Der Beschützer
den vielen Raumern zu finden, die an den Andockmasten von Deep Space Nine schwebten. Dann bemerkte er das Starfleet-Emblem an der Außenhülle eines vergleichsweise kleinen und schnittigen Raumschiffs, dessen Bug den obersten Andockplatz küßte.
Praktisch sofort wußte er, daß dieses Schiff in die Badlands vorstoßen sollte, auf der Suche nach den vermißten Maquisards. Janeway hatte ihm so wenig von der Voyager erzählt, daß Paris kaum wußte, was er erwarten sollte. Diese Eleganz unterschied sich von der Schönheit aller anderen Raumschiffe, die er kannte. Er glaubte, eine Art Raubtier zu sehen, so schnell und unermüdlich wie ein Gepard.
»Intrepid-Klasse«, sagte Stadi, als das Shuttle näher glitt.
»Höchste Reisegeschwindigkeit Warpfaktor neun Komma neun sieben fünf. Fünfzehn Decks. Besatzung: hundertneunundvierzig Personen. Bioneurale Systemec «
Paris sah die Betazoidin an. »Bioneurale Systeme?«
Stadi nickte fast geistesabwesend. »Bei der Voyager sind einige traditionelle Schaltkreissysteme durch Gel-Massen ersetzt worden, die synthetische Nervenzellen enthalten. Sie organisieren Informationen besser, und dadurch wird die Reaktionszeit reduziert.« Sie lächelte fast verschmitzt.
»Möchten Sie sich das Schiff aus der Nähe ansehen?«
Paris kam gar nicht dazu, eine bestätigende Antwort zu geben – die Finger der Betazoidin huschten bereits über die Tasten.
Das Shuttle änderte den Kurs, flog nun in einem weiten Bogen über die Raumstation hinweg und am gewölbten Bug der Voyager vorbei, um anschließend die eine Flanke des prächtigen Schiffes zu passieren. Paris nahm alle Einzelheiten in sich auf und empfand dabei einen Neid, der ihn ärgerte. Die niedrig angebrachten Warpgondeln an den kurzen Stutzen deuteten auf ein Potential hin, das weit über die Kapazität der ihm vertrauten Raumer hinausging. Der glatte Übergang zwischen primärem und sekundärem Rumpf wirkte aerodynamisch im Vergleich mit den meisten anderen Starfleet-Einheiten. Plötzlich wünschte sich Paris nichts sehnlicher, als die Voyager zu fliegen und ihrer würdig zu sein.
Um so bitterer war die Erkenntnis, auf Caldik Prime alles ruiniert zu haben. Wenn ihm damals jemand gesagt hätte, daß einige Stunden dummer Furcht genügten, um seinem Leben jene Dinge zu nehmen, die es lebenswert machtenc Er wäre bereit gewesen, laut zu lachen und eine Runde auszugeben.
Jetztc
Jetzt saß er stumm an Bord eines Shuttles, allein mit einer Sehnsucht, die für immer unerfüllt bleiben mußte. Er war ein Beobachter, jemand, der nur zusah, ohne direkt an den Dingen beteiligt zu sein. Was erwartete ihn? Was verhieß ihm die Zukunft?
Nichts. Nur Leere.
Er kam sich vor wie ein Kind, das nicht zum Zirkus durfte, während alle anderen aufbrachen, um die erste Vorstellung zu besuchen. Er mußte zurückbleiben, in einem stillen Haus, durfte nicht einmal die Parade beobachten.
Das Innere von Deep Space Nine wurde nicht der äußeren Ästhetik gerecht. Es wirkte unfertig: unverkleidete Streben an kahlen Decken; summende Schaltkreise und Kabel unter Stahlgitter-Laufstegen. Selbst die beiden Wächter, die geduldig am Schott des Andockplatzes warteten, erweckten einen farblosen, nicht endgültig definierten Eindruck. Trotzdem sah Paris sofort, daß sie zur Sicherheitsabteilung gehörten – für solche Typen hatte er während seiner Zeit in Auckland ein besonderes Gespür entwickelt. Plötzlich erleichterte es ihn, daß Stadi im Shuttle geblieben war.
»Mr. Thomas Paris?« Der schlankere der beiden Wächter blickte auf den elektronischen Datenblock in seiner Hand – er hatte nicht etwa eine Frage gestellt, sondern identifizierte den Neuankömmling. »Dem Scoutschiff Voyager zugewiesen?«
Paris rückte den über die Schulter geschlungenen Riemen der Reisetasche zurecht, machte jedoch keine Anstalten, sich den beiden Wächtern zu nähern. »Ja, das bin ich.«
Sein Lächeln prallte wirkungslos an dem dünnen Mann ab.
»Mein Name ist Odo. Ich leite die hiesige Sicherheitsabteilung.« Er hatte ein gutes Gesicht für den Job: ausdruckslos und fremdartig. Die Haut spannte sich seltsam straff über den Knochen. Paris dachte an Brandwunden und eine Operation, bei der es die Chirurgen versäumten, alle Einzelheiten der Physiognomie zu gestalten. Unter anderen Umständen hätte er den Mann vielleicht bedauert, doch jetzt führte seine Präsenz nur dazu, daß Ärger in ihm entstand.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Mr. Odo?« Paris wollte
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