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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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sie die Zeich­nun­gen be­grei­fen, nur der Auf­bau der Fa­ra­day­schen Scha­le kam ihr be­fremd­lich vor. Es war ein ein­fa­cher Par­ti­kel­de­tek­tor, der dar­auf aus­ge­rich­tet war, die Hoch­ener­gie­elek­tro­nen oder -pro­to­nen zu zäh­len, die von ei­nem klei­nen Me­tall­git­ter auf­ge­so­gen wur­den.
    Ma­ra seufz­te. Sie bog sich in ih­rem Sitz zu­rück und wand­te ihr Ge­sicht noch ein­mal dem Ju­pi­ter zu. Jetzt, da die Dun­kel­heit das Orb ver­schlun­gen hat­te, wirk­te er noch rie­si­ger. Sie starr­te in die schwel­len­den Stür­me. Tsuba­ta er­hob sich aus sei­nem Sitz und zog sich, mit den Hän­den über­ein­an­der­grei­fend, über das Shutt­le, um dies und je­nes zu über­prü­fen. Ma­ra er­kann­te Ge­sich­ter in den flie­ßen­den Strei­fen des Ju­pi­ter. Sie lä­chel­te. Wer wa­ren denn die?
    Zwan­zig Mi­nu­ten vor dem Ren­dez­vous und auf Be­fehl der Flug­über­wa­chung dreh­te Ma­ra das Shutt­le um die ei­ge­ne Ach­se, so daß es rück­wärts wei­ter­g­litt. Ein klei­ner Punkt in ih­rem Rücken schwoll zu ei­nem silb­ri­gen Kas­ten an, aus dem Sen­so­ren und ei­ne Mi­kro­wel­len-Schei­be her­aus­rag­ten. Ma­ra kam er un­glaub­lich alt vor – und klein, we­ni­ger als zwei Me­ter im Durch­mes­ser und von Nar­ben über­sät.
    „Wie lan­ge ist er schon hier drau­ßen?“ frag­te sie.
    „Et­wa vier Jah­re.“
    „Warum sieht er so mit­ge­nom­men aus?“
    „Es gibt ei­ne Men­ge Müll im Ju­pi­ter­or­bit. Ge­nug Mi­kro­me­teo­ri­ten für einen klei­nen Pla­ne­ten wahr­schein­lich.“
    Sie be­trach­te­te den Sa­tel­li­ten. „Er sieht wirk­lich an­tik aus. Ich glau­be, ich wer­de ihn mir ge­nau­er an­se­hen.“
    Sie sprang aus ih­rem Sitz, ge­krümmt, um die Rich­tung nicht zu ver­feh­len, und be­tä­tig­te ih­re Ma­nö­ver­dü­sen.
    Tsuba­ta rief: „War­ten Sie!“
    „Ich kann das eben­so­gut be­sor­gen.“ Sie nä­her­te sich dem Sa­tel­li­ten.
    „Aber Sie sind nicht qua­li­fi­ziert. Sie sol­len zu­se­hen!“
    „Ich bin ein lau­si­ger Zu­schau­er.“ Sie glitt nä­her her­an, und mit ei­nem kur­z­en Schwall aus ih­ren Dü­sen brems­te sie ne­ben S-106. Tsuba­ta re­de­te im­mer noch, aber es fiel ihr nicht schwer, ihn zu igno­rie­ren; sie schweb­te um den Kas­ten her­um, er­mit­tel­te die frag­li­chen Ein­schü­be und zog flink ei­ne Rei­he von Schalt­kreis­ta­feln her­aus. Die Kon­fi­gu­ra­ti­on der Fa­ra­day­schen Scha­le war leicht aus­fin­dig zu ma­chen. Sie zog die Steck­ver­bin­dun­gen ab und leg­te einen By­pass an. „Der hier hat wirk­lich was ab­ge­kriegt“, sag­te sie. „Der Schalt­kreis hat ein Loch, so groß wie ein Zehn­cent­stück. So­viel über die Fein­hei­ten der Elek­tro­nik.“
    Tsuba­ta schmoll­te im­mer noch. „Das war sehr dumm von Ih­nen, Ma­ra. Sie hät­ten die Pla­ti­nen ver­klem­men kön­nen.“
    „Hab’ ich aber nicht.“
    „Wenn Sie Tech­ni­ker wer­den woll­ten …“
    „Will ich. Aber ich bin lie­ber ein Ham­mer als ein Na­gel.“
    Tsuba­ta ver­stumm­te. Ma­ra lös­te die Ta­fel ab und nahm sorg­fäl­tig Kurs zum Shutt­le. Ein­ge­denk ih­rer Aus­bil­dung ach­te­te sie dar­auf, ih­re Dü­sen nicht auf S-106 zu rich­ten, da­mit er nicht aus dem Gleich­ge­wicht kam. Sie schnall­te sich fest und reich­te Tsuba­ta die Schalt­kreis­ta­fel. Mit ei­ner un­ge­dul­di­gen Ges­te hielt er ihr ein Er­satz­teil hin.
    „Neh­men Sie das und set­zen Sie es ein“, sag­te er. „Aber ich kom­me mit.“
    „Fein.“
    Ge­mein­sam in­stal­lier­ten sie das neue Teil. Tsuba­ta schloß sei­ne Ana­ly­se­ge­rä­te an und ließ ei­ne Test­se­quenz ab­lau­fen. Noch im­mer zeig­ten sich ge­le­gent­li­che Kurz­schlüs­se und ein an­oma­ler Über­las­tungs­in­dex. Er be­fahl ihr, zum Shutt­le zu­rück­zu­keh­ren. Sie leg­te sich zwei spit­ze Er­wi­de­run­gen zu­recht, be­schloß aber dann, es hin­ge­hen zu las­sen; sie war sich nicht si­cher, ob sie die not­wen­di­gen Re­pa­ra­tu­ren al­lein durch­füh­ren konn­te, und ir­gend et­was sag­te ihr, daß sie Tsuba­ta an einen Punkt ge­bracht hat­te, den er nicht über­schrei­ten wür­de.
    Vom Shutt­le aus be­ob­ach­te­te sie, wie er ei­ne

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