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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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Wachsamkeit. »Stimmt genau.«
    Er wartete, und schon nach wenigen Sekunden lastete das Schweigen so schwer auf Kim, daß er verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, um es zu beenden.
    Paris kam ihm zuvor. »Derzeit beobachte ich hier ein Problem, Doktor.«
    Fitzgerald lächelte ebenfalls, aber gleichzeitig gelang es ihm, ernst zu bleiben. »Ich habe als Arzt im Hospital von Caldik Prime gearbeitet, als Sie dort stationiert waren.« In Paris’ Zügen veränderte sich etwas, und daraufhin geriet auch Bewegung in das Gesicht des Arztes. Zufriedenheit erschien dort. Kim drehte den Kopf, um den größeren Mann an seiner Seite zu mustern, sah jedoch nur ein Lächeln, das an den Lippen festzukleben schien.
    »Wir sind uns nie begegnet«, sagte der Arzt.
    Paris nickte stumm, hielt das offenbar für Antwort genug.
    Fitzgerald wandte sich ab und griff nach einem Datenchip, der auf einer nahen Untersuchungsliege lag. »Ich habe Ihre Medo-Dateien bekommen, Mr. Paris – Sie wissen, von wo.« Er sah Paris über den Chip hinweg an. »Ich schätze, es ist soweit alles in Ordnung. Die Kommandantin hat nach Ihnen gefragt.
    Sie sollten sich bei ihr melden.«
    »Auch ich bin noch nicht bei ihr gewesen. Ich schätze, das hole ich besser nach.« Kim zog behutsam an Paris’ Ellenbogen – er wollte die Krankenstation so schnell wie möglich verlassen, bevor die Anspannung unerträglich wurde.
    »Das halte ich für eine gute Idee, Mr. Kim«, sagte Dr.
    Fitzgerald nicht ohne eine gewisse Schärfe.
    Der Fähnrich fluchte lautlos, trat rasch in den Korridor und wartete dort, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Erst dann wagte er es, nach Luft zu schnappen.
    »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte er Paris.
    Der seufzte nur und klopfte ihm kurz auf den Rücken. »Es ist eine lange Geschichte, Harry, und ich habe sie satt.« Er versuchte zu lächeln, doch ein eigentümlicher Kummer haftete in den Augen fest. »Bestimmt dauert es nicht lange, bis jemand anders sie erzählt.«
    Plötzlich war Kim gar nicht mehr sicher, ob er sie hören wollte.
    4
    Es gab eine Menge zu tun. So viele Dinge mußten erledigt werden, und bis zum Start blieb nicht einmal mehr eine Stunde Zeit. Janeway dachte an die noch nicht beantworteten Subraum-Mitteilungen, blinzelte und blickte auf zwei Tassen Kaffee hinab, die ihr das Ausgabefach des Replikators im Bereitschaftsraum präsentierte – sie erinnerte sich überhaupt nicht daran, eine bestellt zu haben. Einige Sekunden später begriff sie: Es lag an Marks Stimme, die vom Kom-Schirm hinter ihr erklang. Wenn er ihr bei langwierigen Vorbereitungen Gesellschaft leistete, wechselten sie sich immer damit ab, Kaffee zu holen. Aus reiner Angewohnheit hatte sie auch eine Tasse für ihn geordert. Allerdings: Diesmal konnte er nicht daraus trinken. Noch gab es keinen Transporter, mit dem es möglich war, Gegenstände über viele Lichtjahre hinweg zu transferieren.
    Sie griff nach einer Tasse und klemmte sich gleichzeitig mehrere Datenblocks unter den Arm, um nicht zweimal gehen zu müssen. Kurze Zeit später rutschten die kleinen Geräte auf den Tisch, um dort einen unordentlichen Haufen zu bilden. Die Kaffeetasse stellte Janeway in sicherer Entfernung von ihren Ellenbogen ab.
    »Der Tierarzt hat angerufen«, sagte Mark. Er nahm es einfach hin, daß Kathryn gedankenlos den vom visuellen Sensor erfaßten Bereich verlassen hatte. An diese Art von Chaos kurz vor einer neuen Mission war er gewöhnt.
    Sie trank einen Schluck Kaffee und nahm den ersten Bericht von einem hohen Stapel. »Und?«
    »Und ich hatte recht«, erwiderte Mark.
    Janeway schluckte hastig, um sich nicht die Zunge zu verbrennen. »Sie ist trächtig?«
    Der Mann auf dem Schirm lächelte selbstgefällig. Wenn er in Reichweite gewesen wäre, hätte ihn Kathryn jetzt ordentlich in die Wange gezwickt. »Sie wirft in sieben Wochen.«
    In sieben Wochen? Das bedeutete: Bear war schon seit einer ganzen Weile trächtg. Es hätte mir eigentlich klar sein müssen, dachte Janeway. Sie hob die Hand zur Stirn und versuchte, dahinter etwas Platz für andere Gedanken zu schaffen. »Du mußt sie nach Hause bringen, Mark!«
    »Wie bitte? Ich habe gerade erst den Teppich reinigen lassen!«
    »Sie wird Mutter«, betonte Kathryn. Fast hätte sie laut gelacht, als Mark skeptisch die Stirn runzelte. »Ich kann sie nicht in einem Tierheim lassen, während ichc «
    »Fällt das in die Kategorie Liebe meinen Hund wie mich selbst?« warf Mark ein.
    Janeway lächelte.

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