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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bierhaus!«
    Julius hatte gut geraten. In dem lauten, stickigen Raum, in dem ein Brauer sein Bier ausschenkte, saß Marcel le Breton und unterhielt sich mit einem Mann, der ein wenig abseits von ihm saß. Anna gab ein leises Keuchen von sich.
    »Der Scharfrichter ist bei ihm. Heilige Mutter Gottes, was mag das bedeuten?«
    »Dass Falkomar mit dem Büchsenmeister bekannt ist, wundert mich nicht, Anna. Er ist für alle Waffen, nicht nur für die Büchsen, der städtischen Wachen zuständig, und der Scharfrichter und seine Büttel brauchen gelegentlich Handwerkszeug.«
    »Ja, er sagte etwas über ihn. Aber ich wusste nicht...« »Du wolltest unbedingt mitkommen, Anna!«
    »Ja. Verzeiht.«
    Hrabanus ging auf den Tisch zu, an dem Marcel saß,Julius blieb mit Anna in der Nähe des Eingangs stehen.
    »Lasst ihn nur machen. Euer Vater scheint ganz der Mann zu sein, der sich Gehör – und Gehorsam verschaffen kann.«
    »Ja, das kann er wohl.«
    Es gab einen ernsten Wortwechsel zwischen den drei Männern, dann standen sie auf und näherten sich dem Ausgang.
    »Frau Anna!«, rief Marcel le Breton überrascht aus und lächelte sie breit an. »Welch eine Überraschung. Begleitet Ihr den Herrn Hrabanus?«
    Anna nickte nur und erwiderte sein Lächeln nicht. »So ernst, schöne Frau?«, wisperte er dennoch in ihr Ohr. Sie wandte sich ab.
    »Kommt Marcel, gehen wir in Euer Haus, wir haben wichtige Dinge zu bereden.«
    »Ich begleite Euch, wenn es Recht ist«, sagte Falkomar.
    Hrabanus nickte kurz, und gemeinsam gingen sie die wenigen Schritte zum Haus in der Nächelsgasse. Es war klein und unordentlich. Die beiden Fackeln in den Wandhaltern, die Marcel entzündete, beleuchteten den ungefegten Kamin, in dessen kalter Asche ein Topf mit Breiresten stand. Werkzeug und Kleidungsstücke lagen herum, und Bank und Schemel waren zerschrammt.
    »Sucht Euch einen Platz. Die alte Vettel, die mir zugeht, ist seit Tagen nicht mehr erschienen. Was gibt es so Wichtiges, dass Ihr am späten Abend noch mit mir sprechen wollt?«
    »Ihr habt von Rosa, meinem Weib gehört, Marcel?« »Oh – hätte ich von ihr hören sollen? Ich hoffe, sie erfreut sich guter Gesundheit?«
    »Stellt Euch nicht dumm, Mann.«
    Marcel lachte auf. Anna hatte den Eindruck, er sei leicht angetrunken. Sein Blick war etwas unstet und sein Lachen zu laut.
    »Ihr wisst sehr gut, was vorgefallen ist.«
    »Aber nein, Ratsherr. Ist Eurem teuren Weib etwas geschehen?«
    »Ihr habt Euch am Montag vor zwei Wochen treffen wollen, Marcel. Am Abend, in der Dunkelheit.«
    »Hat sie Euch das gesagt? Wollt Ihr mich nun zur Verantwortung ziehen, dass Euer Weib sich aushäusige Vergnügen sucht?«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Und warum kommt Ihr dann mit einem Gaukler und der Stiftsschreiberin zu mir?«
    »Kennt Ihr die Magd der Stiftsschreiberin, Marcel?«
    Ein leichtes Flackern in seinen Augen verriet Anna seine plötzliche Ahnung. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen.
    »Zum Teufel, wieso sollte ich Frau Annas Magd kennen?«
    »Ein junges Mädchen, eine vierzehnjährige Jungfrau, Marcel. Kennt Ihr sie nicht vielleicht doch?«, fragte Anna mit sanfter Stimme nach.
    »Ich ziehe reifere Frauen solchen Kindern vor, schöne Stiftsdame. Wie Ihr wisst!« Wieder lachte er und zwinkerte ihr ausgelassen zu.
    Hrabanus sah Anna kurz an und fragte dann: »Solche wie mein Weib, Marcel?«
    »Solche, wie Frau Anna!«
    »Habe ich auf Euch einen so tiefen Eindruck gemacht, als Ihr die Pistorin und mich über den Wehrgang zum Stift begleitet habt? Ich hielt es nur für einen Akt der Freundlichkeit. Ich wollte keine Hoffnungen wecken, Marcel le Breton.«
    »Und ich glaube, dass sich Euch derzeit kein Weib aus freien Stücken zugesellen wird, Büchsenmeister«, fuhr Julius ihn an.
    »Ihr beleidigt mich!«
    »Warum habt Ihr denn unseren Theriakhändler aufgesucht? Und zuvor den Bader und den Arzt und den Apotheker?«
    »Das geht Euch einen Kehricht an!«
    »Das geht uns sehr viel an, Marcel le Breton. Ihr habt die Franzosenkrankheit von Euren Reisen mitgebracht, nicht wahr?«
    Diesmal war es Falkomar, der sich merklich aufrichtete. Er sagte jedoch nichts.
    »Unterstellung!«
    »Sie kommt und geht wieder, Marcel, aber irgendwann breiten sich die Geschwüre aus und heilen nicht mehr ab. Ich habe Männer gesehen, denen sie schließlich wie ein Kranz um den Hals lagen.« Hrabanus stand auf. »Ihr tragt Euer Wams immer sehr hoch geschlossen.«
    »Bleibt mir vom Leib, Ratsherr!«
    »Habt Ihr Angst, Euren

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