Der Bernstein-Mensch
sehe klarer. Ich höre die lautlosen Laute. Corey ist ein Mensch aus Metall, und das ist ein Geschmack wie kein zweiter, die Abwesenheit jedes anderen Geschmacks: die Essenz. Aber ich bin auch gelbes Gedärm. Ein Kasten, der redet. Mara besucht mich jetzt nicht mehr so oft. Die anderen sehe ich öfter. Sie schwatzen, schwitzen und furzen, schwarze Schatten von Bärten sprießen auf öliger Haut, Falten des Alters, rosafleckiges Fleisch, schlaffe Brüste. Sie sind nicht Corey (er) (sie) (es). Vielleicht sind sie auch nicht Mara.
Vorsichtig ließ sie das Shuttle rückwärts aus der Bay gleiten. Die Haltetaue lösten sich. Noch immer bewegte das Fahrzeug sich in der Winkelgeschwindigkeit des Orb, deshalb ließ sie die Lateraldüsen kurz aufflammen, um abzubremsen. Sie entfernten sich von der Innenwand des Orb. Die Blechbüchse schien schneller und schneller zu rotieren, als sie den seitlichen Schub verstärkte.
„Check Inertialrahmen.“ Sie sprach in scharfem, knappem Tonfall über das Helmradio. Sogleich kam die Antwort von der Brücke: Sie befand sich im Ruhezustand in Bezug auf den Massemittelpunkt des Orb. Damit war sie zum Aufstieg oben aus dem Orb freigegeben, aber sie wartete noch einen langen Augenblick, um sich zu orientieren. In dieser großen Entfernung von der Innenwand erschien ihr das Orb mehr denn je wie eine große Blechbüchse. Es wirbelte in schwindelerregendem Tempo um sie herum. Lichter jagten vorüber, die gelbe, streifige Spuren auf ihrer Netzhaut hinterließen. Der große Zentralzylinder des Orb wirkte jetzt, da sie die Shuttle-Bay verlassen hatten, dunkler. Sie konnte keine Sterne erkennen. Pfannkuchenförmige Wassersäcke hingen vor beiden Enden des Orb. Sie sah, wie einige Sichtfenster vorüberzogen. Weiches Licht strahlte heraus. Eine Frau blickte durch das Fenster an der Decke ihres Raumes hinaus in die Bay. Sie lächelte und winkte.
„So ist’s recht. Lassen Sie sich Zeit. Diese Bewegung ist verwirrend.“ Das war das erste Mal, daß Tsubata etwas Freundliches zu ihr gesagt hatte. Sie nickte, bevor ihr einfiel, daß der Anzug diese Bewegung verbergen würde.
„Hat die Flugüberwachung uns freigegeben?“
„Ich werde sie rufen. Sie passen auf, wo es langgeht.“
„Gut.“ Sie glitten in einer schnurgeraden Bahn auf das obere Ende des Orb zu. Sicherheits-Neonlampen tauchten die Konturen von zwei großen Kreuzern, die in der Mitte des Zylinders vor Anker lagen, in grelles Licht. Sie wurden hier geparkt, um mögliche Beschädigungen durch Strahlung zu vermeiden. Die rasenden Lichter waren äußerst hell, aber die schwarze Finsternis verschluckte sie. Die Schatten, durch die Drehbewegung hin und her geworfen, wogten unter den rastlos rotierenden Lichtern des Orb, aber dennoch wirkte die Szenerie auf eine merkwürdige Weise totenstill.
Über ihrem Kopf drehte sich der Pfannkuchen sanft in der Weite der Nacht. Das rosafarbene Licht des Jupiter spiegelte sich in der körnigen Außenhaut. Als sie die Oberkante des Orb erreichten, betätigte Mara behutsam die Bremsdüsen, bis sie bewegungslos in dem hundert Meter schmalen Spalt zwischen dem Orb und dem oberen Pfannkuchen hingen. Mara hatte plötzlich das eisige Empfinden, zwischen zwei großen, mahlenden, mechanischen Zähnen zu schweben, die endlos rotierten, eine drohende, ungeheure Maschine, die den Riesenplaneten dahinter umrahmte. Sie schüttelte den Kopf, kräuselte die Lippen und kicherte leise. Es war eine optische Täuschung; sie zwinkerte, und das Orb stand hart und glänzend unter dem Shuttle.
„Also los.“ Tsubata winkte ihr.
Mara startete die hinteren Düsen. Das Shuttle beschleunigte und glitt zwischen den Lippen von
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