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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Pfann­ku­chen und Orb hin­aus. Einen Au­gen­blick spä­ter wa­ren sie drau­ßen, und ge­ra­de recht­zei­tig er­in­ner­te sie sich dar­an, die su­pra­leit­fä­hi­gen Ma­gne­ten ein­zu­schal­ten. Sie über­prüf­te die Strom­ver­sor­gung in al­len drei Ma­gnet­krei­sen. Als sie einen Blick nach rechts warf, sah sie die silb­ri­ge Si­chel von Cal­li­sto in der Fer­ne. Die Blech­büch­se be­weg­te sich in ih­rem Or­bit in kon­stan­ter Ent­fer­nung hin­ter dem großen Mond, der die Hoch­ener­gie-Par­ti­kel aus dem Van-Al­len-Gür­tel weit­ge­hend ab­fing. Im Kiel­was­ser von Cal­li­sto muß­te das Orb im­mer noch an al­len Sei­ten mit me­ter­di­cken Was­ser­schich­ten ab­ge­schirmt wer­den.
    „Over an Flug­über­wa­chung“, sag­te Tsuba­ta. Ma­ra drück­te ei­ne Tas­te auf der Ar­ma­tu­ren­ta­fel vor ihr. Mur­melnd dreh­te sich das Shutt­le un­ter ih­nen. Ei­ne un­sicht­ba­re Hand kipp­te ih­re Ach­se und neig­te sie aus der Or­bi­tal­ebe­ne des Orb. Sum­mend schal­te­te sich der Io­nen­an­trieb ein. Ein leich­ter Nie­de­rim­puls-Schub.
    „Sa­tel­lit 106 liegt ziem­lich weit nach Nor­den“, sag­te Tsuba­ta. „Ich ha­be einen schnel­len el­lip­ti­schen Or­bit pro­gram­miert. Ren­dez­vous in fünf Stun­den.“
    „Was stimmt denn nicht? Mit S-106, mei­ne ich? Ich ha­be die­sen Sta­pel von Hand­bü­chern über Sa­tel­li­ten­war­tung nicht mehr ganz durch­ar­bei­ten kön­nen.“
    „Ein paar der Kom­po­nen­ten ha­ben die be­triebs­fä­hi­ge Span­nungs­gren­ze un­ter­schrit­ten. Die Meß­wer­te des Fa­ra­day­kä­figs sind eben­falls nicht zu­frie­den­stel­lend.“
    Das Shutt­le trieb da­hin, und Ma­ra ent­spann­te sich. „Das ist kein Wun­der. Nicht bei der Strah­lungs­in­ten­si­tät, die in der letz­ten Zeit ge­herrscht hat.“
    „Der Fa­ra­day­kä­fig soll­te die Hoch­do­sie­rung aus­hal­ten kön­nen. Hat er aber nicht.“
    Ma­ra sah sich nach dem zu­sam­men­schrump­fen­den Orb um. Es war nur noch ei­ne glit­zern­de Licht­fa­cet­te. In ei­ner Be­ob­ach­tungs­kup­pel brach sich das röt­lich-gel­be Glü­hen des Ju­pi­ter und wur­de zu ei­nem kurz auf­blit­zen­den Strahl ge­bün­delt.
    „Was tun Sie hier drau­ßen wäh­rend die­ser lan­gen Flü­ge?“ frag­te Ma­ra, sich wie­der zu­rück­wen­dend.
    „Schla­fen, meis­tens. Den Strah­lungs­mes­ser im Au­ge be­hal­ten.“
    Und so we­nig wie mög­lich re­den, dach­te Ma­ra. Einen Mo­ment lang er­wog sie, ei­ne Un­ter­hal­tung zu er­zwin­gen, in­dem sie ihn mit in­ti­men De­tails aus ih­rem fas­zi­nie­ren­den Le­ben bom­bar­dier­te. Sie fühl­te sich von dem selt­sa­men Be­dürf­nis er­grif­fen, die­sen schweig­sa­men Mann auf­zu­bre­chen. Aber die Wei­te des Welt­raums er­stick­te die­ses Ver­lan­gen. Hier drau­ßen wirk­ten blo­ße Wor­te un­be­deu­tend, ir­gend­wie sinn­los.
    „Was den­ken Sie über die Stür­me?“ Sie zwang sich zu re­den, et­was zu sa­gen, ein mensch­li­ches Grun­zen ge­gen die be­drücken­de Fins­ter­nis zu schleu­dern. Sie wies nach un­ten, wo ein dunkles Band wir­belnd in leuch­tend oran­ge­far­be­ne Stru­del zer­riß. Zum Nord­pol hin wur­de die­ses Mus­ter im­mer tur­bu­len­ter. Win­zi­ge Wir­bel wog­ten hier peit­schend ge­gen die Rän­der des Ban­des.
    „In der Astro­phy­sik glaubt man, daß ei­ne Men­ge elek­tro­ma­gne­ti­scher Ener­gie frei wird, weil im Kern des Ju­pi­ter ir­gend et­was vor sich geht. Das ist aber nur ei­ne Theo­rie. Die pla­ne­ta­ren Ma­gnet­fel­der sind ein we­nig in Be­we­gung.“
    „Ei­ne Ver­schie­bung der Fel­der, große Men­gen von Hoch­ener­gie-Par­ti­keln – in­ter­essant.“
    „Man hat auch ein An­wach­sen des Ra­diorau­schens ver­zeich­net.“ Es war das ers­te Mal, daß Ma­ra ei­ne Spur von ech­tem In­ter­es­se in Tsuba­tas Stim­me ent­deck­te. Er war süch­tig nach sei­ner Ar­beit, aber da­ne­ben gab es für ihn sehr we­nig. Hier drau­ßen lä­chel­te er glück­lich, zu­frie­den und ru­he­voll. „Wir ha­ben Zeit.“ Er fisch­te in sei­ner Map­pe her­um und reich­te ihr ein Clip­board mit ei­nem Wirr­warr von Schalt­kreis­dia­gram­men. „Das ist S-106.“
    Im we­sent­li­chen konn­te

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