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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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verkaufen!« Der Ferengi riß dem jungen Mann so abrupt die Schatulle aus der Hand, daß Paris erstaunt die Brauen wölbte.
    »Nunc « Der Barkeeper konzentrierte sich wieder auf den Datenblock. »Teilen Sie Ihrem vorgesetzten Offizier mit, daß der Föderationsrat mit einer offiziellen Beschwerde rechnen kannc «
    Kim streckte beide Hände nach der Schatulle aus. »Wieviel für alle Kristalle?«
    »Zahlen Sie bar oder per Überweisung?«
    Das war zuviel. Paris hielt sich für einen abgehärteten Zyniker, aber selbst er konnte nicht ruhig zusehen, wie der unerfahrene Fähnrich einem gewieften Ferengi-Geschäftsmann zum Opfer fiel. Er ließ das (ohnehin verdünnte) romulanische Bier stehen und näherte sich.
    »Die Dinger sehen toll aus, nicht wahr?« meinte er.
    Der Ferengi warf ihm einen Blick zu, der fähig gewesen wäre, einen Warpkern zu schmelzen.
    »Funkeln so hell wie koladanische Diamanten.« Paris nahm neben dem Fähnrich Platz.
    »Sie funkeln noch heller und schöner.« Der Ferengi knurrte fast.
    »Kaum zu glauben, daß man sie auf jedem Planeten in diesem System findet.«
    Paris wollte nach einem der Kristalle greifen, doch der Barkeeper stieß seine Hand beiseite. »Das ist übertrieben.«
    »In der Volnar-Kolonie gibt es einen Laden, in dem man sechs solche Steine in verschiedenen Formen und Größen für einen cardassianischen Lek kaufen kann.« Paris bedachte den Ferengi mit einem unschuldigen Blick. »Wieviel verlangen Sie?«
    »Wir wollten gerade einen Preis vereinbarenc «
    Kim blinzelte mehrmals und schien erst jetzt in die
    Wirklichkeit zurückzufinden. Er musterte erst den Mann an seiner Seite, dann den Barkeeper, blickte schließlich auf die Schatulle. Paris ahnte, wie sich der Fähnrich fühlte. Auch er war einmal dumm genug gewesen, mit Ferengi zu verhandeln; er trug noch immer die Narben. Kim schob die Schatulle beiseite, stand auf und floh regelrecht aus der Bar.
    Paris warf einige Münzen auf die Theke – zuviel Geld für das schlechte romulanische Bier, aber nicht für die gerade zu Ende gegangene Show.
    Draußen wartete Kim auf ihn. Hier wirkte der Fähnrich noch jünger als in der Bar: Rote Flecken zeigten sich auf seinen Wangen, und die Züge brachten deutliche Verlegenheit zum Ausdruck. Auch in diesem Fall erahnte Paris Kims
    Empfindungen: Vermutlich hatte er geglaubt, mit allem fertig werden zu können, doch die Umstände bewiesen das Gegenteil.
    »Danke«, sagte der Fähnrich und senkte den Kopf.
    Paris klopfte ihm auf die Schulter und wußte: Es kam fast einem Fluch gleich, so jung zu sein. »Hat man Sie an der Akademie nicht vor den Ferengi gewarnt?« fragte er.
    Kim setzte zu einer Antwort an, überlegte es sich dann anders und lachte. Paris stellte überrascht fest, wie gern er dieses Geräusch hörte.
     
     
     
    3
    Es hätte schlimmer kommen können, fand Harry Kim. Zum Beispiel dann, wenn er nicht nur dumm, sondern obendrein auch noch stolz gewesen wäre. Stolz genug, um darauf zu bestehen, allein mit dem Ferengi zurechtzukommen, anstatt die Hilfe des ganz offensichtlich erfahreneren Schiffskameraden anzunehmen. Wie dem auch: Stolz war im Gegensatz zu Dummheit nie ein großes Problem für ihn gewesen. Der rationale Teil von ihm wußte, daß er jetzt dankbar sein sollte, doch das fiel ihm nicht leicht; er fühlte viel zu große Verlegenheit angesichts der eigenen Naivität.
    Er musterte den hochgewachsenen, ruhigen Mann, der ihm zu Hilfe gekommen war. Bestimmt schaffe ich es nie, so gelassen zu sein, dachte er. Und so groß wie er werde ich ebenfalls nicht. Es erschien Kim schrecklich unfair, immer der junge, liebenswerte Typ zu sein, der in anderen Leuten den Beschützerinstinkt weckte. Bestimmt hatte noch nie eine Frau Tom Paris auf die Wange geküßt und geseufzt: »Du bist ja so süß!«
    Der Weg zum Andockplatz der Voyager war nicht lang, aber er führte durch einen Bereich der Raumstation, in dem es laut und auch ziemlich hektisch zuging. Kim war am vergangenen Tag auf Deep Space Nine eingetroffen – Zeit genug für ihn, um zuviel Geld in den vielen Läden auszugeben, sich in einem klingonischen Restaurant den Magen zu verderben, ein überaus seltsames, von Tellariten inszeniertes Theaterstück zu sehen und sich auf eine Partie Squash mit einem freundlichen Medo-Lieutenant einzulassen. Wenn er nach den Ausflügen zum Schiff zurückkehrte, so erwartete ihn dort eine andere Art von Aufregung. Dies ist jetzt mein Heim, dachte er bei solchen Gelegenheiten.
    Tom Paris

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