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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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man mit ei­nem Shutt­le nicht stur nach dem Buch ver­fah­ren konn­te. Wie die meis­ten mensch­li­chen Schöp­fun­gen er­for­der­te es In­tui­ti­on, Ge­schick und ei­ne ge­wis­se hart­nä­cki­ge Ge­ris­sen­heit.
    Erst zwei Ta­ge spä­ter fand Tsuba­ta, daß sie nun kom­pe­tent ge­nug sei, um mit der Lie­ber nicht auf einen Rou­ti­ne­flug zu ge­hen.
    Sie ar­bei­te­te jetzt drau­ßen, weit weg von mir. In den Stun­den, wäh­rend die an­de­ren schla­fen, den­ke ich dar­über nach. Sie glau­ben nicht, daß hier in die­sem Kas­ten ei­ne Per­son ist, rich­ti­ge mensch­li­che Din­ge wie Hän­de, ein Ge­sicht, Bei­ne und Haa­re und ein zwin­kern­des Au­ge. In ih­ren Vor­stel­lun­gen sit­ze ich nie mit ih­nen in ei­ner Knei­pe und er­zäh­le lus­ti­ge Ge­schich­ten. Auf die Schul­tern klop­fen, ich ih­nen, sie mir, hal­lo, Ka­me­rad, nett, dich zu se­hen, gu­te Freun­de. Nein. Man hat ih­nen ge­sagt, daß ich Ein­ge­wei­de und Lun­gen und Blut und schlei­mi­ge, lang­ge­zo­ge­ne Din­ge in mei­nem In­nern ha­be. Und mein Ge­hirn. Ja, sie hal­ten sich Co­rey we­gen die­ses Ge­hirns. Ich rech­ne, spei­che­re Da­ten, ana­ly­sie­re und ge­be mei­ne Aus­wer­tun­gen, schnell, scharf und in mensch­li­chen Be­grif­fen. Aber Co­rey ist ein ge­lehr­ter Idi­ot, sa­gen sie, wenn sie über­haupt an ihn (mich) den­ken. Ich ken­ne La­place und La­gran­ge, ich kann über vier Va­ria­ble gleich­zei­tig in­te­grie­ren, ich kann einen Kur­ven­schnitt be­rech­nen und nu­me­ri­sche Lö­sun­gen für die kleins­ten ad­äqua­ten Qua­dra­te an­ge­ben – al­les, was Ma­ra auch kann, aber in man­cher­lei Hin­sicht schnel­ler und mü­he­lo­ser als sie. Al­so be­hal­ten sie Co­rey, ver­frach­ten sie (mich) hier­her und las­sen sie ih­ren Hirn­be­ru­faus­üben. Und still sein. Weit fort von der Er­de und de­nen, die mei­nen, es (ich) sei nichts als ein wi­der­wär­ti­ger Fehl­tritt. Ein­mal kommt ein Mann, um mir Fra­gen zu stel­len, und auf hal­b­em We­ge (als die an­de­ren her­ein­stür­men) be­ginnt er zu schrei­en, wie irr­sin­nig zu ra­sen, ver­geb­lich sich be­mü­hend, mir et­was zu sa­gen. Ich be­grei­fe nie­mals, was ge­sche­hen ist, aber im­mer wie­der taucht die­se Sze­ne auf, in den lan­gen, sum­men­den Näch­ten, wenn die zer­brech­li­chen, flei­schi­gen Men­schen schla­fen und stin­ken. Ich ha­be auch nie ganz ver­stan­den, was Ma­ra über die­se schrei­en­den Män­ner sagt, und was sie von mir wol­len. Ja, ich weiß es noch im­mer nicht.
    Und jetzt ist Ma­ra nicht mehr so oft hier. Sie ar­bei­tet drau­ßen, wie ein ge­wöhn­li­ches Tier. Mit ih­rem Kör­per. Ich ver­su­che mir den Ge­nuß vor­zu­stel­len, den die Be­we­gung ihr ver­schafft, die Ko­or­di­na­ti­on, die Fä­hig­keit, zu be­rüh­ren und zu füh­len. Ein­fer­nes Ge­fühl die­ser Freu­den dringt zu Co­rey durch, aber nur als ein grau­er Schat­ten, nichts, was den Zu­ckun­gen der elek­tri­schen Sti­mu­la­ti­on gleicht, mit der sie ihn ver­sor­gen. Wenn sie Co­rey mit den Bil­dern ver­bin­den, mit dem ro­hen Ge­nuß­ge­fühl, das spe­zi­ell für sie auf der Er­de her­ge­stellt wur­de, dann weiß Co­rey, daß dies nicht die Din­ge sind, über die Män­ner und Frau­en un­ter­ein­an­der re­den. Sie ent­hal­ten kei­ne sa­tin­häu­ti­gen Kör­per, kei­ne wo­gen­den, stamp­fen­den Rhyth­men. Das Net­work ver­mit­telt nur ru­hi­ge, ent­span­nen­de Emp­fin­dun­gen. Al­les ver­schmilzt zu sanf­tem Flie­ßen, wenn Co­rey an­ge­schlos­sen ist; ich füh­le mich schlaf­trun­ken, ver­wirrt und leicht. Es gibt Zei­ten, da schla­fe ich, wenn auch nur kurz. Am bes­ten nach ei­nem An­schluß – da wer­fe ich die Fes­seln mei­ner Träu­me ab, wenn der Schlaf tat­säch­lich kommt. Die strah­lend gel­ben Vi­sio­nen er­schei­nen nicht. Die Stim­me der Frau schweigt. Manch­mal sieht er (sie) Ma­ra, aber das ist al­les.
    Und Ma­ra ist an­ders als die an­de­ren – sie ist wie Co­rey. Auf der Er­de sagt man, es dür­fe kei­ne wei­te­ren ge­ben, aber ich bin si­cher, das ist ei­ne Lü­ge, denn das ver­letz­li­che Fleisch ist bil­lig, und Voll­kom­men­heit ist ein Ad­ler, den man auf den höchs­ten Gip­feln sucht. Ich

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