Bernstein-Mensch
sich wieder ein Krieg zusammenbraute. In Afrika diesmal, und darin lag nicht nur eine örtliche, sondern wahrscheinlich auch eine substantielle Veränderung. Die Aliens wurden nur einmal, ungefähr in der Mitte der Sendung, erwähnt, aber Reynolds merkte, daß sie nicht mehr als besondere Nachricht galten. Ein Zusammentreffen zwischen einem Vertreter der amerikanischen Mondbasis und den Aliens werde gegenwärtig arrangiert, sagte der Sprecher, und er fügte hinzu, es werde an Bord des fremden Schiffes im Mondorbit stattfinden. Der Name Bradley Reynolds wurde nicht erwähnt. Ob sie mich wohl noch kennen, hatte er sich gefragt.
3
„Mir scheint, Sie hätten mehr aus ihnen herausbringen können als irgendwelchen Quatsch über Sterne und Götter“, sagte Kelly. Sie stand auf und lief, eine Hand in die Hüfte gestemmt, im Zimmer auf und ab. In gespieltem Unglauben schüttelte sie den Kopf, daß ihre braunen Locken wirbelten, fließend wie dunkler Honig in der geringen Gravitation.
„Oh, das habe ich“, erwiderte er beiläufig.
„Was?“ Ein interessiertes Rascheln erfüllte den Raum.
„Ein paar Fakten über ihren Planeten. Einige Details, die, glaube ich, zusammenpassen. Vielleicht erklären sie sogar ihre Theologie.“
„Wollen Sie Theologie mit Astronomie erklären?“ sagte Kelly schneidend. „Sonnenanbetung ist nichts Geheimnisvolles. Sie war eine unserer eigenen primitiven Religionen.“ Ein Mann neben ihr nickte.
„Nicht ganz. Unser Stern ist relativ sanftmütig, wie Jonathon es nennen würde. Und unser Planet hat einen hübschen, bequemen Orbit. Beinahe kreisförmig.“
„Ihrer nicht?“
„Nein. Außerdem besitzt ihr Planet eine ausgeprägte Axialneigung – nichts so Normales wie die dreiundzwanzig Grad der Erde. Ihre Welt muß um etwa vierzig Grad geneigt sein, um die Effekte hervorzubringen, die Jonathon erwähnte.“
„Heiße Sommer?“ fragte einer der Männer, die er nicht kannte, und Reynolds blickte gelinde überrascht hoch. Ihre Unterlinge waren also doch nicht nur Lanzenträger, wie er vermutet hatte. Immerhin.
„Richtig. Die Axialneigung führt dazu, daß jede Hemisphäre sich abwechselnd dem Stern nähert und sich wieder von ihm entfernt. Sie haben kältere Winter und heißere Sommer als wir. Aber nach allem, was ich sagen kann, gibt es da noch etwas. Jonathon sagt, seine Welt bewege sich ‚nicht in der vollkommenen Bahn’, unsere hingegen tut dies beinahe.“
„In der vollkommenen Bahn?“ sagte Kelly stirnrunzelnd. „Der achtfache Weg? Der Pfad der Erleuchtung?“
„Noch mehr Theologie“, sagte der Mann, der schon eben gesprochen hatte.
„Nicht ganz“, versetzte Reynolds. „Pythagoras glaubte, der Kreis sei eine vollkommene Gestalt, die schönste aller Formen. Ich sehe nicht ein, wieso Jonathon das nicht auch sagen sollte.“
„Astronomische Körper sehen aus wie Kreise. Pythagoras konnte den Mond sehen“, sagte Kelly.
„Und die Sonne“, sagte Reynolds. „Ich weiß nicht, ob Jonathons Welt einen Mond hat oder nicht. Aber sie können ihren Stern sehen, und sein Profil ist ein Kreis.“
„Also ist ein kreisförmiger Orbit ein vollkommener Orbit.“
„Q. E. D. Jonathon sagt aber, sein Planet habe keinen.“
„Sondern eine Ellipse.“
„Eine sehr exzentrische Ellipse. Das ist jedenfalls meine Vermutung. Jonathon benutzt die Bezeichnung ‚Bahn-Sommer’ und ‚Pol-Sommer’, also unterscheiden sie sehr wohl zwischen den beiden Effekten.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte der Mann.
„Eine Ellipse allein bringt abwechselnd Sommer und Winter hervor, aber in beiden Hemisphären zugleich“, sagte Kelly brüsk mit leicht herabgezogenen
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