Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Weib des Ratsherren Hrabanus beschäftige sich heimlich mit der Zauberei. Tränke mischt, die Liebhaber anlocken sollen und zu Unzucht verleiten. Es heißt, sie verwende seltsame Ingredienzien für ihre Tränke und Salben. Möglicherweise sogar das Herzblut einer Jungfrau. Es heißt auch, dass sie des Nachts ausfliegt, um mit dem Teufel zu buhlen.«
    Verzweifelt schüttelte Anna den Kopf.
    »Ich kann es nicht glauben. Ihr habt sie nur auf Grund von bösartigem Gerede festgesetzt. Lasst mich mit Frau Rosa sprechen, Turmmeister. Sie war viele Jahre Stiftsdame wie ich. Ihr könnt sie nicht einfach in den Kerker stecken.«
    »Es ist Aufgabe ihres Gatten, sich um das Haftgeld zu kümmern.«
    »Der Ratsherr ist auf Reisen.«
    »Dann wird es andere Verwandte geben.«
    »Sicher, aber sie müssen benachrichtigt werden. Lasst mich mit ihr sprechen, damit ich es in die Wege leiten kann.«
    »Frau Anna, dieses Weib hat vermutlich den gewaltsamen Tod Eurer Magd auf dem Gewissen!«
    »Nein. Das hat sie nicht.«
    Der Turmmeister schien selbst nicht so ganz überzeugt. Auch die Tatsache, dass Rosa die Frau des angesehenen Ratsherren war, mochte bei seiner Entscheidung ins Gewicht fallen. Er nickte schließlich.
    »Sprecht mit ihr. Aber nicht zu lange. Ich lasse Euch zu ihr bringen und wieder abholen.«
    Elfrieda wurde nicht erlaubt mitzugehen, Anna aber stand dann vor Rosa, die mit dem Kopf gegen den kühlen Stein gelehnt in der Nähe des kleinen Fensterlochs stand, die einzige Lichtquelle der Kammer im Turm, die als Gefängnis diente.
    »Die heilige Sankte Anna persönlich!«, versuchte sie zu spotten, aber dann kamen ihr doch die Tränen. »Warum, Anna?«
    »Du hast dir Feinde gemacht, Rosa. Sie verdächtigen dich der Zauberei.«
    »Aber um der Liebe Christi willen, was hat das mit der armen Valeska zu tun?«
    »Ich habe es auch eben erst erfahren. Sie wurde vergewaltigt und erstickt. Dann hat ihr jemand das Herz geöffnet.«
    Rosa gab einen würgenden Laut von sich.
    »Und von dir sagt man, du brauest Tränke mit seltsamen Ingredienzen. Rosa, hast du jemandem einen Liebestrank gemischt, der nicht gewirkt hat? Oder wieder so eine scheußliche Mischung hergestellt, wie damals im Stift, die jemanden wirr im Kopf macht?«
    Einer der übleren Streiche, den Rosa zwei hochnäsigen Stiftsjungfern gespielt hatte, bestand darin, ihnen eine Lolchsamen-Tinktur unter das Essen zu mischen, die sie alle Symptome der heftigen Trunkenheit erleben ließen.
    »Ich habe nichts dergleichen getan, Anna. Ich habe nur Hustensäfte, Gichtsalbe und Fieberwasser hergestellt.« »Und den Nachbarinnen gegeben?«
    »Ihren Mägden, wenn sie mich danach fragten.« »So ist also bekannt, dass du Tränke mischst.« »Ja, das wohl.«
    »Mit wem hattest du Streit?«
    Rosa zuckte mit der Schulter.
    »Die beiden Krähen und die drei Schnattergänse in meinem Haus kennst du ja; manche von den ehrbaren Damen schätzen meine Art der Kleidung nicht, andere neiden mir die Börse, die Hrabanus mir gibt oder ziehen über die mit wertvollen Gewürzen zubereiteten Speisen her, die bei unseren Mahlzeiten angeboten werden. Ich habe es nicht darauf angelegt, ihnen zu gefallen.«
    »Ja, Neid schafft böses Blut.«
    »Aber sie werden doch deswegen nicht Valeska umbringen und mir in den Hof legen. Anna, das ist irrwitzig!«
    »Es gibt vier Dinge, die geschehen sind. Jemand hat Valeska vergewaltigt. Jemand hat sie umgebracht. Jemand hat sie zu dir gebracht. Und die bösen Zungen nutzen das, um dir eins auszuwischen.«
    »Du glaubst also nicht, dass ich es war?«
    »Ich weiß, du mochtest Vally genauso sehr wie ich.« »Ja, das tat ich wohl. Armes kleines Spätzchen.«
    »Ich will versuchen, dir zu helfen, Rosa. Aber du musst
    ehrlich zu mir sein. Vollkommen ehrlich!«
    »Was willst du wissen?«
    »Wohin führen dich deine nächtlichen Ausflüge?« »Was weißt du davon?«
    »Was Valeska mir erzählt hat. Von dem Schlüssel zur Pforte am Lichhof. Von deinen jetzigen Ausflügen wissen deine Mägde.«
    Rosa seufzte. Dann brach eine leidenschaftliche Anschuldigung aus ihr hervor.
    »Das... das verstehst du nicht! Ich ekle mich vor ihm. Er ist so hässlich!«
    »Er ist so gütig.«
    »Was nützt mir das schon. Ich will einen Mann, dem ich ins Gesicht sehen kann, ohne Schaudern zu empfinden. Ich will einen Körper berühren, der nicht schrundigvon Narben ist. Ja, ja, er nimmt Rücksicht auf mich. Er rührt mich nicht oft an.«
    »So stimmt es denn, wenn man dich als Schlupfhure

Weitere Kostenlose Bücher