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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Es geht um eine Krankheit.«
    »Und Rosa hat ihm einen Trank oder eine Salbe gemischt?«
    »Ich bezweifle, dass Rosa davon weiß. Und ich bezweifle auch, dass er bis dato ihr Liebhaber geworden ist.«
    »Sie sagt das Nämliche, doch so recht wollte ich es ihr nicht glauben. Marcel le Breton hat wenig Skrupel in dieser Hinsicht.«
    »Hat er doch. Und zwar auf Grund dieser Krankheit. Frau Anna, ich bin weit herumgekommen, und es heißt, etliche Männer, die in dem Krieg gegen die Franzosen um Neapel verwickelt waren, hätten sich dieses Gebrechen zugezogen. Man nennt es auch die Franzosenkrankheit, und sie befällt ihre Männlichkeit mit Geschwüren. Es heißt, man holt sich das Leid von den Dirnen.«
    »Heilige Anna, großherzige Mutter Mariens!«
    »Er hat versucht, die Geschwüre auf vielfältige Art loszuwerden.«
    »Woher wisst Ihr das nur?«
    »Ich habe doch gesagt, ich habe Gerüchte ausgestreut. In diesem Fall heißt es, der Mann, der das Geschäft von Rosas Vater übernommen habe, besäße ein Allheilmittel. Heute Abend kam Marcel zu ihm. Er erzählte, er habe einen Arzt, einen Apotheker und einen Bader aufgesucht, aber keiner konnte ihm helfen.«
    »Was bedeutet das für uns?«
    »Frau Anna, er hat auch noch eine andere Kur ausprobiert. Er wollte nicht viel dazu sagen, aber unser Theriakhändler ist zudem geschickt im Fragenstellen. Das gehört zu seinem Beruf, seht Ihr. Durch Befragung herauszufinden, woher eine Krankheit kommt und was sie heilen kann.«
    »Was für eine Kur?«
    »Jungfrauenblut.«
    »O mein Gott.«
    »Ja, das ist bedenklich. Aber es beweist natürlich in Bezug auf Eure kleine Magd nichts.«
    »Er kam an dem Abend, als sie ermordet wurde, nicht zu dem Treffen mit Rosa.«
    »Es könnte also sein.«
    »Nur – gesetzt den Fall, er hat Valeska aufgelauert, als sie vom ›Vollen Krug‹ nach Hause ging, hat ihr Gewalt angetan und sie dabei erstickt, ihr Blut...« Anna schauderte und schüttelte sich dann. »Warum aber sollte er ihre Leiche zu Rosa schaffen?«
    »Marcel machte auf mich nicht den Eindruck eines Mannes, der tiefer Gefühle fähig ist. Ein Landsknecht nimmt sich Frauen und vergisst sie. Rosa könnte lediglich ein Abenteuer für ihn bedeuten.«
    »Auch für sie war es nicht sehr ernst. Ja, vielleicht will er sie auf diese Weise sogar loswerden. Julius, es ist schrecklich. Wenn wir Anklage gegen ihn erheben, ziehen wir Rosa tiefer hinein, als es jetzt schon der Fall ist. Valeska war am Nachmittag in ihrem Haus und hat der Köchin Äpfel für das Äffchen abgeschmeichelt. Es wird Leute geben, die sagen, Rosa habe sie ihm schließlich zugeführt.«
    Julius nickte nachdenklich.
    »Außerdem stellen wir nur Vermutungen an, Frau Anna. Es könnte so gewesen sein, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Es wird schwer sein, den Büchsenmeister anzuklagen.«
    »Was können wir tun? Ich bin ratlos, Julius.« »Hat das Stift keinen Einfluss?«
    »Ich werde mit der Äbtissin sprechen. Aber Rosas Lebenswandel ...«
    »Ja, ein Hindernis. Ich verstehe.«
    »Der Einzige, der wirklich helfen könnte, ist der Ratsherr.Er ist auf Reisen, was alles noch viel schlimmer macht. Wäre er hier, hätte er sicher seinen Einfluss geltend gemacht. Aber er wird bald zurückerwartet. Ich werde ihm einen Brief schreiben, den er hoffentlich gleich vorfindet, wenn er eintrifft. Es ist besser, ihm die Wahrheit so zu schildern, wie wir sie wissen, als wenn er das Gerede und die Bösartigkeiten von anderer Seite hört. Hrabanus Valens ist ein kluger Mann.«
    »Seinem Weib wird Zauberei vorgeworfen!«
    »Er hat wenig Geduld mit derlei Anschuldigungen.« »Seid Ihr sicher, Frau Anna? Die meisten Menschen haben Angst vor der Hexerei.«
    »Er glaubt nicht daran. Wir haben uns einst über dieses entsetzliche Buch unterhalten, den Hexenhammer. Er wird auf Rosas Seite stehen. In dieser Sache. Wie weit er ihr ihre Untreue jedoch verzeiht, kann ich nicht sagen.«
    »Arme Rosa. Sie liebte ihre Freiheit so sehr.«
    »Und Ihr, Julius, liebt sie noch immer, nicht wahr?«, sagte Anna leise.
    »Ja, das tue ich wohl.«
    Sie tranken schweigend ihren Wein aus, dann legte Anna dem Sänger die Hand auf den Arm.
    »Es ist spät geworden. Bringt mich nach Hause. Ich will noch ein wenig nachdenken.«
    »Ich werde das auch tun. Können wir uns morgen Abend wieder treffen, um unser Wissen auszutauschen?« »Nach der Complet.«
    »Danke, Frau Anna.«
     
    Am kommenden Tag formulierte Anna sehr sorgfältig ein Schreiben an Hrabanus, in dem sie

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