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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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– wer wird ihr oder denen schon Glauben schenken.«
    »Gut, und wie soll ich sie da hinschaffen? Ich kann sie schwerlich über die Schulter werfen?«
    »Hab einen Karren hier. Wir legen einen Sack drüber, dann geht ihr als Nachtarbeiter durch. Es ist nicht weit, und die Truppe schläft größtenteils bei ihren Wagen im Hof.«
    »Das wird gehen.«
    »Dann erledigt Euer Geschäft.«
    Der Mann nahm das Handlicht und betrat die Kammer. Auf dem Bett lag ein schmächtiges Mädchen in tiefem Schlaf. Sie sah noch sehr jung aus und hatte die Hände über der Brust gefaltet. Er war ein hart gesottener Söldner, weder Kampf und Töten, weder Brände legen, Plündern oder Frauen vergewaltigen war ihm etwas Fremdes. Aber dieses wehrlose Mädchen rührte ihn seltsam. Andererseits, die Geschwüre machten ihm das Leben zur Qual. Die Kleine würde nicht viel merken, und, Himmel, was bedeutete es schon für sie, ob sie noch Jungfrau war oder nicht. Über kurz oder lang würde sowieso irgendein junger Gockel ihr das Kränzchen rauben.
    Er schlug ihr die Röcke hoch und nestelte an seinem Hosenlatz. Er war nicht in der richtigen Stimmung, die Erregung wollte nicht kommen, darum legte er sichauf sie und versuchte, sein schlaffes Glied an ihrem Körper zu reiben.
    Wahrscheinlich war das Betäubungsmittel zu schwach oder die Bewegungen zu heftig, das Mädchen wachte auf. Sie war benommen, aber sie wusste, etwas stimmte ganz und gar nicht. Sie versuchte den schweren Köper, der sie fast erdrückte, von sich zu stoßen. Doch das gelang ihr nicht. Aber sie bekam einen Arm frei und konnte die Stoffmenge ihrer Röcke von dem Gesicht schieben. Die Umgebung war ihr fremd, der Mann war roh und tat ihr weh.
    Sie schrie. Sie schrie gellend um Hilfe.
    »Zum Teufel, bringt das Gör zum Schweigen!«, zischte eine weibliche Stimme, und die wollenen Röcke wurden ihr wieder über das Gesicht gepresst und fest über Mund und Nase gehalten.
    Sie wehrte sich noch einen kleinen Moment, dann lag sie still.
    Nicht, weil sie den Kampf aufgegeben hätte.
    Der Mann erreichte endlich sein Ziel, und das geschwürige Glied war benetzt mit dem Blut einer toten Jungfrau.
    »Was ist nur in Euch gefahren, sie aufzuwecken?«, fauchte die Schenkenwirtin. »Morgen wird es in der ganzen Nachbarschaft Getuschel geben.«
    »Das wird doch nicht das erste Mal sein, dass aus jener Kammer Laute kommen?«
    »Herr, was unterstellt Ihr mir?«
    »Kuppelei, Mutter!« Er grinste.
    »Aber nur mit Leuten, die sich betragen können. Hier ist das Fläschchen und das Amulett. Trinkt davon jeden Morgen und Abend einen Löffel voll, bis es leer ist. Sprecht vor und nach dem Genuss je ein Paternoster. Und nun schafft das Geschöpf fort.«
    »Schon gut.«
    Er ging zurück in die Kammer, hob das Mädchen hoch und erschauderte plötzlich. Der Kopf fiel schlaff zurück, die Glieder waren leblos. Er hatte schon zu viele Tote gesehen, um nicht zu wissen, was das bedeutet. Ein langer und wütender Fluch kam von seinen Lippen. Er legte das Mädchen wieder hin und rief leise die Schenkenwirtin.
    »Sie lebt nicht mehr. Und das ist Eure Schuld. Euer Betäubungsmittel wirkte nicht, darum ist sie aufgewacht.«
    »Was unterstellt Ihr mir! Ihr habt dem Kind den Mund zugedrückt! Nun seht zu, wie Ihr sie hier verschwinden lasst. Ich will keine Tote im Haus. Das ist ein böses Omen.«
    Doch der Mann sah seine Schuld nicht ein, und ein erbitterter, leise geführter Streit entstand. Schließlich aber war es dann der Klang der Goldmünzen, der die Wirtin überredete, sich um das Fortschaffen der toten Jungfrau zu kümmern.
    »Macht dass Ihr fortkommt. Ich will Euch hier nie wieder sehen. Und vergesst nicht, wir haben uns auch nie außerhalb der Schenke getroffen.«
    »Zu gerne, Kuppelmutter!«
    Die Schenkenwirtin war nur halb so entsetzt, wie sie vorgespielt hatte. Der Tod der Magd war ihr so unrecht gar nicht. Er ergab sogar noch eine weitere Möglichkeit, die hochnäsige Stiftsschreiberin, die Tochter einer Hure, Demut zu lehren. Nachdem sie noch eine nützliche Operation an der Toten vorgenommen hatte, nahm sie deren Entsorgung in Angriff.
    Am nächsten Morgen lieferten zwei struppige Gassenjungen einen Korb mit frisch gewaschenem Leinen im Haus des Ratsherren Hrabanus ab, der sich derzeit auf Reisen befand.

28. Kapitel
 
 Besuch bei den Gauklern
    Erst als die Kerzen beinahe heruntergebrannt waren, suchte Anna ihre Kammer auf. Traurigkeit und Schuldbewusstsein verfolgten sie. Valeska war immer ein

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