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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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hinter den Kulissen passiert sein, wie es beim Film so schön hieß. Eben war Marvel noch lediglich unfreundlich zu Jonas gewesen, und dann stand dieser plötzlich vor einer Haustür wie ein übergroßer Gartenzwerg. Hätte Marvel sich eines Tauchstuhls bedient, er hätte den Mann kaum wirkungsvoller demütigen können.
    Reynolds fühlte Jonas’ Schmerz mit. Beim vorvorletzten Fall war Marvel so ein Arschloch gewesen  – und Reynolds hatte bei den dortigen Kollegen so intensive Schadensbegrenzung betreiben müssen  –, dass ihm sein kostbares Haar büschelweise ausgefallen war. Jeden Abend hatte er zugesehen, wie es zusammen mit seinem Selbstwertgefühl im Abfluss der Dusche hinunterwirbelte. Er erinnerte sich lebhaft, wie er vor Wut gekocht hatte, als er es dahinschwinden sah. Wie er geschworen hatte, sich an Marvel zu rächen, wie ein mythischer Held in einem Sergio-Leone-Film.

    Der gute alte Sergio  – der wusste, dass Rache gut geplant sein wollte.
    Im Falle von Marvel sogar sehr gut.
     
    Jonas erzählte Lucy von den Botschaften. Jetzt, wo er es Marvel gesagt hatte, würde sie früher oder später davon erfahren, das wusste er. Und als sie sich nach seiner aufgeplatzten Lippe erkundigte, kaum dass er ins Zimmer getreten war, fiel ihm so schnell nichts ein, womit er sie von der Wahrheit dessen ablenken konnte, was geschehen war und warum. Das Einzige, was er verschwieg, war, dass er den letzten Zettel an ihrem Gartentor gefunden hatte. Er sagte, auch dieser hätte unter dem Scheibenwischer des Land Rovers geklemmt. Das war nicht ganz dasselbe, aber Lucy war den ganzen Tag allein, und es ging ihr nicht gut; das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, wegen der Morde noch nervöser zu werden.
    Die Sache mit den Botschaften richtete genau das bei ihr an, was er befürchtet hatte.
    Er sah, wie die Angst über ihr Gesicht zuckte, und dann galt ihre Sorge ganz allein ihm, und Jonas beobachtete unglücklich, wie diese beiden Emotionen Furchen in ihr Gesicht gruben, die er vorher noch nie gesehen hatte. Er versprach ihr, dass er sich in Acht nehmen würde, versprach, keine Risiken einzugehen  – doch diese Furchen würden nicht wieder verschwinden.
    Endlich berichtete er ihr, dass er Marvel davon erzählt hatte  – mehr, um sie damit zu beruhigen, dass er Rückendeckung seitens der Polizei hatte, als aus irgendeinem anderen Grund.
    »Was hat er gesagt?«, wollte sie wissen  – im selben Moment, als Jonas klar wurde, dass er den Mund hätte halten sollen.
    Er war ein lausiger Lügner, also erzählte er es ihr.
    Sie wurde fuchsteufelswild. Er musste ihr das Telefon wegnehmen, damit sie nicht die Polizei anrief.

    »Das war eine Tätlichkeit!«, schrie sie.
    »Es war doch bloß ein kleiner Schubs. Eine Meinungsverschiedenheit, das ist alles.«
    Lucy schoss jenen Brandblick auf ihn ab, den er seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen hatte. Der Blick erinnerte ihn an ihre Fußballzeit, und er lächelte, woraufhin sie noch wütender wurde.
    »Das ist nicht witzig, Jonas!«
    »Nein, ist es nicht«, stimmte er hastig zu. »Du hast recht.«
    Sie bedachte ihn mit einem unverwandten Blick, der besagte, dass sie sehr wohl wusste, dass er sie besänftigen wollte. Doch dann gestattete sie sich, trotzdem ein wenig besänftigt zu werden; sie hatte nicht mehr die Kraft, lange zornig zu sein.
    »Am liebsten würde ich ihm in den Arsch treten«, erklärte sie ihm ernst.
    »Ich auch«, seufzte er.
    Sie saßen auf dem Sofa; er hatte die langen Beine ausgestreckt und die großen Füße auf den alten Gobelinfußschemel gelegt, der schon von seinem Vater abgewetzt worden war. Sie saß mit dem Rücken gegen die gepolsterte lederne Armlehne gelehnt. Jetzt wühlte sie die Zehen auf der Suche nach zusätzlicher Wärme unter seinen Oberschenkel, und er wusste, dass ihm verziehen war. Ein Weilchen sahen sie Tom Hanks dabei zu, wie er auf einer verlassenen Insel einen Nervenzusammenbruch hatte.
    »Ein bisschen heiter für dich, Liebling, findest du nicht?«
    Sie streckte ihm die Zunge heraus und grub die Zehen in sein Bein.
    »Was für einen Job meint er?«
    »Was?«
    »In den Botschaften redet der Typ doch ständig von deinem Job. Was meint er damit?«
    Er runzelte die Stirn und zog eine Schulter hoch. »Den Mörder zu finden, nehme ich an.«

    Lucy nickte bedächtig, doch Jonas konnte es selbst von dort, wo er saß, in ihrem Gehirn arbeiten hören.
    »Aber das tust du doch schon.«
    »Vielleicht findet er, ich sollte noch mehr

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