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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bezeichnet?«
    »Tut man das schon? Nein, so weit ist es noch nicht gekommen. Obwohl es da einen Mann gibt, der mich schon reizen würde. Ein prächtiges Mannsbild, groß und gut gebaut, voll Lachen und fröhlichen Worten. Ich traf mich einmal mit ihm, aber nur heimlich Küsse konnten wir tauschen. Doch ich weiß, wenn die Gelegenheit richtig ist, werde ich mich ihm hingeben.«
    »Wer?«
    »Der Büchsenmeister, den Hrabanus von Neapel mitgebracht hat.«
    »Marcel le Breton? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was tust du Hrabanus damit an?«
    »Hör auf, dich darüber aufzuregen. Was soll ihm schon daran liegen? Er hat mich geheiratet, um Erben zu zeugen. Ist doch nicht meine Schuld, dass ich von ihm nicht empfange!«
    »Er bietet dir ein glanzvolles Leben in Sicherheit.« »Ein Gefängnis, kaum besser als das Stift.«
    »Besser als das hier!«
    Anna ging ein paar Mal auf und ab, um ihren Ärger zu besänftigen. Dann legte sie die Hand auf Rosas Arm. »Liebst du Marcel?«
    »Lieben? Nein. Ich wollte meinen Spaß haben. Und er auch.«
    »Nun gut. Ich will dir helfen. Wir haben nicht viel Zeit. Erzähl mir, wo du dich nachts aufgehalten hast.«
    »Meist in den Schenken der Spielmannsgasse, man kennt mich da aber nicht mit Namen.«
    »Da wäre ich mir nicht sicher. Valeska war gestern Abend im ›Vollen Krug‹, wenn sie in der Näheumgebracht worden ist, dann gibt es dort jemanden, der eine Verbindung zwischen ihr und dir hergestellt hat. Hast du Streit mit jemandem gehabt?«
    »Ich hab ein paar Männern auf die Finger geklopft. Aber das ist kein Streit.«
    »Die Schwalben sehen es nicht so gerne, wenn ihnen jemand Konkurrenz macht. Hast du einer Dirne den Freier abspenstig gemacht?«
    Rosa zuckte mit den Schultern.
    »Kann ich was dafür, appetitlicher auszusehen, als die abgehärmten Berlich-Huren? Die Männer setzen sich lieber zu mir als zu den Schlampen.«
    »Also hast du auch dort Feinde. Rosa, was hast du dir nur eingebrockt! Was ist mit den Spielleuten und Gauklern?«
    »Das weißt du doch.«
    »Ja, ich weiß es. Du suchst noch immer nach deiner Gruppe, nicht wahr?«
    »Manchmal höre ich von ihnen.«
    »Was?«
    »Mein Vater ist gestorben. Vor zwei Jahren. Meine Stiefmutter hat sich einem anderen Haufen angeschlossen. Julius... Julius scheint es gut zu gehen.«
    »Man wird die Gaukler, die derzeit im Ipperwald wohnen, ebenso verdächtigen, wenn der Turmmeister erfährt, dass Valeska sie aufgesucht hat«, sagte Anna mehr zu sich selbst.
    »Ja, damit sind sie schnell bei der Hand. Wie wohl ich das weiß. Die Fahrenden sind Fremde mit lockeren Sitten. Sie bringen kleine Kinder um und essen ihre Herzen.«
    »Wie bitter du bist.«
    »Ja, das bin ich. Und dennoch, Anna. Was gäbe ich darum, wieder mit ihnen ziehen zu können. Die Jahre sindverstrichen, aber die Sehnsucht nach der Freiheit, die ich damals hatte, die ist nur noch größer geworden.«
    Wieder einmal erwog Anna, Rosa von Julius zu berichten, dann aber entschied sie sich dagegen. Welche Seelenqual mochte es Rosa bedeuten, ihn ganz in der Nähe zu wissen. Und dass ihm und seine Freunde durchaus die Gefahr drohte, des Mordes verdächtigt zu werden. Stattdessen fragte sie Rosa nach den Namen derer, die sich für bessere Haftbedingungen einsetzen würden und berichtete ihr von Gerhards Maßnahmen.
    »Danke, Anna. Ich bin ein Biest, eine undankbare Kreatur. Ich verdiene deine Freundschaft nicht. Aber bitte, bitte hilf mir. Ich habe Angst. Angst, nun für all meine Sünden büßen zu müssen, obwohl ich unschuldig an Valeskas Tod bin. Glaubst du mir das?«
    »Ich glaube dir. Du hast weder Valeska umgebracht, noch bist du eine Zaubersche. Aber es wird schwer sein, das zu beweisen. Wo warst du gestern Nacht?«
    »Zu Hause.«
    »Gewiss? Rosa?«
    »Nein, ach Anna, ich war an dem Platz, wo wir uns verabredet haben. Marcel und ich. Aber er kam nicht.« »Und wo war das?«
    »Unten am Bayenturm.«
    »Gibt es jemanden, der das bezeugen kann?« Rosa schüttelte den Kopf.
    Der Büttel öffnete die Tür und sagte: »Frau Anna, Ihr müsst gehen, sagt der Turmmeister.«
    »Ja, ich komme. Rosa, ich will sehen, ob ich Hrabanus irgendwie erreichen kann. Oder einen seiner Freunde im Rat.«
    »Kommt, Frau Anna!«
    Ihr blieb noch nicht einmal Zeit, Rosa zu umarmen.
    Die Äbtissin war entsetzt, als sie von Valeskas Tod und Rosas Verhaftung hörte.
    »Nein, Anna, ich kann es genauso wenig glauben, dass sie es war. Und mag sie auch ein ungebärdiges Frauenzimmer sein, eine

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